idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
23.11.2000 17:22

»Grand Prix« der IT für das Fraunhofer-IGD

Bernad Lukacin Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD

    Presseinformation Nr. 49 - 2000
    Darmstadt, 23. November 2000

    Telemedizin-Projekt gewinnt »Grand Prix« der Informationstechnologie

    Die Telemedizin-Anwendung »TeleInViVo« ist eines von drei innovativen Entwicklungen, die am 7. November in Nizza mit dem »Großen Preis für ein Europa der Informationstechnologie 2001« ausgezeichnet wurden. Stellvertretend für das Team nahm der Projektleiter und Initiator Prof. Georgios Sakas vom Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD die Trophäe aus der Hand von EU-Kommisar Erkki Liikanen entgegen. Die drei europäischen »Oscars der Informationstechnologie« sind die höchste Auszeichnung in Europa auf diesem Sektor und zählen zu den international renommiertesten Technologiepreisen insgesamt. Sie sind mit je 200 000 Euro dotiert.

    Bei der Verleihung würdigten Liikanen und die Jury das interdisziplinäre Projekt als »hervorragendes Beispiel grenzübergreifender, europäischer und internationaler Kooperation, das technologische Innovation, Marktpotential und soziale Komponente in idealtypischer Weise kombiniert«.

    Das Besondere an »TeleInViVo«: Die transportable, telemedizinische Arbeitsstation integriert ein 3D-Ultraschall-Gerät mit einem PC, der über beliebige Telekommunikationskanäle Daten austauschen kann. Die Technik ist in einem leichten Aluminiumkoffer verpackt. Ein Arzt oder medizinischer Assistent kann die Ultraschall-/ bzw. Radiologie-Aufnahmen von Patienten überall auf der Welt vor Ort scannen und in dreidimensionale Volumendaten umwandeln. Diese dreidimensionalen Patientendaten sendet der behandelnde Arzt zu einem Experten, der sich tausende Kilometer entfernt befinden kann. Der komprimierte Datensatz kann schnell und unkompliziert via Internet, LAN, ISDN, analogem Modem, Satellit oder auch GSM-Handy übertragen werden. Die beiden Mediziner können sich daraufhin bei Bedarf zu einer Telekonsultation im Netz treffen, um die dreidimensionalen Bilddaten zu begutachten. Der Experte kann beispielsweise bei auffälligen Befunden in der Leber diagnostizieren, ob es sich dabei beispielsweise um einen Parasiten, einen Tumor oder eine Zyste handelt. Da er die gesamten Volumendaten des Organs auf seinem Rechner hat, kann der Spezialist neue Schnittbilder erzeugen, bestimmte Bereiche vergrößern oder einfärben, um Fehlbildungen zu erkennen. Die Patienten müssen sich um die Sicherheit ihrer Daten keine Sorgen machen: Dongel am PC, kryptographische Verfahren, verschlüsselte Wavelet-Kompression und anonyme, nicht personenbezogene ID schützen die sensiblen Daten vor unberechtigtem Zugriff - während der Übertragung und auf dem Rechner der Mediziner.

    »Wir haben den Preis nicht nur für die Technologie bekommen, sondern dafür, dass wir eine ausgereifte Lösung präsentieren konnten, die in sechs Ländern auf drei Kontinenten sich bewährt hat«, sagte Prof. Georgios Sakas kurz nach der Preisübergabe. Das Projekt »TeleInViVo«, initiiert und geleitet vom Fraunhofer IGD, startete 1997 und hat den Härtetest auf drei Kontinenten schon bestanden: Seit über einem Jahr laufen die Feldversuche mit der telemedizinischen Arbeitsstation. Zunächst haben Ärzte auf den Azoren und den Kanarischen Inseln ihre Patientendaten an die Experten in der Radiologieabteilung der Universitätsklinik von Coimbra in Portugal gesandt und online begutachtet. Kurz darauf sind in Kooperation mit der UNESCO insgesamt vier weitere Arbeitsstationen in Uganda und Kasachstan installiert worden. Auch in Aralsk, ohne Fluganbindung und somit zwei Tagesreisen mit dem Zug von der kasachischen Großstadt Alma Ata entfernt, erhalten nun Patienten eine professionelle medizinische Versorgung, seit die ansässigen Ärzte sich mit den Experten der Universitätsklinik Coimbra austauschen können. Die Telekonsultation verhilft dem Mediziner vor Ort nicht nur zu einer besseren Diagnose und der Auswahl der besten Behandlungsmethode. Er erhält von dem Experten damit auch ein kontinuierliche Schulung. Fast 1000 erfolgreiche Konsultationen insgesamt werden schätzungsweise bis Ende 2000 an den zehn »TeleInViVo«-Standorten stattfinden - zirka 96 Prozent der Fälle konnten die Mediziner gemeinsam lösen.

    Doch nicht nur für entlegene Gebiete, Inseln, Krisen- oder Kathastrophengebiete sowie für das Militär ist die telemedizinische Arbeitsstation hervorragend geeignet. Diese Workstation kann zukünftig auch auf Schiffen, bei Langstreckenflügen, auf Bohrinseln, in Forschungsstationen und anderen abgelegenen Orten die medizinische Versorgung sichern. Viele andere Einsatzmöglichkeiten sind denkbar, denn insbesondere dreidimensionale Ultraschallmessungen können universell in der Diagnostik eingesetzt werden: Sie sind ungefährlich, kostengünstig und können auch mit einem tragbaren Gerät durchgeführt werden. Der Prototyp hat zur Zeit noch die Größe eines Pilotenkoffers und kostet zirka 40.000 Mark. Doch Prof. Sakas hat errechnet, dass sich die Station bei einer Serienfertigung auf die Abmessungen eines etwas voluminöseren Labtops verkleinern lässt und der Herstellungspreis sich auf 10.000 bis 15.000 Mark reduzieren wird.

    Die prämierte telemedizinische Station zeigt das Fraunhofer IGD auf der Messe Medica 2000, die vom 22. bis 25. November in Düsseldorf stattfindet, in der Halle 14, Stand E49-F60.

    Das Fraunhofer IGD in Darmstadt hat das TeleInViVo-Projekt in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Graphische Datenverarbeitung (ZGDV) und dem Centro Computação Graficá in Coimbra, Portugal realisiert. Weitere Konsortialpartner sind: UNESCO in Paris, Frankreich; DSC Dr. Stärk Computer GmbH in Langen; PIE Medical in Maastricht, Holland; CATAI auf Teneriffa, Spanien; Hospitais da Universidade de Coimbra, Portugal und Hospital de Ponta Delgada auf den Azoren, Portugal.

    Detaillierte Informationen zum TeleInViVo-Projekt sowie Links zu den Konsortialpartnern und Partnerkliniken finden Sie unter: http://www.igd.fhg.de/teleinvivo

    Mit dem »Information Society Technology Prize«, kurz IST Prize zeichnet das »European Council of Applied Sciences and Engineeering« (Euro-CASE) - in dem dieses Jahr 26 europäische Länder vertreten sind - bahnbrechende, innovative Entwicklungen und Anwendungen in der Informations- und Kommunikationstechnologie aus. Der Preis, gesponsert und unterstützt von der Europäischen Kommission, wird zum sechsten Mal verliehen. Die Jury aus namhaften europäischen Experten setzt für die »IT-Oscars« hohe Maßstäbe an: Gefordert sind neben technischer Spitzenqualität und innovativem Gehalt auch der potentielle Marktwert und die Möglichkeit, neue Arbeitsplätze zu schaffen sowie den Bürgern von Nutzen zu sein. Zu den Gewinnern der Vorjahre zählen Firmen wie Intershop, Teles und Nokia. Das Telemedizin-Projekt »TeleInViVo« ist eines der 20 prämierten Anwendungen aus Vorschlägen, die über 200 Firmen und Institutionen aus 26 Ländern eingereicht haben. Unter den 20 Gewinnern wählte die Jury in einer zweiten Stufe drei Projekte aus, die am 7. November in Nizza den »Großen Preis für ein Europa der Informationstechnologie« erhalten haben. Die drei Preisträger sind: Das Fraunhofer IGD für das Projekt »TeleInViVo«, die britische Firma MINEIT Software für das Produkt »Easyminer« und die Firma XiTact aus der Schweiz für das Produkt XiTact - Virtual Patient.

    Detaillierte Informationen zu dem IST-Prize und den Gewinnern finden Sie unter:
    http://www.it-prize.org

    Das internationale Netzwerk der Graphischen Datenverarbeitung (INI-GraphicsNet) besteht aus dem Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung (IGD), dem Zentrum für Graphische Datenverarbeitung (ZGDV) e.V., beide in Darmstadt und Rostock, und dem Fachgebiet Graphisch-Interaktive Systeme (GRIS) der Technischen Universität Darmstadt. Weitere Institutionen des Netzwerkes sind das Fraunhofer-Anwendungszentrum für Computergraphik in der Chemie und Pharmazie (AGC) in Frankfurt, das Fraunhofer Center for Research in Computer Graphics (CRCG) in Providence, Rhode Island (USA), das Fraunhofer Centre for Advanced Media Technology (CAMTech) in Singapur und das Centro de Computação Gráfica (CCG) in Coimbra (Portugal).
    Innerhalb des Netzverbundes sind an den sechs Standorten über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie mehr als 450 wissenschaftliche Hilfskräfte beschäftigt. Bei einem Haushalt von über 70 Millionen DM bildet das INI-GraphicsNet weltweit den größten Forschungsverbund auf dem Gebiet der Graphischen Datenverarbeitung.


    Weitere Informationen:

    http://www.igd.fhg.de/teleinvivo
    http://www.it-prize.org


    Bilder

    Prof. Dr.-Ing. Georgios Sakas
    Prof. Dr.-Ing. Georgios Sakas

    None

    Die Preisverleihung
    Die Preisverleihung

    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Medizin, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Prof. Dr.-Ing. Georgios Sakas


    Zum Download

    x

    Die Preisverleihung


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).