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05.09.2008 13:22

Den Klimakiller unter die Erde bringen

Manuela Heberer Referat Öffentlichkeitsarbeit
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Geologen der Universität Jena untersuchen Möglichkeiten der CO2-Einlagerung im Untergrund

    Jena (05.09.08) Hochwasser, Erdbeben, Wirbelstürme - beinahe täglich sind neue Klimakatastrophen in den Schlagzeilen. Die Folgen des Klimawandels bekommen die Menschen vielerorts bereits am eigenen Leib zu spüren. Welches Ausmaß sie in Zukunft erreichen werden, ist ungewiss. Erklärtes Ziel der Menschheit: Die fatale Entwicklung stoppen. "Tatsächlich geht es nur noch darum, die klimatischen Verhältnisse zu stabilisieren", weiß Prof. Dr. Reinhard Gaupp von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Verbessern oder gar kurzfristig rückgängig machen könne man die Entwicklung in keinem Fall mehr, sondern lediglich den Anstieg von Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre verringern. Am Lehrstuhl für Allgemeine und Historische Geologie untersuchen Gaupp und seine Mitarbeiter wie der geologische Untergrund in großem Stil als eine Art Klimaretter genutzt werden kann. "Statt CO2 in die Atmosphäre zu blasen, kann es im Untergrund eingelagert werden", erläutert der Jenaer Geologe. Diese Möglichkeit werde jedoch bis jetzt wenig genutzt.

    In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit etwa 180.000 Euro geförderten Projekt haben die Jenaer Wissenschaftler den Einfluss von Kohlendioxid auf die Stabilität von Gesteinen untersucht. Für ihre Analysen wählten sie Buntsandstein-Formationen in Osthessen und Thüringen sowie paläozoische Gesteine in der Eifel. "Wir vermuten, dass diese Gesteine mindestens innerhalb der letzten fünf Millionen Jahre über längere Zeit mit natürlichem CO2 in Kontakt standen", nennt Prof. Gaupp ein Ergebnis. Ziel des Projekts war es herauszufinden, wie das Gas langfristig mit dem Gestein reagiert. Dafür nahmen die Wissenschaftler Bohrproben des Untergrundes und begaben sich auf Spurensuche. Die akribische Arbeit der Geologen sei fast mit kriminalistischen Methoden vergleichbar, erzählt Reinhard Gaupp. "Nur dass wir statt eines Personen- ein genaues Gesteinsprofil erstellen." Dafür nutzten die Jenaer Forscher auch das Rasterelektronenmikroskop, mit dem sie Korrosionserscheinungen untersucht und die chemische Zusammensetzung der Minerale in den Gesteinsproben bestimmt haben. "Mit unseren Untersuchungen wollen wir feststellen, wann Mineralien durch Reaktion mit Kohlendioxid aufgelöst oder neu gebildet werden. Letztendlich sollen unsere Ergebnisse zeigen, welche Gesteinszusammensetzung für die Einspeisung von CO2 durch die Industrie am besten geeignet ist und welche nicht", erläutert Projektmitarbeiter Dr. Dieter Pudlo. Das Projekt ist von der DFG um ein weiteres Jahr verlängert worden, in dem die Jenaer Geologen weitere Untersuchungen durchführen wollen.

    Eine besondere Rolle für die Einlagerung spielt die Entstehung von Carbonaten, deren Hauptbestandteil Kohlendioxid ist. Immerhin könne das eingespeiste CO2 im Carbonat über geologisch lange Zeiträume in fester Form gebunden werden, so Pudlo. Damit würde auch verhindert, dass das Gas ungewollt an die Oberfläche entweicht - einer der Gründe für die intensiven Forschungsbemühungen auf diesem Sektor. Ein Knackpunkt der Verfestigung ist jedoch, dass das Carbonat die unterirdischen Lagerräume nicht vollständig verstopfen darf. Das seien nämlich keine riesigen Höhlen, sondern feinporöse Netzwerke, in denen sich das Gas, meist in flüssiger Form, ausbreiten kann, erläutert Prof. Reinhard Gaupp. "Wenn solche engen Poren verstopft sind, ist auch der Weg für das CO2 versperrt. Als effektive Lagerstätte ist das Gestein dann nicht mehr zu gebrauchen." In Deutschland kommen vor allem erschöpfte Erdgasfelder und tiefliegende wasserführende Sandsteinschichten für die CO2-Einlagerung in Frage. "Strukturen, die vorwiegend in Norddeutschland vorkommen", so Gaupp. Gerade bei ehemaligen Erdgasreservoiren sei die Lagerkapazität für gewöhnlich recht groß. Auch seien sie meist durch mächtige Salz- oder Tonlagen, die das Speichergestein abdecken, ausreichend abgedichtet. In etwa 3.000 bis 4.500 Meter Tiefe wird das Gas dort hineingepresst.

    Test-Projekte laufen bereits in Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Daran sind auch die Wissenschaftler vom Institut für Geowissenschaften der Universität Jena beteiligt. Die Jenaer Forschungsprojekte auf dem Gebiet der CO2-Einlagerung werden derzeit mit etwa 1,6 Millionen Euro gefördert. Geldgeber sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Förderprogramms "Geotechnologien", die DFG und Industriepartner aus der Erdöl- und Erdgasbranche. "Klar ist", so Gaupp, "dass ein Umdenken hin zu mehr ökologischem Bewusstsein notwendig ist. Die CO2-Einlagerung wäre aber schon jetzt ein bedeutender Schritt in Richtung Klimastabilisierung und eine wichtige Zwischenlösung, bis einmal erneuerbare Energierohstoffe ausreichend verfügbar sind und damit der Kohlendioxidausstoß nachhaltig verringert werden könnte."

    Kontakt:
    Prof. Dr. Reinhard Gaupp / Dr. Dieter Pudlo
    Institut für Geowissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Burgweg 11, 07749 Jena
    Tel.: 03641 / 948620
    E-Mail: reinhard.gaupp[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


    Bilder

    Stück eines Sandsteines, der mit feinem Chlorit überzogen ist. Die Zwischenräume zwischen den Körnern bilden den Porenraum. Teilweise ist dieser mit Quarz gefüllt, erkennbar an den glatten Oberflächen. Dieser spät gebildete Quarz setzt die Porösität des Gesteines herab.
    Stück eines Sandsteines, der mit feinem Chlorit überzogen ist. Die Zwischenräume zwischen den Körner ...
    Foto: Dieter Pudlo/FSU
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geowissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Stück eines Sandsteines, der mit feinem Chlorit überzogen ist. Die Zwischenräume zwischen den Körnern bilden den Porenraum. Teilweise ist dieser mit Quarz gefüllt, erkennbar an den glatten Oberflächen. Dieser spät gebildete Quarz setzt die Porösität des Gesteines herab.


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