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14.11.2000 11:52

Wie Wilhelm Raabe, Theodor Heuss und Siegfried Wagner in einen Verein kamen

Ole Lünnemann Referat Hochschulkommunikation
Universität Dortmund

    Eine an der Universität Dortmund erarbeitete Studie beleuchtet die Bildung von literarisch-kulturellen Gruppierungen zwischen Vormärz und Weimarer Republik.

    Das Problem kennt eigentlich jeder: man ist Mitglied eines Vereins und fragt sich gelegentlich, wie so viele Menschen zusammenkommen, ganz Verschiedenes wollen und machen und dennoch das Gefühl haben können, etwas Gemeinsames zu tun.

    Das Buch von Rolf Parr stellt diese Frage für literarisch-kulturelle Vereine, Gruppen und Bünde in der Zeit zwischen Vormärz und Weimarer Republik: Was läßt ein eigentlich heterogenes Ensemble von Mitgliedern in einer literarisch-kulturellen As-Sociation und unter einer Programmatik zusammenkommen? Warum kann die in ästhetischer Hinsicht nicht minder heterogene künstlerische Produktion der Beteiligten dennoch als "Ganzheit" wahrgenommen werden?

    Als Antwort auf diese und weitere Fragen wird im ersten Teil der Dortmunder Habilitationsschrift von Hochschuldozent Dr. Rolf Parr eine Literatursoziologie literarisch-kultureller Gruppierungen entwickelt, die das methodische Instrumentarium der Diskursanalyse nutzt, um die "harten" sozialhistorischen "Daten" der Gruppierungen und die "weichen" ästhetischen Strukturen der "Programme" und "Werke" im Schnittfeld ihrer gemeinsamen interdiskursiven Elemente aufeinander zu beziehen.

    Erprobt wird dieses Modell für den Zeitraum von 1843 bis 1924 an den Stuttgarter Künstlergesellschaften Glocke und Bergwerk, dem Straßburger Stürmerkreis, sowie dem Berliner Charonkreis.

    Im zweiten Teil geht es um den in der Vereinstopographie der Jahrhundertwende auf Grund seiner zugleich "modernen" und "antimodernen" diskursiven Position kulturhistorisch besonders interessanten Werdandi-Bund. 1907 gegründet gehört er zu jenen konservativ-kulturkritischen Vereinigungen, die neue Weltanschauungs-Synthesen und neue, einheitlich-ungespaltene (as-sociierte) Sozialkörper propagierten, de facto aber einander entgegenlaufende Diskurse und Praktiken produzierten bzw. provozierten.

    So zog der Werdandi-Bund gleichzeitig den jungen Theodor Heuss wie manchen Vertreter eines eher völkischen Konservatismus an. Dennoch versprachen sie sich von ihrem kunstpolitischen Programm eine Erneuerung des "Deutschtums", mit der sie den vielfältigen Irritationen der Moderne begegnen wollten.

    Ein editorischer Anhang macht erstmals Briefe und Dokumente zu Werdandi-Bund, Glocke und Bergwerk zugänglich, darunter einen bisher unbekannten Text des Schriftstellers Franz Dingelstedt.
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    Literaturhinweis:
    Rolf Parr: Interdiskursive As-Sociation. Studien zu literarisch-kulturellen Gruppierungen zwischen Vormärz und Weimarer Republik. Tübingen: Niemeyer 2000 (Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur, Bd. 75); 460 S., 34 Abb., DM 138,- .
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    Nähere Information:
    Dr. Rolf Parr,
    Ruf: 0231 755 2920, Mail: parr@mail.fb15.uni-dortmund.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Politik, Recht, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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