Psychoanalytiker treffen sich am 5./6. September zur Ost-West-Tagung an der Universität Jena
Jena (28.08.08) Kaum ein junger Mensch glaubt heute noch daran, im Alter durch staatliche Rentenzahlungen abgesichert zu sein. Vielmehr wächst die Spannung zwischen den Generationen: Die Jungen haben Angst, dass für sie im Alter nichts mehr übrig bleibt und fühlen sich von den älteren Beschäftigten und Rentnern "ausgebeutet". Zum anderen hängen sie viel länger am "finanziellen Tropf" der Eltern und Großeltern als früher.
"Das Einstehen füreinander ist heute längst nicht mehr so ausgeprägt wie es einmal war", sagt Professor Günter Jerouschek von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. "Seit in den 50er Jahren der sogenannte Generationenvertrag geschlossen wurde, der die Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung sichern sollte, hat sich vieles verändert", führt der Jurist und Psychoanalytiker an und verweist auf die heutige Altersverteilung. Eine große Rolle spielte die besondere deutsche Geschichte mit der NS-Diktatur, dem Zweiten Weltkrieg und der daraus resultierenden deutschen Teilung. Ihr Einfluss auf den Generationenkonflikt ist Thema der 16. Ost-West-Tagung der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung, die am 5. und 6. September an der Universität Jena stattfindet.
Im Fokus stehen die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. "Im Westen setzte sich die sogenannte 68er-Bewegung aktiv damit auseinander, dass die Elterngeneration in die NS-Zeit involviert war und lehnte sich gegen die autoritären gesellschaftlichen Strukturen auf, was für nachhaltige Veränderungen sorgte. Im Osten wurden solche Ansätze für eine gesellschaftliche Erneuerung gewaltsam unterdrückt", sagt Jerouschek. Wie sich diese unterschiedlichen Ausgangsbedingungen auf das Generationenverhältnis auswirken, wollen die etwa 80 Teilnehmer aus Wissenschaft und Praxis im Rahmen der Tagung diskutieren. Sie wollen auch der Frage nachgehen, weshalb der jüngeren Generation kaum fundierte Kenntnisse über die DDR vermittelt werden. Darüber hinaus zeichne sich sogar ein nostalgischer Umgang mit der DDR-Vergangenheit ab, so Jerouschek. Die lange Zeit totalitärer Verhältnisse werde dadurch verharmlost, oft sogar verniedlicht.
Das jährlich stattfindende Symposium begleitet und kommentiert aus psychoanalytischer Sicht den Prozess, den die Wiedervereinigung in beiden Teilen Deutschlands ausgelöst hat.
Kontakt:
Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Günter Jerouschek
Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht und Geschichte des Strafrechts
Rechtswissenschaftliche Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Carl-Zeiß-Str. 3, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 942310
E-Mail: G.Jerouschek[at]recht.uni-jena.de
http://www.recht.uni-jena.de/s05/index.htm
http://www.uni-jena.de
Der Jenaer Tagungsorganisator Prof. Dr. Dr. Dr. h. c. Günter Jerouschek.
Foto: Peter Scheere/FSU
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Politik, Psychologie, Recht
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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