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17.06.2008 13:56

ADHS-Kinder schauen in die "Röhre"

Thomas von Salzen Pressestelle
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen

    JARA-Kooperationsprojekt: Moderne Bildgebungsverfahren zeigen veränderte Gehirnaktivität

    Rund fünf Prozent aller Schulkinder leiden unter dem so genannten Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom, kurz ADHS. Sie können sich nicht lange konzentrieren, sind motorisch überaktiv und in ihren Handlungen impulsiv. Wissenschaftler der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie sowie des Lehr- und Forschungsgebietes Klinische Neuropsychologie des Kindes- und Jugendalters am Universitätsklinikum Aachen konnten nachweisen, dass sich die psychische Störung, die zu 70 bis 80 Prozent genetische Ursachen hat, in bestimmten Gehirnarealen zeigt. In verschiedenen Studien erwies sich das Frontalhirn, das unter anderem die Aufmerksamkeit sowie Planungs- und Problemlösungsprozesse steuert, bei ADHS-Kindern als weniger aktiv als bei gesunden Kindern gleichen Alters. Gleichzeitig ließen sich bei den jungen Patienten verminderte Gehirnaktivitäten im Striatum nachweisen, welches für motorische Abläufe zuständig ist.

    "Dank moderner Bildgebungsverfahren ist es heutzutage möglich, dem Gehirn quasi beim Denken zuzusehen", berichtet Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Dipl.-Psych. Kerstin Konrad vom Lehr- und Forschungsgebiet Klinische Neuropsychologie des Kindes- und Jugendalters. Hierfür lösen die Patienten im Kernspintomographen bestimmte Aufgaben. Währenddessen werden Bilder des Gehirns aufgenommen, die zeigen, welche Hirnregionen gerade aktiv sind. Durch eine eingehende Bildanalyse verspricht sich die Forschung weitergehende Erkenntnisse über die Entstehung der Symptome und über mögliche Behandlungsmethoden.

    Die Aachener Wissenschaftler arbeiten Hand in Hand mit ihren Kollegen im Forschungszentrum Jülich: Die Patienten werden am Universitätsklinikum in Aachen medizinisch und psychologisch betreut, während die modernen Messverfahren aufgrund der hervorragenden technischen Ausstattung überwiegend in Jülich stattfinden. Grundlage für die Zusammenarbeit ist unter anderem die Jülich-Aachen Research Alliance, kurz JARA. Sie wurde im August 2007 institutionalisiert und intensiviert die Zusammenarbeit zwischen der RWTH Aachen und dem Forschungszentrum Jülich. JARA ist ein wesentlicher Bestandteil des Zukunftskonzeptes der RWTH im Rahmen der Exzellenzinitiative und verfügt derzeit über die drei Sektionen JARA-Fit (Fundamentals of Future Information Technology), JARA-SIM (Simulation Sciences) und JARA-BRAIN (Translational Brain Medicine). "In JARA BRAIN werden neurowissenschaftliche Forschungsaktivitäten der RWTH Aachen und des Forschungszentrum Jülich gebündelt. Etwa 20 Kliniken, Institute und Lehrstühle der RWTH Aachen und alle neurowissenschaftlichen Institute im Forschungszentrum Jülich sind in diesem ambitionierten Forschungsverbund aktiv", erläutert Konrad.

    ADHS wird - je nach Schweregrad - durch eine individuelle Kombination von psychotherapeutischen Maßnahmen und Medikamenten therapiert. Auch wenn sich bei einem Teil der ADHS-Patienten über die Jahre die Symptomatik reifungsbedingt zurückbildet, hat doch noch jeder Dritte im Erwachsenenalter mit Konzentrationsschwäche, Impulsivität und anderen Auffälligkeiten zu kämpfen. Die Wissenschaftler der RWTH und des Forschungszentrums Jülich arbeiten daher mit Hochdruck an optimierten Therapieansätzen. Derzeit wird im Rahmen der gemeinsamen DFG-Forschergruppe "Aufmerksamkeit und ihre Störungen" eine Studie zum Vergleich verschiedener Therapieverfahren durchgeführt. "Es gibt Medikamente, die entweder vorzugsweise im Frontalhirn oder im Striatum wirken", berichtet Konrad. Um die unterschiedlichen Wirkungsmechanismen und ihre Auswirkungen auf das Gehirn abzubilden, werden die acht- bis zwölfjährigen Patienten künftig mehrfach im Kernspintomographen untersucht. Mit Hilfe einer Kontrollgruppe soll zudem analysiert werden, ob sich die Gehirne der ADHS-Kinder über einen längeren Zeitraum denen der gesunden Kinder annähern.

    von Ilse Trautwein

    Weitere Informationen bei: Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Dipl.-Psych. Kerstin Konrad, Lehr- und Forschungsgebiet Klinische Neuropsychologie des Kindes- und Jugendalters am Universitätsklinikum Aachen, Telefon AC: 0241/8088768, Jülich: 02461/612084, E-Mail: kkonrad@ukaachen.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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