Dirk Vanderbeke zum neuen Anglistikprofessor der Universität Jena ernannt
Jena (17.06.08) Es sind die schwer verständlichen, fast unlesbaren Bücher, die Prof. Dr. Dirk Vanderbeke reizen. Joyces "Ulysses" und "Finnegans Wake" oder Pynchons "Gravity's Rainbow" begeistern den frisch ernannten Lehrstuhlinhaber für Anglistische Literaturwissenschaft der Universität Jena. Dabei beschränkt sich der Anglist nicht nur auf fiktionale Literatur. Gespräche mit Physikern über die Quantentheorie, "ein Gebiet, das sich der Sprache verweigert", gaben den Anstoß für seine Dissertation "Worüber man nicht sprechen kann", die er 1995 in Frankfurt/Main abschloss. Darin analysierte er in Philosophie, Naturwissenschaft und Literatur das Phänomen, dass sich viele Probleme der Sprache entziehen und sprachlich kaum darstellbar sind.
Ging es hier um analoge Vermittlungsprobleme in den unterschiedlichen Wissensbereichen, so beschäftigte sich seine Habilitation (2004 in Greifswald) eher mit Konflikten zwischen den Fakultäten. Dabei untersuchte er "Theoretische Welten und literarische Transformationen: Die Naturwissenschaften im Spiegel der ,science studies' und der englischen Literatur des ausgehenden 20. Jahrhunderts". Anders als mancher Kollege schlägt sich Vanderbeke hier auf die Seite der Naturwissenschaften, denn "Geisteswissenschaftler können nicht für sich beanspruchen, über jede, und daher auch die naturwissenschaftliche Sprache zu richten, nur weil darin Metaphern zur Anwendung kommen". Metaphern haben unterschiedliche Funktionen je nach Disziplin und Anwendung. Eine allzu einfache Gleichsetzung der verschiedenen Textsorten und eine daraus resultierende radikale Kritik sollten sich schon aus gegenseitigem Respekt verbieten, fordert der engagierte Wissenschaftler. Zumal es auch kaum im Interesse der Literaturwissenschaften liegen könne, den kognitiven Wert einer poetischen Sprache leichtfertig in Zweifel zu ziehen.
Sein starkes Interesse für die Naturwissenschaften, neben der Physik besonders die Biologie - "Evolution ist auch für die Literaturwissenschaft ein spannendes Thema" -, hat ihn auch nach Jena gezogen. Unter zwei Rufen entschied er sich für die Friedrich-Schiller-Universität, weil "hier vielfältige fachübergreifende Anknüpfungspunkte zu finden sind". Und weil hier im Gegensatz zu manch anderer Universität "die Geisteswissenschaften noch ernst genommen werden", was er seit seiner hiesigen Lehrstuhlvertretung im vergangenen Semester immer wieder erleben konnte.
Auch in Zukunft will sich Vanderbeke in Jena, wohin seine Frau und die beiden Kinder in nächster Zeit folgen werden, schwierigen Themen annehmen. Mit Erzählen als Teil der Evolution wird er sich ebenso beschäftigen wie weiterhin mit James Joyce, von dessen "Ulysses" er 2004 mit Kollegen eine kommentierte Ausgabe der deutschen Übersetzung herausgegeben hat. Darüber hinaus gehören zu seinen Forschungsinteressen Filme und Filmtheorie, die Literatur der frühen Neuzeit, die Science Fiction und Kriminalliteratur, die Wissenschaftstheorie und die Literaturdidaktik - viele Anknüpfungspunkte für eine breite Lehre und Forschung und für Analysen "unlesbarer" Texte.
Kontakt:
Prof. Dr. Dirk Vanderbeke
Institut für Anglistik/Amerikanistik der Universität Jena
Ernst-Abbe-Platz 8
07743 Jena
Tel.: 03641 / 944510
E-Mail: vanderbeke[at]t-online.de
Der neue Jenaer Anglist: Prof. Dr. Dirk Vanderbeke.
Foto: Peter Scheere/FSU
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Sprache / Literatur
regional
Personalia
Deutsch
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