Dossier im DJI-Bulletin - der regelmäßigen Information des Deutschen Jugendinstituts
Durch die Gewalttaten gegen Ausländer, Morde an Obdachlosen und Anschläge auf Synagogen in den letzten Monaten ist die Debatte über Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus in Deutschland neu entflammt. Politiker, Journalisten, Pädagogen, Sozialarbeiter und Wissenschaftler fragen wieder einmal nach Ursachen und propagieren hektisch Vorbeugungs- und Bekämpfungsmaßnahmen. Dabei ist eine mehrfache Blickverengung zu beobachten:
1) Die Diskussion beschäftigt sich vor allem mit den späten Gliedern der Ursachenketten und sucht die Wurzeln von Fremdenfeindlichkeit und Gewalt hauptsächlich in den aktuellen, gesellschaftlichen Bedingungen. Parallel dazu werden Maßnahmen vorgeschlagen, die erst an den letzten Gliedern der Ursachenketten angreifen: Erhöhung des Polizeidruckes, Strafrechtsverschärfung, Parteienverbote, kurz: Repression.
2) Wenn überhaupt über Prävention nachgedacht wird, dann ebenfalls einseitig. Man erhofft sich einen Rückgang fremdenfeindlicher Gewalt einerseits durch verbesserte sozioökonomische Lebensbedingungen und mehr Infrastrukturangebote für Jugendliche, andererseits durch politische und historische Aufklärung.
Bezeichnenderweise ist das die Wiederholung einer Debatte, die angesichts einer Welle fremdenfeindlicher Gewalttaten zu Beginn der 90er Jahre schon einmal geführt wurde. Das Deutsche Jugendinstitut hatte damals durch eine Synopse des Forschungsstandes klärend in diese Diskussion eingegriffen . Allerdings wurden schon damals die Grenzen herkömmlicher sozialwissenschaftlicher Erklärungsversuche dieser Phänomene deutlich. Denn sie übersehen, daß menschliches Verhalten, auch das von gewaltbereiten Jugendlichen, weder direkt von äußeren Umständen wie Arbeitslosigkeit oder Wohnumfeld noch primär durch politische Einstellungen und moralische Normen motiviert wird. Solche Annahmen spiegeln die materialistischen wie auch idealistisch-rationalistischen Verzerrungen des in der Soziologie und Teilen der Psychologie verbreiteten Menschenbildes wider. Dagegen unterschätzen diese Theorien die Macht der Emotionen bei der Motivation des Verhaltens.
Von solchen Überlegungen ausgehend unternahm ein interdisziplinäres Team von Wissenschaftlern des DJI und der Forschungsstelle für Humanethologie in der Max-Planck-Gesellschaft (später Universität München) den Versuch, den emotionalen Wurzeln von Fremdenfeindlichkeit und Gewalt durch die Kombinationen von Theorien und Methoden von Soziologie, Psychologie und Verhaltensforschung auf die Spur zu kommen.
Inhalt von Heft 51/ 52 (Doppelausgabe) Oktober 2000
· Dossiers
Klaus Wahl
New Look in der Sozialforschung
Fremdenfeindlichkeit: Die tiefen Wurzeln extremer Emotionen
Jürgen Barthelmes/Ekkehard Sander
Längsschnittstudie zu Medienerfahrungen von Jugendlichen
Medien als Begleiter und Spiegel
· Kurzberichte
Karin Haubrich
Interkulturelle Öffnung in der Jugendsozialarbeit
Wie erreicht man junge MigrantInnen?
Peter Rieker
Neues Projekt am DJI in Leipzig
Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit
Christian Lüders
Der 11. Deutsche Jugendhilfetag in Nürnberg
Subjektive Marginalien
Bednarz-Braun
Berufliche Gleichstellungspolitik
Internationale Erfahrungen mit Frauenförderung
Lis Keimeleder/Marianne Schumann
Qualifizierung in der Tagespflege
Welche Fortbildung brauchen Tagesmütter?
Richard Rathgeber/Tatjana Rosendorfer
Gelderziehung in der Familie
Mit Geld umgehen lernen
Monika Schröttle
Neues praxisunterstützendes und -begleitendes Projekt
Das Informationszentrum Kindesmißhandlung/Kindesvernachlässigung (IKK)
Hanna Permien/Sabrina Hoops
Delinquenz von Kindern und familiale Bewältigungsstrategien
Zwischen Toleranz und Autorität
· Kurz informiert
· Tagungen
· Publikationen
DJI-Bulletin
www.dji.de/bulletin
Herausgeber und Erscheinungsort: Deutsches Jugendinstitut e.V., Nockherstraße 2
D-81541 München, Tel.: 089/62306-0; Fax: 089/62306-265
Presserechtlich verantwortlich: Prof. Dr. Ingo Richter
Redaktion: Iris von Bargen (E-Mail: Bargen@dji.de)
Vertrieb: Stephanie Klehr (E-Mail: Klehr@dji.de)
Das deutsche DJI-Bulletin erscheint viermal im Jahr. Außerdem gibt es jährlich eine Sonderausgabe in Französisch, Englisch und Spanisch und für 2000 auch in Russisch. Das Bulletin kann kostenlos bezogen werden.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Psychologie
überregional
Wissenschaftliche Publikationen
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).