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06.12.2000 13:46

EUROPAS KLIMA - MADE IN SÜDAMERIKA? Science-Studie unter Bremer Beteiligung

Albert Gerdes Pressestelle
Forschungszentrum Ozeanränder

    SPERRFRIST 7. 12. 20 UhrFür
    Am 8. Dezember veröffentlicht die Wissenschaftszeitschrift "Science" eine neue, aufschlussreiche Untersuchung des eiszeitlichen Klimas. Sie zeigt, dass das karibische Küstenmeer vor Venezuela von besonderer Bedeutung für die Klimaentwicklung auch in Europa ist.

    Wissenschaftler, die die Klimageschichte unseres Planeten nachzeichnen, ist das Cariaco-Becken vor der Küste Venezuelas erste Wahl. Die in diesen Teil der Karibik mündenden Flüsse spülen so viel Sediment ins Meer, das der Ozeanboden pro Jahrtausend um bis zu einem Meter anwächst! Normal sind Werte zwischen einem und drei Zentimetern. Kein Wunder also, dass die "JOIDES Resolution", das Bohrschiff des internationalen "Ocean Drilling Program" (ODP) hier vor einiger Zeit Station machte. Denn: je höher die Ablagerungsrate, desto zeitgenauer läßt sich die Klimaentwicklung der jüngsten Erdgeschichte verfolgen.

    Auch Dr. Ursula Röhl war auf diesem karibischen Fahrtabschnitt an Bord des Forschungsschiffs. Kollegen aus den USA, der Schweiz und die Bremer Geowissenschaftlerin veröffentlichen die überraschenden Klimabefunde ihrer ODP-Expedition am 8. Dezember im renommierten Wissenschaftsblatt "Science".

    Die Geowissenschaftler untersuchten die obersten 36 Meter eines 170 Meter langen Sedimentkerns, der inzwischen im Bremer ODP-Kernlager aufbewahrt wird. Der grünlich-braune Schlamm aus knapp 900 Metern Wassertiefe verrät, wie Golf- und Nordatlantikstrom im Lauf der letzten 90.000 Jahre von eiszeitlichen Klimaprozessen in karibischen Breiten beeinflußt wurden. "In milderen Eiszeitphasen regnete es im nördlichen Südamerika relativ viel. Ein Teil der über der Karibik aufsteigenden Wolken driftete über die Panama-Landenge in den Pazifik und regnete dort ab", sagt Ursula Röhl.

    Das hatte weit reichende Folgen: Weil dem Atlantik Wasser entzogen wurde, stieg dessen Salzgehalt an. Via Golfstrom gelangte das salzhaltige und daher relativ `schwere` Karibikwasser in den Nordatlantik, wo es in den Tiefen des Nordatlantiks absank. Diese Tiefenwasserbildung war aber von entscheidender Bedeutung für das Klima hierzulande, denn das absinkende Wasser hielt die Wärmepumpe Golfstrom in Schwung.

    In den kühleren Abschnitten der letzten Eiszeit verschob sich das karibische Niederschlagsgebiet allerdings gen Süden. Die Wolken regneten sich nun an den Gebirgshängen der Anden und nicht mehr über dem Pazifik ab. Über die Flüsse gelangte das Süßwasser zurück in den Atlantik. Im Vergleich zur milderen Klimaepoche nahm dessen Salzgehalt ab. Folglich war auch das Golfstromwasser jetzt weniger salzig und daher leichter als zuvor. Im Nordatlantik angekommen, konnte es nicht mehr so gut absinken - die Tiefenwasserpumpe geriet ins Stocken. Fazit für Europa: weniger Golfstromwasser und damit sinkende Temperaturen.

    "Es scheint also, als sei das Wetter- und Klimageschehen im tropischen Südamerika für die Klimaentwicklung auf der Nordhalbkugel insgesamt von ganz besonderer Bedeutung", bilanziert Ursula Röhl. "So gesehen stellt das relativ kleinräumige Cariaco-Becken für uns eine Schlüsselstelle des ozeanischen Klimaarchivs dar, an dem wir diese langfristigen Prozesse aufklären können."

    Anfragen/Interviews/Hintergrundmaterial:
    MARUM-Öffentlichkeitsarbeit
    Albert Gerdes
    Tel. 0421 - 218-7761
    email: agerdes@marum.de


    Weitere Informationen:

    http://www-odp.tamu.edu/


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Geowissenschaften, Informationstechnik, Meer / Klima, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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