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04.12.2000 15:55

Finissage beendet Ausstellung von Spurensicherer Raffael Rheinsberg

Dipl.-Ing. Kerstin Baldauf Presse- und Informationsstelle
Hochschule Wismar, University of Technology, Business and Design

    Raffael Rheinsberg hat mit Studenten der Fachbereiche Architektur und Design/Innenarchitektur sehr fleißig in der Schiffbauhalle der Aker MTW Werft GmbH "Dinge des Schiffbaus" gesammelt und in der am 24. November 2000 in der Werkstatt Galerie 20 auf dem Campus der Hochschule Wismar in der Philipp-Müller-Straße eröffneten Ausstellung "AIDA" neu zusammengestellt.

    Die Finissage der Ausstellung findet zusammen mit der Vorstellung des Dokumentationskataloges

    am Donnerstag, dem 7. Dezember 2000,
    um 17:00 Uhr statt
    (Nicht am 8. Dezember, wie ursprünglich angekündigt!).

    Dazu sind die Vertreter der Medien und alle Interessenten sehr herzlich eingeladen.

    Im Folgenden sind Gedanken von Prof. Valentin Rothmaler zu Raffael Rheinsberg und zur Ausstellung "AIDA" angefügt. Valentin Rothmaler ist Professor für Elementares Gestalten und Darstellungstechnik am Fachbereich Architektur der Hochschule Wismar und für den Kunstverein Wismar e. V. als Kurator der Ausstellung tätig.

    Klaus Schimmel
    Pressesprecher

    Anlage: "AIDA" Raffael Rheinsberg

    Aus dem Gehäuse
    von der Aura der Dinge

    Zu einem Workshop mit Raffael Rheinsberg
    am Fachbereich Architektur der Hochschule Wismar

    Was ist ein Workshop? Eine zeitlich begrenzte Gemeinschaft von Lernenden und Lehrenden, eine Woche intensiver Arbeit in der Hansestadt Wismar. Als Arbeitstitel formulierte Raffael Rheinsberg: Aus dem Gehäuse. Die große Schiffbauhalle der Aker MTW Werft in Wismar hatte ihn angeregt, als er als Gastprofessor der 5. Internationalen Sommerakademie 1999 in Wismar lehrte. Ich gab den Untertitel dazu: von der Aura der Dinge. Der Workshop beginnt mit einer Tour durch die Aker MTW Werft. Überwältigt von den Dimensionen, überwältigt von der Stille, überwältigt von dem Licht, das durch das über uns gespannte Dach fällt. Eine Hälfte der Halle wird vom Dock eingenommen, das wiederum halbiert einmal geflutet ein Containerschiff enthält, das in wenigen Tagen ausgeliefert werden wird. Die andere Hälfte des Docks ist trocken und noch einmal zehn Meter tiefer gelegen und enthält ein erstes Segment der AIDA, ein Clubschiff, das in zwei Exemplaren von der Aker MTW Werft in Wismar gebaut werden wird. An diesem Tag wird die Kiellegung für das erste Segment dieses Schiffes stattfinden. Viel Geschäftigkeit ist um uns. Eine Orchesterbühne ist aufgebaut, Pyrotechniker installieren ein Feuerwerk, Tische und Stühle stehen am Boden des Baudocks.

    Seinem gestalterischen Prinzip "im Gehen Sehen" folgend, steht der Titel der Arbeit nun fest: AIDA. Welch seltsame Zusammenhänge sich plötzlich auftun. Zur Eröffnung des Suezkanals 1870 komponierte Guiseppe Verdi die "Aida". Die Uraufführung wurde um ein Jahr verschoben, weil die in Paris bestellten Kulissen und Kostüme wegen der deutschen Belagerung der Stadt 1870/71 nicht ausgeliefert werden konnten. Und nun ist ein Feuerwerk aufgebaut worden um einer neuerlichen Premiere der ,,Aida" in der Hansestadt Wismar Salut zu geben. Und in der Arbeit von Raffael Rheinsberg wird der Klang dieses Titels zur historischen Metapher auch für Wismars große Werft, die mit diesem Neubau Zeichen setzt.

    In der Werkstatt Galerie 20 auf dem Campus der Hochschule liegt ein Feld von Modellen aus dem Schnürboden der Werft. Bevor Computer die Sicherstellung der Radien der Schiffshäute garantierten, dienten Holzmodelle zur letztendlichen Kontrolle der Formungen. In der Galerie liegt nun ein Feld aus Biegemodellen, die alle mit der Hand beschriftet und geformt worden sind, damit die Schiffe sicher die Weltmeere durchkreuzen können. Die Kommunikation mit den Dingen ist auch das Thema dieser Installation.

    Wir leben in einer Dingwelt, noch. Die Dinge werden von uns bezeichnet, mit Begriffen festgemacht. Diese Begriffe sind Teil unserer Sprache. So auch Aida, die Äthiopische Prinzessin, die hin und her gezerrt ist von ihrer Liebe zu ihrem Heimatland und der Liebe zu Radames, dem Ägyptischen Armeeführer, der gegen die Invasion der Äthiopier kämpft und Aida liebt. Aida ist eine Oper wilder Emotionen. Und nun ist sie wieder aufgelegt als Kreuzfahrtschiff: AlDAvita.

    Und wir wollten mit unserem Workshop mitspielen. In der großen Halle entdeckte Raffael Rheinsberg große Fender. Wie ein Eigelege eines Riesensauriers lagen sie vor einer Wand aufgestapelter Gerüste. ,,Das wird das Plakat" sagte der Künstler und eine Studentin fixierte das Bild mit der Digitalkamera.
    Jean Baudrillard befürchtet, dass mit den neuen Technologien wie Kopieren, Klonen, mit Internet und Börse die dramatische Natur des menschlichen Lebens beendet werden könnte. ,,Der unmögliche Tausch" heißt sein jüngstes Buch, was nichts anderes bedeutet, als das alles schon da ist. Nach Beaudrillard können wir nur mehr noch mitspielen in Akzeptanz dieser totalen Systeme, doch dabei wird endlich auch Platz frei für die ,,buchstäblich wahre Welt", die Welt des Spiels, ,,und er ist nur ganz Mensch, wo er spielt" sagte Schiller.

    Unser Spiel war auch ein Klon. Wir wollten zwei der großen Fender über die Straßen von der Werft zur Galerie in der Hochschule rollen. Es sollte ein Umzug werden, ein Doppel-Klon: sowohl sollte er an die Umzüge zum 1. Mai in der vergangenen DDR erinnern, als auch an die Faschingsumzüge im Rheinland. Hinter den beiden großen Fendern sollten dann alle Teilnehmer des Workshops mit den größeren Modellen vom Schnürboden der Werft diese geometrischen Kunstwerke ,,im Gehen" auf der Straße ausstellen. Und die beiden Fender wurden vor dem Eingang der Galerie plaziert.

    "Sammeln, um zu versammeln" ist ein Credo Raffael Rheinsbergs. Es geht ihm um die Wahrnehmung der Gegenstände. Er betreibt seine Arbeit als Forschung mit dem Publikum. "Ich suche nicht, ich finde" sagte Rheinsberg selbst und ergänzte, dass man der Welt gar nichts mehr hinzufügen müsse, es ist alles da. Man muss es nur finden. So im Workshop "Aus dem Gehäuse" geschehen. Für zwei Wochen in der Hochschulgalerie installiert und danach wieder zurückgeführt an den Fundort.

    Valentin Rothmaler, November 2000


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur, Kunst / Design, Musik / Theater
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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