Jena (06.12.00) Eine Honorarprofessur hat heute (6.12.) die Theologische Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität an den sächsischen Kirchenhistoriker Dr. Ernst Koch verliehen. Der 69-Jährige, der bereits seit 1992 einen Lehrauftrag an der Jenaer Uni wahrnimmt, gilt als ausgewiesener Kenner insbesondere der Reformationsgeschichte und machte sich - trotz erheblicher Behinderungen für die Theologie in der ehemaligen DDR - einen Namen weit über Mitteldeutschland hinaus. Dazu trug auch sein beeindruckendes Schriftenverzeichnis mit weit über 300 Titeln bei.
"Es lag eigentlich nur an den Restriktionen gegen die Kirche und insbesondere auch an seiner aufrechten, unverhohlen marxismuskritischen Haltung, dass Ernst Koch zu DDR-Zeiten keine Professur erhalten hat", meint Dekan Prof. Dr. Udo Tworuschka. "Die Honorarprofessur in Jena mag dieses Schicksal ein wenig korrigieren."
Koch, in Niederlangenau bei Görlitz geboren, studierte evangelische Theologie in Halle und Leipzig und war anschließend zwei Jahre lang Stipendiat des Lutherischen Weltbundes in Zürich. 1958 legte er, inzwischen zurück in Leipzig, seine profunde Dissertation über die "Theologie der Confessio Helvetica posterior", vor, der wichtigsten reformierten Bekenntnisschrift der Schweiz von 1566. Ein Jahr später legte er sein Zweites Theologisches Staatsexamen ab und wurde in Eisenach zum Geistlichen Amt ordiniert.
Nach dem üblichen Vikariat wurde er Pfarrer in Körner, wechselte aber 1969 zurück aus der Religionspraxis in Lehre und Forschung und wurde Rektor des Thüringer Predigerseminars in Eisenach, sieben Jahre später Dozent am Theologischen Seminar und schließlich 1982 Rektor der Kirchlichen Hochschule in Leipzig. Nach der Wende leitete er die Ausbildungsstätte für Pfarrassistenten und Pfarrvikare in Reinhardsbrunn/Thüringen. "Generationen von Geistlichen sind durch seine Lehre gegangen", so Prof. Udo Tworuschka, "das hat unbestritten eine nachhaltige Wirkung auf das kirchliche Leben in unserem Land."
Dennoch schätzen er und seine Fakultätskollegen Ernst Koch nicht nur als Lehrer, sondern vor allem als Forscher. "Dass er sich noch 1991 als 60-Jähriger an der Kirchlichen Hochschule Naumburg ordentlich habilitierte, zeugt von einer ungeheuerlichen wissenschaftlichen Energie", so Tworuschka. Der Titel seiner Habilitationsschrift lautete: "Studien zu Theologie und Frömmigkeit in Spätreformation und Frühorthodoxie".
Nach der Wende verzichtete Koch auf einen Lehrstuhl in Leipzig, widmete sich der Reorganisation kirchlicher Strukturen in Thüringen und nahm einen Lehrauftrag an der Uni Jena mit dem Schwerpunkt Thüringische Kirchengeschichte an. Seine Studenten mögen ihn für seine unprätentiöse Art und die Begeisterung, mit der er seine detailreichen territorialgeschichtlichen Kenntnisse vermittelt. Seit 1996 ist Dr. Ernst Koch auch Mitglied der Historischen Kommission für Thüringen, seit 1997 Vorsitzender der Gesellschaft für Thürinigsche Kirchengeschichte.
Friedrich-Schiller-Universität
Referat Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Wolfgang Hirsch
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Philosophie / Ethik, Religion
überregional
Personalia
Deutsch
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