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01.12.2000 11:40

TA-Akademie bewertet Nachhaltigkeit in Baden-Württemberg: Rote Ampeln für Klimaschutz und Ökologie

Dr. Birgit Spaeth Pressestelle
Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg

    AKADEMIE FÜR TECHNIKFOLGENABSCHÄTZUNG
    IN BADEN-WÜRTTEMBERG

    Sechs rote, sieben gelbe und nur eine grüne Ampel senden ein eindeutiges Signal aus: "Stopp! Hier muss dringend etwas getan werden!". Die Rede ist vom zweiten Statusbericht "Nachhaltige Entwicklung in Baden-Württemberg"*, den die Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg (TA-Akademie) am heutigen Freitag, 1. Dezember, im Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim der Öffentlichkeit präsentiert. Der Bericht liefert eine Momentaufnahme darüber, wo sich Baden-Württemberg auf dem Weg in eine nachhaltige, d.h. dauerhaft umweltgerechte
    Zukunft derzeit befindet. Die drei "Spitzenreiter" beim dringend anstehenden Handlungsbedarf sind der Klimaschutz, der Erhalt der biologischen Vielfalt und die Vermeidung von Lärmbelastungen. Damit in diesen drei Handlungsfeldern auch wirklich Abhilfe
    geschaffen wird, hat die TA-Akademie einen Runden Tisch mit Vertretern aus Wirtschaft, Ministerien und Umweltverbänden ins Leben gerufen, der unter dem Namen "Technologieforum" unmittelbar nach der Präsentation zum ersten Mal in den Räumen des Museums zusammenkommt.
    "Ziel ist es", so der Sprecher der Vorstandes der Akademie für Technikfolgenabschätzung, Prof. Ortwin Renn, "die beteiligten Personen und Institutionen zu einer konzertierten Aktion zusammenzubringen, um diese drei vorrangigen Probleme besser in der Griff zu bekommen". In mehreren Treffen sollen bis zum kommenden Frühjahr konkrete Zielvereinbarungen im Sinne einer Selbstverpflichtung getroffen werden. Die Mitarbeiter der TA-Akademie werden dabei ihre große Erfahrung als neutrale Vermittler und Moderatoren in die Diskussionen einbringen, um bis zum Frühjahr ein Ergebnis als "Mannheimer Erklärung" an die Öffentlichkeit zu tragen.
    "Das Scheitern der Weltklimakonferenz in Den Haag ist zwar
    bedauerlich, sollte uns aber nicht davon abbringen, eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz zu spielen. Denn ohne die Pilotfunktion derjenigen Regionen, die sowohl Ressourcen als auch die Möglichkeiten haben, klimarelevante Gase zu vermeiden, wird sich auch global kaum etwas verändern", so Ortwin Renn.
    Neben den Umweltindikatoren umfasst der Statusbericht auch Messreihen zur Qualität der Humanressourcen (Wissen und Bildung) und zu sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Denn eine Nachhaltige Entwicklung beruht darauf, dass die jetzt lebende Generation ihren Kindern und Enkeln eine Nachwelt hinterlässt, die ökologisch verträglich, ökonomisch leistungsfähig und sozial ausgeglichen ist.
    Bei sechs der 14 untersuchten Themenfelder, nämlich Klimastabilität, Ozonschicht, Lärm, Biologische Vielfalt, Boden und Energieeinsatz brennt die rote Warnleuchte. Grünes Licht erhält nur ein Indikator: Wasser gibt es in Baden-Württemberg in Hülle und Fülle, auch dessen Qualität hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Eine gelbe Ampel ziert unter anderem den
    Bereich Humanressourcen - hier ist Vorsicht geboten. Während der Anteil der Bildungsinvestitionen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den frühen achtziger Jahren bei durchschnittlich 4,9 Prozent lag, hat er sich in den vergangenen Jahren bei durchschnittlich nur 3,7 Prozent eingependelt. Gleichzeitig ist jedoch die Entwicklung der formalen Bildungsabschlüsse positiv. So steigt die Zahl der Hochschulabsolventen stetig an, während der Anteil der
    Erwachsenen ohne Berufsausbildung deutlich abgenommen hat.
    "Baden-Württemberg ist das erste Bundesland, für das es in regelmäßigen Abständen eine solche Untersuchung zur Zukunftsfähigkeit gibt", betonte Ortwin Renn bei der Präsentation des Statusberichtes und würdigte ausdrücklich die gute Dokumentation an Umweltdaten im Land. Auch der kurz vor der Verabschiedung
    stehenden Umweltplan sei ein positives Signal, bei der Umsetzung allerdings bleibe noch viel zu tun, so Renn. Die CO2-Emissionen etwa, die maßgeblich zum Treibhauseffekt beitragen, sollen laut Umweltplan bis 2005 auf unter 70 und bis 2010 gar unter 65 Millionen Tonnen pro Jahr gesenkt werden. Tatsächlich liegen sie
    jedoch bei 80 Millionen Tonnen und sind seit 1990 um acht Prozent gestiegen. "Besonders in den privaten Haushalten und im Verkehrssektor muss die Energieeffizienz gesteigert werden", fordert deshalb Renn. Auch eine Quote für regenerative Energieträger sei sinnvoll, denn "wer jetzt in ressourcenschonende Techniken investiert, dessen Wirtschaft wird von den steigenden Erdöl-Preisen weniger hart getroffen".
    Bei der biologischen Vielfalt, einem zweiten Sorgenkind im Land, hat die TA-Akademie als Hauptursache die Zerschneidung der
    Lebensräume durch Wege, Straßen, Bahnschienen und Siedlungen identifiziert. Der an der TA-Akademie entwickelte Zerschneidungsmaß der "effektiven Maschenweite" zeigt, dass die Größe der Flächen, die einer Tierart effektiv als Lebensraum übrig bleibt, beispielsweise im Strohgäu, seit Beginn des Jahrhunderts von acht auf drei Quadratkilometer abgenommen hat. "Um so wichtiger ist es deshalb, dass die derzeit noch vorhandenen größeren unzerschnittenen Räume, etwa im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb, erhalten bleiben", so Renn.
    Auch das Thema Lärm erhält eine rote Ampel im Indikator-Katalog der TA-Akademie, der gemeinsam mit der Landesanstalt für Umweltschutz (LfU) in Karlsruhe entwickelt wurde. Die größte Belastung geht dabei vom Straßenverkehr aus, hier muss nach Renns Auffassung auch die Wirtschaft in die Pflicht genommen werden. Leisere Motoren und leicht laufende Räder könnten zur Lärmminderung beitragen. Diese Handlungsempfehlungen wird er beim ersten Technologieforum zur Sprache bringen.

    Ansprechpartner: Christian León, Tel: 0711/9063-170
    E-Mail: christian.leon@ta-akademie.de

    *Ortwin Renn, Christian D. León, Günter Clar: Nachhaltige Entwicklung in Baden-Württemberg; Statusbericht 2000. Im Internet unter www.ta-akademie.de


    Weitere Informationen:

    http://www.ta-akademie.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Informationstechnik, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie, Verkehr / Transport
    regional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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