»In meinem früheren Leben...« So beginnt unser Universitätskanzler gar manchmal seine Reden, die dann auch die Formel »das kann doch wohl nicht sein« enthalten mögen. Es kann sein: am 16. Dezember wird er sechzig Jahre.
In seinem früheren Leben, das als Architektensohn in der Pfalz begann, muß er einiges erlebt haben. Denn haben wir ihn als Anglisten entdeckt, so spricht er das nächste Mal als Geograph. Würden wir ihn dort verorten, bliebe ihm die Philosophie. Gefiele uns daraus manch kluge Überlegung, so überraschte er uns durch solide Kenntnis von Meßzeremonien, des Alten wie des Neuen Testaments. Und auch dahin wendet er nicht dauernd seinen Blick, sondern läßt ihn gern in sein zweites Leben wandern. Kanzler wird man nicht als Philosoph, sondern als ganzer Jurist. Nach pendelnden Studien in Heidelberg, Marburg, Mainz, München, Heidelberg, Mainz ging er für 18 Jahre als Kanzler nach Eichstätt und am Rosenmontag 1992 als ebensolcher nach Greifswald.
Carl Heinz Jacob kennt die kleinen Unis (als er in Heidelberg im AStA saß, gab es dort weniger Studenten als jetzt hier in Greifswald), er kennt die großen. Er kennt die Berge, liebt das Segeln. Er liebt das Reisen, auch wenn er manchmal lieber im schönen flachen Land bleibt. Er mag Musik, Malerei und die Büchermusen. Er hat in Eichstätt große Stiftungen gegründet und Studiengänge wie den des Journalismus. Er hält amüsante Reden, die gleichwohl seine Umsitzenden und -stehenden ergrimmen mögen, weil er eben Fächer und Farben wechselt. Daß er von Urteilen frei wäre, würde er wohl kaum behaupten. Er weiß sehr klar zu entscheiden, doch beharrt er keineswegs auf Beschlüssen.
Die Universität Greifswald allerdings beharrte auf ihrem Wunsch, für ihren Kanzler am 18. Dezember ein Kolloquium in ihrer Aula zu feiern. Dort sprechen des Kanzlers zweiter Greifswalder Rektor, Prof. Dr. Jürgen Kohler, und sein Rostocker Amtsbruder Joachim Wittern, vielleicht auch über die Altersweisheit.
Die Reden von Carl Heinz Jacob machen Freude (Photo: Edmund v. Pechmann)
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