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28.11.2000 19:02

Welt-AIDS-Tag 2000: Die internationale Entwicklung lässt Deutschland nicht unberührt

Susanne Glasmacher Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Robert Koch-Institut

    Für das Jahr 2000 werden in Deutschland wie in den Vorjahren etwa 2.000 neue HIV-Infektionen erwartet. Die Zahl der HIV-infizierten Menschen, bei denen sich die Immunschwäche zum Vollbild AIDS entwickelt hat, wird (unter Berücksichtigung der noch zu erwartenden Meldungen) mit etwa 500 Fällen auf dem Niveau des Vorjahres bleiben. "In Deutschland haben wir die Ausbreitung von AIDS durch Prävention und Aufklärung gut in den Griff bekommen, aber jeder Einzelfall ist tragisch und wäre in der Regel vermeidbar gewesen", sagt Professor Reinhard Kurth, AIDS-Forscher und Direktor des Robert Koch-Instituts.

    Insgesamt leben derzeit etwa 37.000 mit HIV infizierte Menschen in Deutschland, 29.000 Männer und 8.000 Frauen. Die Zahl der lebenden, mit HIV infizierten Personen steigt seit etwa 1996 leicht an, da die Patienten dank der verbesserten Therapiemöglichkeiten länger überleben. Durch die heute gebräuchliche Kombinationsbehandlung mit antiretroviralen Medikamenten kann das Fortschreiten der HIV-Infektion zum Vollbild AIDS erheblich hinausgezögert werden. Trotzdem ist die HIV-Infektion immer noch eine lebensbedrohende Erkrankung. Es ist noch nicht abschätzbar, wie lange durch die neuen therapeutischen Möglichkeiten der Krankheitsverlauf tatsächlich aufgehalten werden kann.

    Achtzig Prozent der gegenwärtig an AIDS neu erkrankenden Personen wussten bis zum Zeitpunkt der AIDS-Diagnose nicht von ihrer HIV-Infektion und konnten deshalb keine HIV-Therapie bekommen, oder sie wurden vor ihrer AIDS-Diagnose nicht mit antiretroviralen Medikamenten behandelt, obwohl das Vorliegen einer HIV-Infektion bereits längere Zeit bekannt war.

    Unter den Neuinfektionen haben nach wie homo- beziehungsweise bisexuelle Männer den größten Anteil (50 %). Auch der Anteil der über heterosexuelle Kontakte Infizierten (17 %) hat in Deutschland in den letzten Jahren zugenommen, während der Anteil der i.v.-Drogenkonsumenten (in die Vene injizierenden) unter den HIV-Neudiagnosen stabil geblieben ist (12 %). Die Zahl neu infizierter Kinder konnte durch die inzwischen möglichen Maßnahmen zur Verhinderung einer Mutter-Kind-Übertragung auf wenige Einzelfälle reduziert werden.

    Auf mittlerweile 20 % angestiegen ist der Anteil der Personen aus Ländern mit einer hohen HIV-Verbreitung in der allgemeinen Bevölkerung wie Afrika südlich der Sahara, Karibik oder Südostasien. "Damit zeigt sich, dass die Entwicklung in anderen Teilen der Welt Deutschland nicht unberührt lässt", meint Reinhard Kurth. Derzeit sind vor allem die Staaten südlich der Sahara massiv betroffen. In Botswana zum Beispiel hat sich in den vergangenen zehn Jahren etwa ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung mit HIV infiziert, was sich in den nächsten fünf bis zehn Jahren in drastisch steigenden Erkrankungs- und Sterbezahlen niederschlagen wird, auch in Zimbabwe und Südafrika sind die Durchseuchungsraten so hoch, dass sie Wirtschaft und Gesellschaft zu zerstören beginnen.

    "Aber auch die HIV-Raten in Russland sind dramatisch höher als erwartet", betont Kurth, der als Beauftragter des Bundeskanzlers Mitglied einer internationalen Task Force ist, die sich unter anderem mit der AIDS-Situation im Ostseeraum und Möglichkeiten zur Unterstützung bei Prävention und Bekämpfung befasst. Die Zahl der HIV-Infizierten in Osteuropa hat sich Laufe dieses Jahres von 420.000 auf über 700.000 erhöht, eine Entwicklung, die in erster Linie auf eine explosive Ausbreitung unter jungen Drogengebrauchern zurückzuführen ist. Es besteht die große Gefahr, dass sich aus dieser bislang vorwiegend auf jüngere männliche Drogenkonsumenten beschränkten Epidemie in den kommenden drei bis vier Jahren eine Epidemie entwickelt, bei der sich das Virus - vergleichbar der Situation in Afrika - durch ungeschützte Sexualkontakte in der Allgemeinbevölkerung ausbreitet.

    In Deutschland haben sich seit Beginn der Epidemie in den Achtziger Jahren zwischen 50.000 und 60.000 Menschen mit dem HI-Virus angesteckt, etwa 22.000 Menschen sind bislang an AIDS erkrankt und etwa 18.000 an den Folgen der HIV-Infektion verstorben. In diesem Jahr werden etwa 600 Menschen an den Folgen der HIV-Infektion beziehungsweise an AIDS sterben.

    Weitere Informationen:
    http://www.rki.de/INFEKT/AIDS_STD/AZ.HTM


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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