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19.12.2000 09:51

Versicherung und Rückversicherung

Peter Pietschmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Ulm

    Versicherung und Rückversicherung
    Zwei Ulmerinnen unter den Scor-Preisträgern 2000

    Zwei Ulmer Studentinnen waren unter den Siegern des SCOR-Preises für Aktuarwissenschaften, der am 28. November 2000 zum vierten Male vergeben wurde. Der bundesweit ausgeschriebene Preis ist ein Stiftung der SCOR Deutschland, einer Tochtergesellschaft des französischen Rückversicherungskonzerns SCOR. Er dient der Förderung des aktuarwissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland.

    In Zusammenarbeit mit der Universität Ulm, die auf dem Gebiet der Aktuarwissenschaften eine Vorreiterrolle spielt, wurden die eingereichten Arbeiten prämiiert und Preise im Gesamtwert von DM 16.000 vergeben. Aus den zahlreichen Bewerbungen hatte die Jury zuletzt vier Beiträge ausgewählt: Rang 1 (Preisgeld 8000 Mark) belegte Dipl.-Math. Florian Rudolph, TU München, gefolgt von den Ulmerinnen Dipl.-Math. oec. Sabine Dagmar Benz (5000 DM) und Dipl.-Math. oec. Sandra Blome (3000 DM). Ein Sonderpreis ging an Dr. Oliver Schöffski von der Universität Hannover, der in seiner Habilitationsschrift »Genomanalyse und Versicherungsschutz« die ökonomischen Konsequenzen der Genomanalyse beschrieben und aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet hat..

    Elastizitäts-Reserven

    Während die Lebensversicherungsunternehmen in Deutschland ihre Kapitalanlagen meist zu niedrigen Buchwerten bilanzieren, herrscht in Großbritannien die Bewertung der Anlage zu Marktwerten vor. Um unerwartete Änderungen an den Kapitalmärkten aufzufangen, müssen britische Versicherer deshalb sogenannte Elastizitäts-Reserven (Resilience Reserves) bilden. Dazu sind im Lauf der Jahre einige Leitlinien formuliert worden, die von den meisten Gesellschaften übernommen wurden. Sie bilden eine Möglichkeit, Rückstellungen zu kalkulieren, die zudem von den zuständigen Finanzbehörden automatisch akzeptiert werden. Ein Nachteil besteht darin, daß fixierte Szenarien nicht auf Änderungen in den Marktbedingungen reagieren. Da der Zweck des Resilience Testing darin besteht, unvorhersehbare Entwicklungen einzuschätzen, liegt es nahe, stochastische Modelle anzuwenden.

    Sabine Dagmar Benz hat sich in ihrer Studie »Resilience Testing in the United Kingdom« eingehend mit der Problematik auseinandergesetzt und das Vorgehen bei der Bewertung von Vermögen und Verpflichtungen sorgfältig analysiert. Auch wenn stochastische Modelle dem Ansatz nach überlegen erscheinen und einen guten Eindruck von möglichen künftigen Entwicklungen vermitteln, mahnt sie: »Sämtliche Eventualitäten des Marktes können auch sie nicht vorhersagen.« Für Adaptation und praktische Umsetzung des Resilience Testing auf dem deutschen Versicherungsmarkt liefert ihre detailreiche Arbeit wichtige Hinweise.

    Schnittstelle zwischen Kapital- und Versicherungsmarkt

    »Bei Financial Reinsurance-Verträgen«, definiert Sandra Blome, »handelt es sich um Rückversicherungsverträge, bei denen die Finanzierungsfunktion im Vordergrund steht und der Transfer von versicherungstechnischem Risiko auf den Rückversicherer von untergeordneter Bedeutung ist.« Insofern stehen FR-Verträge an der Schnittstelle zwischen Kapital- und Versicherungsmarkt. Wie eines mit dem anderen verknüpft ist und mit welchen Techniken Versicherungsunternehmen dazwischen manövrieren, zeigt Blome in ihrer Diplomarbeit.

    Im Prinzip funktioniert Financial Reinsurance wie ein Darlehen: hohe Rückversicherungsprovisionen im ersten Jahr entsprechen der Zahlung eines »Darlehens« an das Lebensversicherungsunternehmen. Durch die Rückversicherungsprämien zahlt der Lebensversicherer dieses »Darlehen« in den Folgejahren zurück. Klassischer Einsatzbereich ist das Neugeschäft. Richtig eingesetzt, kann FR steuerliche Vorteile bringen. Aber: auch eine FR-Rückversicherung ist eine Rückversicherung, nicht etwa ein Kreditgeschäft. Die Bewertung eines FR-Vertrages als Kreditgeschäft hätte steuerliche Nachteile zur Folge. Daher muß im Vertrag klar werden, daß der Rückversicherer ein versicherungstechnisches Risiko übernimmt, und die Tilgungen dürfen nicht explizit festgeschrieben sein.

    Wenn der SCOR-Preis 2001 in die fünfte Runde geht, werden auch wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Sachversicherung preisfähig sein. Informationen über die kommende Ausschreibung bei der Abteilung Unternehmensplanung der Universität Ulm, D-89069 Ulm, Tel. 0731-50-23556, Fax: -23585, e-mail: upl@mathematik.uni-ulm.de .


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Mathematik, Physik / Astronomie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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