Frege-Zentrum an der Universität Jena will die grundlegenden Strukturen der Wirklichkeit erforschen
Hier die korrekte Fassung der Meldung:
Jena (19.06.08) Genetiker reden ebenso von der "genetischen Molekularsprache" wie die Informatiker von der "Programmiersprache" oder die Kunsthistoriker von der "Sprache der Bilder". Tatsächlich scheint Sprache ein universelles Strukturprinzip zu sein, das für den Aufbau komplexer Organisationsformen grundlegend ist - eine Vorstellung, die zugleich das Kernanliegen der Strukturwissenschaften verdeutlicht. "Die Strukturwissenschaften", so erläutert Prof. Dr. mult. Bernd-Olaf Küppers von der Friedrich-Schiller-Universität Jena, "untersuchen die abstrakten Strukturen der Wirklichkeit, und zwar zunächst unabhängig von der Frage, wo diese in natürlichen, künstlichen, ökonomischen oder sozialen Systemen vorkommen."
Jetzt hat der Physiker und Philosoph in Zusammenarbeit mit dem Informatiker Prof. Dr. Clemens Beckstein und dem Computerlinguisten Prof. Dr. Udo Hahn an der Friedrich-Schiller-Universität Jena das weltweit erste Zentrum für Strukturwissenschaften gegründet. Das in seiner Form einzigartige Zentrum erinnert mit seinem Namen an den bedeutenden Philosophen der Universität Jena, Gottlob Frege, der mit seinen sprachlogischen Arbeiten nicht zuletzt auch das strukturwissenschaftliche Denken ganz wesentlich initiiert hat.
In ihrem hohen Abstraktionsgrad, so Küppers, liege die fachübergreifende Aufgabe der Strukturwissenschaften begründet. Zu ihnen gehören bekannte Disziplinen wie die Informations- und die Chaostheorie, die Spiel- und die Systemtheorie, aber auch weniger bekannte Disziplinen wie Synergetik, Netzwerktheorie, Kybernetik, Theorie der Selbstorganisation und Entscheidungstheorie. Die Strukturwissenschaften sind in allen Wirklichkeitsbereichen für die Analyse komplexer Strukturen und Wirkzusammenhänge unverzichtbar. Dementsprechend finden Natur-, Wirtschafts-, Sozial- und Geisteswissenschaftler in den Strukturwissenschaften immer häufiger eine gemeinsame Sprache. Mit dem Frege-Zentrum, an das Wissenschaftler aus deutschen und ausländischen Universitäten und Forschungseinrichtungen als Mitglieder berufen werden, verfolgt Küppers ein grundlegendes Ziel: die Anerkennung und Förderung der Strukturwissenschaften als Fundament der modernen Wissenschaften.
Unter dieser Zielsetzung bietet das Frege-Zentrum die Plattform nicht nur für fakultätsübergreifende Projekte innerhalb der Friedrich-Schiller-Universität, sondern auch für internationale Kooperationsvorhaben in Forschung und Lehre, die zu einem weltweiten Netzwerk von Strukturwissenschaftlern ausgebaut werden sollen.
Küppers ist sich sicher: Das strukturwissenschaftliche Denken wird eines Tages Grundstein aller wissenschaftlichen Arbeit sein. Dementsprechend sieht er auch eine wichtige Aufgabe des Frege-Zentrums in der Mitwirkung an der universitären Lehre. Denn die Universität der Zukunft, so der Ausblick von Bernd-Olaf Küppers, wird sich ganz wesentlich um die Strukturwissenschaften herum gruppieren müssen, da es die Strukturwissenschaften sind, die an den verstärkt interdisziplinär ausgerichteten Universitäten eine wissenschaftliche Kernkompetenz zu vermitteln vermögen.
Das sei jedoch noch "Zukunftsmusik": Vorerst ist das Frege-Zentrum eine Einrichtung, an der sich Wissenschaftler der verschiedenen Disziplinen treffen, um grundlegende Strukturen zu erforschen. "Denn Sprache", so Küppers, "ist nur ein Beispiel für unzählige universelle Strukturprinzipien."
Kontakt:
Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Bernd-Olaf Küppers
Institut für Philosophie der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Zwätzengasse 9, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944136
E-Mail: bernd.kueppers[at]uni-jena.de
Der Direktor des Frege-Zentrums für Strukturwissenschaften: Professor Bernd-Olaf Küppers.
Foto: privat
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Informationstechnik, Mathematik, Philosophie / Ethik, Physik / Astronomie, Religion, Sprache / Literatur
überregional
Forschungsprojekte, Organisatorisches
Deutsch
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