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22.10.2008 17:29

Wie Kampfer das Gehirn belebt - Vom Blutdrucktief zum Leistungshoch

Luise Dirscherl Referat Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

    Als "stiller Killer" ist der Bluthochdruck gefürchtet, weil er auf Dauer die Gefäße massiv schädigen kann. Keine Gesundheitsgefährdung geht dagegen von einer essentiellen Hypotonie, einem chronisch niedrigem Blutdruck, aus. Die Betroffenen - und das sind immerhin bis zu fünf Prozent der Bevölkerung - klagen nicht selten aber über körperliche Beschwerden wie Müdigkeit und über eine mentale Leistungsminderung. LMU-Forscher um Professor Rainer Schandry konnten nun erstmals anhand einer wissenschaftlichen Studie belegen, dass in diesen Fällen ein altbewährtes Hausmittel wirksam helfen kann: der Kampfer.

    Dieser Wirkstoff aus der Rinde des aus China stammenden Kampferbaumes erhöhte den Blutdruck der Probanden innerhalb weniger Minuten und verbesserte zeitgleich deren Konzentrationsfähigkeit, Hand-Auge-Koordination sowie das Kurzzeitgedächtnis. "Man kann darin einen weiteren Beleg für das enge Zusammenspiel des Herz-Kreislauf-Systems mit der Gehirnleistung sehen", so Schandry. (Phytomedicine, November 2008)

    Menschen mit chronisch niedrigem Blutdruck klagen oft über Müdigkeit, Antriebsschwäche, Konzentrationsmangel und eine reduzierte mentale Leistungsfähigkeit. Dies zeigt sich vor allem in den frühen Vormittagsstunden und nach den Mahlzeiten. Es gibt Hinweise, dass bei älteren Menschen auch Gleichgewichtsstörungen und sogar Stürze auf die Hypotonie zurückgeführt werden können. Aus medizinischer Sicht ist der niedrige Blutdruck in der Regel aber nicht grundsätzlich behandlungsbedürftig, so dass trotz der Beschwerden in der Regel eine Therapie unterleibt. Das Team um Schandry, dem Leiter der Arbeitseinheit Biologische Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München, untersucht seit mehreren Jahren die Zusammenhänge zwischen Herz-Kreislauf-Prozessen und mentalen Vorgängen. Im Rahmen dieser Untersuchungen wurde nun auch eine Studie zur Wirkung eines Kampferpräparates auf den Blutdruck und die mentale Leistungsfähigkeit abgeschlossen.

    Dabei erhielten hypotone Probanden entweder ein Placebo, also eine wirkungslose Substanz, oder ein kampferhaltiges Herz-Kreislauf-Präparat. Die mentalen Leistungen wurden vor und nach der Einnahme gemessen. "Zum einen war auffallend, dass die Wirkung bereits nach ein bis zwei Minuten auftrat", berichtet Schandry. "So konnten wir nach der Applikation des pflanzlichen Kampferpräparates eine deutliche Verbesserung der Aufmerksamkeit, der Konzentrationsfähigkeit, der Hand-Auge-Koordination und des Kurzzeitgedächtnisses feststellen. Diese Effekte wurden stärker, je höher der Blutdruck stieg." Worauf dieser Zusammenhang zwischen dem Herz-Kreislauf-System und der mentalen Leistungsfähigkeit im Einzelnen beruht, ist noch nicht bekannt. Es lässt sich aber vermuten, dass ein niedriger Blutdruck zu einer verminderten Durchblutung des Gehirns führt. "Auf jeden Fall aber haben unsere Ergebnisse erstmals mit quantitativen physiologischen und psychologischen Messmethoden die seit Jahrtausenden bekannte belebende Wirkung des Kampfers bestätigt", sagt Schandry.

    Publikation:
    "The effect of Camphor-Crataegus berry extract combination on blood pressure and mental functions in chronic hypotension - randomized placebo controlled double blind design",
    Phytomedicine, Vol. 15/11, S. 914-922, November 2008

    Ansprechpartner:
    Professor Dr. Rainer Schandry
    Lehrstuhl für Biologische Psychologie am Department für Psychologie
    Tel.: 089 / 2180 - 5176
    Fax: 089 / 2180 - 16527
    E-Mail: schandry@lmu.de
    Web: http://www.paed.uni-muenchen.de/~bio


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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