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10.06.2008 22:00

Neuer Ansatz bei Chemotherapie-Resistenz

Sonja Jülich Public Science Center
Rudolf-Virchow-Zentrum / DFG - Forschungszentrum für Experimentelle Biomedizin

    Wissenschaftler blockieren gezielt Mechanismus in Krebszellen

    Würzburg, 10.06.2008. Krebszellen, die resistent gegen eine Chemotherapie werden, sind eines der größten Hindernisse in der Krebstherapie. Einige Krebsarten wie Hautkrebs reagieren auf eine Behandlung nur sehr eingeschränkt. Wissenschaftler um PD Dr. Margarete Schön und Prof. Dr. Michael Schön vom Rudolf-Virchow-Zentrum und der Hautklinik der Universität Würzburg und Göttingen konnten jetzt im Tiermodell die Resistenz überwinden. Die Tiere wurden wieder empfindlich für die Chemotherapie. Ihre Ergebnisse beschreiben sie heute in der Online-Veröffentlichung der renommierten Fachzeitschrift "Journal of the National Cancer Institute".

    Eine Chemotherapie ist oft die letzte Hoffnung, wenn andere Methoden den Krebs zu bekämpfen, versagt haben. Sie wird daher nur bei besonders gefährlichen Krebsarten durchgeführt oder erst dann, wenn sich bereits Metastasen im Körper gebildet haben. Dabei werden dem Körper so genannte Zytostatika zugeführt, die Krebszellen an ihrem ungehinderten Wachstum und der Vermehrung hindern und so abtöten sollen. Krebszellen haben nämlich das normale Programm einer Zelle abgestellt, die ein unkontrolliertes Wachstum und den natürlichen Zelltod kontrolliert. Zytostatika funktionieren auch im besten Falle.

    Doch eine große Zahl der Krebsarten, wie der "schwarze Hautkrebs", ist nahezu komplett widerstandsfähig gegen die Therapie. Die Krebszellen haben ihre Strategie geändert und sich einen alternativen Weg gewählt. In der Zelle gibt es nämlich viele Wege, die das Wachstum und die Vermehrung kontrollieren. Man spricht von einer Chemotherapie-Resistenz. Die Resistenz ist der größte Feind der Therapie, die Chemotherapie aber oft die letzte Therapiemöglichkeit. Wissenschaftler versuchen daher seit einigen Jahren die verschiedenen Mechanismen der Resistenzentwicklung genauer verstehen, um diese dann gezielt blockieren zu können und die Krebszellen wieder empfindlicher für die Chemotherapie zu machen. Bisher ist allerdings noch kein Medikament erfolgreich in der Anwendung.

    Forscher um Margarete und Michael Schön suchten nun nach einem Blocker für einen speziellen Weg, von dem bekannt ist, dass er nicht nur bei der Entstehung von Krebs eine Rolle spielt, sondern auch die beschriebene Chemotherapie-Resistenz auslöst: der NF-kappa-B-Weg. Den Forschern ist es gelungen, das Übel direkt an der Wurzel zu packen. Sie haben einen neuen Blocker gefunden, der den gesamten Weg lahmlegt. Das Ergebnis ist vielversprechend: Krebszellen in Kultur, aber auch im Tiermodell werden wieder empfindlich für die Chemotherapie.

    In ihren Experimenten behandelten sie Tiere, die an Lungenkrebs erkrankt waren, nur mit KINK-1 oder verschiedenen Zytostatika, beispielsweise Doxorubicin, alleine, und mit einer Kombination aus einem Zytostatikum und KINK-1. Nur eine kombinierte Gabe war erfolgreich. Dann konnte die Bildung von Metastasen merklich reduziert werden und so der Krebs behandelt werden. Der neue Wirkstoff fungiert also nicht selbst als Chemotherapeutikum, sondern hilft nur, die Zellen wieder empfindlicher zu machen für das zusätzlich verabreichte Zytostatikum, also für die Chemotherapie. KINK-1 ist also ein Erfolg versprechendes Mittel gegen die Chemotherapie-Resistenz.

    Für den Hautarzt Michael Schön, der täglich mit dem Problem der Chemotherapie-Resistenz zu kämpfen hat, ein wichtiger Schritt: "Unsere Ergebnisse liefern einen erfolgreichen Ansatz, der ein wichtiger Baustein in der Krebstherapie werden kann. Der NF-kappa-B-Weg ist in vielen Krebsarten vorhanden, daher müsste die Therapie sehr universell funktionieren. Unsere bisherigen Studien zeigen außerdem eine sehr hohe Verträglichkeit." Nun müsse die Übertragbarkeit auf andere Krebsarten genau geprüft werden. Wie bei jedem Medikament müssen jetzt die verschiedenen Stufen der präklinischen und klinischen Studien durchlaufen werden.

    Für ihre Arbeit wurde das Forscherpaar Margarete und Michael Schön am 25.04.08 in Frankfurt mit dem MTTC Award des Deutschen Council der Fortbildungsinitiative "Molecular Targeted Therapy of Cancer" ausgezeichnet.

    Margarete Schön, B. Gregor Wienrich, Susanne Kneitz, Helga Sennefelder, Katharina Amschler, Verena Vöhringer, Olaf Weber, Thorsten Stiewe, Karl Ziegelbauer and Michael Schön. KINK-1, a novel small-molecule inhibitor of IKKbeta, and the susceptibility of melanoma cells to antitumoral treatment. J. Natl. Cancer Inst. 100 (12), 862-875, 2008.

    Kontakt:

    Prof. Dr. Michael Schön
    (seit einigen Wochen jetzt in Göttingen)
    Leiter der Hautklinik der Universität Göttingen
    Tel: 0551-39-6401
    Email: michael.schoen@med.uni-goettingen.de

    PD Dr. Margarete Schön
    Rudolf-Virchow-Zentrum, Universität Würzburg
    Tel.: 0931-201-48977

    Sonja Jülich
    Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Rudolf-Virchow-Zentrum, Universität Würzburg
    Tel.: 0931-201-48714


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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