Jena. (9.11.00) Dem Thüringer Appell gegen Ausländerfeindlichkeit und extremistische Gewalt schließt sich auch die Friedrich-Schiller-Universität Jena an. "Uns allen ist klar, dass eine zukunftsweisende Entwicklung in Wirtschaft und Wissenschaft unseres Landes ohne den Austausch mit dem Ausland keine Chancen besitzt", erklärte Rektor Prof. Dr. Karl-Ulrich Meyn. "Wir brauchen mehr Wissenschaftler, Studenten und Fachkräfte aus dem Ausland. Das ist von geradezu existenzieller Bedeutung." Heimatliebe zu Thüringen sowie Toleranz und Aufgeschlossenheit gegenüber Fremden gingen daher Hand in Hand.
Deshalb nimmt Meyn auch stellvertretend für die ganze Universität an der heutigen Kundgebung vor der Erfurter Synagoge teil, die von der Landesregierung, dem Landesparlament und der Stadt Erfurt getragen wird. "Ideell werden dann 15.900 Studenten und 6.200 Mitarbeiter hinter mir stehen", weiß der Jenaer Rektor, "unsere Universität ist weltoffen nicht nur im Sinne der akademischen Freiheit." Gegenüber rechtsradikalen Gewalttätern forderte der Rechtswissenschaftler die volle Härte der Strafjustiz.
Der 9. November sei eines der denkwürdigsten Daten in der deutschen Geschichte. Es symbolisiere wie kaum ein anderer Tag mit dem Gedenken an die Reichspogromnacht 1938 und an die friedliche Revolution 1989 zugleich deutschen Ungeist und Geist. Er selbst empfinde an diesem Tag gemischte Gefühle, so der Jenaer Rektor, einerseits Trauer über die gräßliche Intoleranz und die Verfolgung Unschuldiger im Hitlerregime und andererseits Stolz und Zuversicht wegen der großartigen Leistung der Menschen in der ehemaligen DDR, die zur Öffnung der Mauer und zum Ende der kommunistischen Diktatur geführt haben. Meyn: "Beides dürfen und wollen wir nicht vergessen, wenn wir die Zukunft unseres Landes gemeinsam gestalten. Die Zukunft in Deutschland gehört einer toleranten Demokratie."
Friedrich-Schiller-Universität
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