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02.07.2008 11:32

Internationale Forensiker nehmen Strafrecht unter die Lupe

Ingrid Rieck Presse- und Kommunikationsstelle
Universität Rostock

    Fachtagung unternimmt länderübergreifende Vergleiche

    Am 4. und 5. Juli 2008 findet in Rostock ein internationales Symposium für Experten der Kinder- und Erwachsenenforensik statt. Thema der von deutschen und polnischen Medizinern organisierten Konferenz sind "Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Jugend- und Erwachsenenforensik in Europa". Ziel ist eine Bestandsaufnahme und Vergleich der gesetzlichen Grundlagen im Umgang mit jungen und erwachsenen Straftätern in den verschiedenen europäischen Ländern. Dabei wollen die Mediziner auch konkrete Kritik am Justizsystem ihrer jeweiligen Länder üben. Die Rostocker Kinder- und Jugendpsychiater kritisieren in diesem Zusammenhang die gerade in Deutschland diskutierte Absenkung des Strafmündigkeitsalters sowie die bereits beschlossene nachträgliche Sicherungsverwahrung für jugendliche Straftäter. Zu der Tagung, die von Forensikern aus Rostock und Polen ausgerichtet wird, werden ca. 90 Teilnehmer aus ganz Europa erwartet.

    Die unlängst beschlossenen Änderungen der Gesetzeslage bezogen auf jugendliche Straftäter werden nach Ansicht des Rostocker Kinder- und Jugendpsychiaters Professor Dr. Frank Häßler nicht die erhoffte Wirkung haben. "Weder die derzeit diskutierte Absenkung des Strafmündigkeitsalters noch die beschlossene Möglichkeit der nachträglichen Sicherheitsverwahrung werden größeren Einfluss auf die Kriminalität haben", prophezeit Professor Dr. Häßler. Eine solche nachträgliche Sicherungsverwahrung betreffe Jugendliche, die zu mindestens sieben Jahre Freiheitsstrafe verurteilt wurden und deren Gefährlichkeit nach wie vor zu Tage tritt. Professor Häßler kritisiert an dieser Regelung die Annahme einer statischen und unveränderlichen Persönlichkeit, der die Sicherungsverwahrung Rechnung trägt. "Das geht an jeder Entwicklungstheorie vorbei, zumal Delinquenz vielfältigste Ursachen hat", so der Kinderpsychiater. Anstelle nachträglicher Sicherungsverwahrung sollte lieber Geld für effektive Präventivprogramme ausgegeben werden. Glücklicherweise ist die Zahl der in Frage kommenden jugendlichen Straftäter extrem gering, so dass kaum ein konkreter Fall für die nachträgliche Sicherungsverwahrung in Frage käme.

    Vom internationalen Vergleich erhofft sich Professor Häßler auch neue Erkenntnisse über den Umgang mit dem Strafrecht in der Bundesrepublik Deutschland. "Wir wollen im Austausch mit unseren Kollegen erfahren, wie mit unseren aktuellen Problemen in anderen Ländern umgegangen wird. Es geht um eine Bestandsaufnahme und eine kritische Überprüfung der nationalen Regelungen", so Professor Häßler. Tatsache sei, dass das deutsche Maßregelvollzugssystem teuer und wenig ausdifferenziert sei und daher oft am tatsächlichen Bedarf vorbei gehe. Zu der Rostocker Tagung werden rund 90Teilnehmer aus dem In- und Ausland erwartet. Zu den Referenten gehören die renommiertesten Forensiker Europas, darunter Professor Reinhard Haller aus Innsbruck und Professor Norbert Nedopil aus München.

    4. und 5. Juli 2008, 14. Hanseatisches Symposium, V. Polnisch-Deutsche Konferenz
    4. Juli, Beginn 9.00 Uhr
    5. Juli, Beginn 9.00 Uhr
    Ort: Penta Hotel Rostock, Schwaansche Str. 6, 18055 Rostock

    Kontakt
    Professor Dr. Frank Häßler
    Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendneuropsychiatrie/Psychotherapie
    Zentrum für Nervenheilkunde
    Universitätsklinikum Rostock
    Gehlsheimer Straße 20
    18147 Rostock
    Tel. 0381/4944600
    http://www-kjpp.med.uni-rostock.de

    Professor Dr. med. Emil C. Reisinger
    Dekan der Medizinischen Fakultät
    Universität Rostock
    Rembrandtstraße 16/17
    18057 Rostock
    Tel. 0381/4945001


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Psychologie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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