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14.12.2000 09:50

Gute Berufschancen für Geistes- und Sozialwissenschaftler

Birgit Berg Pressestelle
Technische Universität Dresden

    Im Rahmen der Absolventenfeier der Philosophischen Fakultät wurden die Ergebnisse der ersten Absolventenbefragung aus dieser Fakultät vorgestellt. Eine Forschungsgruppe um Professor Karl Lenz hat im Sommer 2000 die Absolventen der Philosophischen und auch der Sprach- und Literaturwissenschaftlichen sowie der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät über ihren Berufseinstieg, ihre Stellensuche und auch zur Beurteilung ihres abgeschlossenen Studiums befragt. Allen ehemaligen Studierenden, die bis zum Ende des Studienjahres 1998/99 ihr Studium an einer dieser Fakultäten abgeschlossen hatten, wurde ein 16-seitiger Fragebogen zugeschickt. An der Philosophischen Fakultät, die ihren Studienbetrieb im Wintersemester 1991/92 aufgenommen hat, hatten bis dahin 151 Studierende einen Magister- oder einen Diplomabschluss erworben.
    Die Ergebnisse der Absolventenstudie zeigen, dass die verbreitete Meinung, ein Studium der Sozial- und Geisteswissenschaften führe in die Arbeitslosigkeit, ein bloßes Vorteil ist. Die Chancen der Absolventen auf dem Arbeitsmarkt müssen den Vergleich mit anderen Fächern keineswegs scheuen. Zum Erhebungszeitpunkt im Sommer waren 80 Prozent Absolventen in einer regulären Erwerbstätigkeit. Nicht einbezogen sind in dieser Prozentzahl dabei alle, die eine Werk- bzw. Honorartätigkeit ausüben, eine Referenten- oder Inspektorenlaufbahn begonnen haben oder nur "Jobben". Nur sechs Prozent der Absolventen gaben an, dass sie momentan arbeitslos sind.
    Noch genauer kann man den Berufseinstieg analysieren, wenn man ihn im Zeitverlauf betrachtet. Auch dazu finden sich in den Fragebögen genaue Angaben. Unmittelbar nach dem Studienabschluss sind 78 Prozent arbeitssuchend. Fast jeder vierte weiß zu diesem sehr frühen Zeitpunkt schon über seine Berufseinmündung Bescheid. Einige von ihnen haben bereits einen Arbeitsplatz. Die Zahl der Arbeitssuchenden nimmt in den Folgemonaten sprunghaft ab: nach drei Monate auf 33 Prozent, nach sechs auf 18 Prozent und nach einem Jahr waren es nur noch zehn Prozent. Parallel zu diesem starken Rückgang nimmt die reguläre Erwerbstätigkeit der Absolventen sprunghaft zu. Während kurz nach dem Studium gerade mal jeder siebte eine reguläre Erwerbstätigkeit hat, steigt dieser Anteil bis zum Zeitpunkt nach drei Monaten auf knapp 40 Prozent und nach einem Jahr auf über zwei Drittel an. Drei Jahre nach dem Examen sind 85 Prozent der Absolvent/innen in einem regulären Beschäftigungsverhältnis. Insgesamt gewinnt man den Eindruck, dass die Arbeitsmarktchancen der Absolventen in Dresden sich günstiger gestalten als in den alten Bundesländern.
    Die Stellensuche der Absolventen und Absolventinnen beginnt bereits früh. Jeder Vierte nimmt die Stellensuche bereits während des Studiums auf und weitere 44 Prozent während der Zeit des Studienabschlusses. Nicht einmal jeder Dritte wartet bis zum Abschluss. Die wichtigsten Bewerbungsstrategien sind Bewerbungen auf Zeitungsanzeigen, gefolgt von der Suche über das Arbeitsamt und Bewerbungen auf andere Ausschreibungen. Die beiden erstgenannten Suchstrategien sind - in umgekehrter Reihenfolge - zugleich auch die erfolgreichsten. Jeder vierte Absolvent hat seine Stelle über die Vermittlung des Arbeitsamtes bekommen und fast ebenso viele über ein Zeitungsinserat. Jeder achte Absolvent hat persönliche Kontakte für die Stellensuche erfolgreich genutzt. Wie auch aus anderen Absolventenstudien bereits bekannt ist, sind die fehlenden Berufserfahrungen die größte Schwierigkeit, die den Absolventen beim Berufseinstieg begegnet. Die Studierenden können dem nur entgegen wirken, in dem sie bereits im Studium durch Praktika erste Berufserfahrungen sammeln.
    Nach Einschätzungen der Absolventen war für ihre Anstellung ihr gewähltes Studienfach am bedeutsamsten. Drei Viertel sagen, dass ihr Studienfach sehr wichtig bzw. wichtig war. Als fast ebenso bedeutsam werden die persönlichen Kompetenzen eingeschätzt. Unter den persönlichen Kompetenzen werden rhetorische Fähigkeiten aber auch das persönliche Auftreten zusammengefasst. Diese sogenannten "soft skills" stehen nicht unmittelbar auf den Lehrplan der Fächer. Aber offensichtlich ist es von großer Wichtigkeit die Studierenden darauf hinzuweisen, dass sie Seminare und Arbeitsgruppen dazu nutzen sollen, sich diese Fähigkeiten anzueignen und zu verbessern. Das Studienfach und die persönlichen Kompetenzen werden mit deutlichem Abstand vor allen anderen Kriterien als die wichtigsten Anstellungskriterien der Arbeitgeber eingeschätzt. Dahinter bleibt sogar die Praxiserfahrung deutlich zurück.

    Für weitere Auskünfte:Professor Karl Lenz, Institut für Soziologie, Telefon (03 51) 4 63-28 92, Fax (03 51) 4 63-71 13, E-Mail: karl.lenz@pop3.tu-dresden.de

    Dresden, 14. Dezember 2000


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Studium und Lehre
    Deutsch


     

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