Interdisziplinäre Tagung vom 16. bis 18. Oktober an der Universität Jena über Verfassungsgebungen nach 1918
Jena (14.10.08) Das industrialisierte Töten im Ersten Weltkrieg hinterließ desillusionierte Menschen, zerstörte die Ordnung des alten Europas und ließ neue Staaten entstehen. Eine ähnliche Situation haben die Wissenschaftler für die Zeit nach dem Zusammenbruch des Ostblocks konstatiert.
Unter Historikern gilt der Erste Weltkrieg als die "Urkatastrophe" des 20. Jahrhunderts. Nun bilden Krieg und Nachkriegszeit den Ausgangspunkt gemeinsamer Überlegungen von Historikern und Rechtswissenschaftlern, die vom 16. bis 18. Oktober zu einer interdisziplinären Tagung an die Friedrich-Schiller-Universität Jena einladen. "Verfassungsgebungen in Mittel- und Osteuropa nach 1918 im Vergleich" ist die Tagung überschrieben. Die Jenaer Wissenschaftler und ihre Gäste nehmen Deutschland, Russland, Italien und die Nachfolgestaaten der Habsburgermonarchie unter die Lupe. Zum Auftakt spricht der Berliner Historiker Prof. Dr. Thomas Mergel über "Volk und Feind. Der Erste Weltkrieg und der Formwandel von Politik in Europa". Der öffentliche Vortrag beginnt am 16. Oktober um 18.15 Uhr in der Aula des Universitätshauptgebäudes (Fürstengraben 1).
"In vielen europäischen Ländern sollten nach Kriegsende neue Staatsverfassungen oder Verfassungsreformen dazu dienen, neuformierte oder weiter bestehende Staatsgebilde zu stabilisieren", sagt Dr. Stefan Gerber vom Historischen Institut der Universität Jena. Der Historiker zeichnet gemeinsam mit dem Rechtswissenschaftler Dr. Martin Siebinger für die interdisziplinäre Tagung verantwortlich. "Natürlich werden wir in vergleichender Perspektive auch nach heutigen Entwicklungen fragen", sagt Siebinger. Zu klären sei, unter welchen Umständen Nationalitätenstaaten als Modell politischer Organisation tauglich sind. Kann ein Staat wie Bosnien-Herzegowina auf Dauer existieren? Vergleichbare andere Staaten mit mehreren Nationalitäten seien zugrundegegangen: Österreich-Ungarn, Jugoslawien, die Tschechoslowakei.
Die Jenaer Tagung wird der Frage nachgehen, weshalb die Versuche, politische Einheit mittels einer neuen Verfassung zu erreichen, in der Mehrzahl gescheitert sind. "In Deutschland gab es von Anfang an Akzeptanzprobleme, weil die neue Verfassung von vielen vor allem als Ergebnis der Kriegsniederlage betrachtet wurde", sagt Gerber. Nach einer kurzen Zeit relativer Ruhe nahm auch in der Weimarer Republik die Sehnsucht nach "Lösungen" jenseits der Demokratie zu - sowohl auf der linken als auch auf der rechten Seite des politischen Spektrums. Die Folgen sind bekannt.
Kontakt:
Dr. Stefan Gerber
Historisches Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fürstengraben 13, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944443
E-Mail: stefan.gerber[at]uni-jena.de
Dr. Martin Siebinger
Rechtswissenschaftliche Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Carl-Zeiß-Straße 3, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 942233
E-Mail: martin.siebinger[at]uni-jena.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geschichte / Archäologie, Politik, Recht
überregional
Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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