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23.10.2008 13:55

Exzellente Lehre ohne Hochschullehrer? Die internationale HoF-Studie zum wissenschaftlichen Personal

HoF Wittenberg Öffentlichkeitsarbeit
HoF Wittenberg - Institut für Hochschulforschung

    Die von Reinhard Kreckel herausgegebene neue internationale Vergleichstudie über akademische Personal- und Karrierestrukturen betont die Gemeinsamkeit der Probleme westlicher Hochschulsysteme: Hochschulexpansion, Globalisierung, Finanzkrise. Ihre Reaktionsmöglichkeiten sind aber von nationalen Traditionen geprägt. Der deutsche Sonderweg der starren Trennung zwischen wenigen Professoren und einem Heer unselbständiger wissenschaftlicher Mitarbeiter wird dabei zum Entwicklungshemmnis.

    Während Forschung und Lehre in vielen Staaten maßgeblich von fest angestelltem Personal unterhalb der Professur getragen werden, ist dies in Deutschland überwiegend die Aufgabe befristet angestellter und weisungsgebundener wissenschaftlicher Mitarbeiter mit häufig nur geringen Aussichten, jemals eine feste akademische Position zu erreichen. Angesichts wachsender Studierendenzahlen und steigendem internationalem Konkurrenzdruck wird die prekäre Lage der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zwischen Promotion und Professur zunehmend zu einem Risiko für das deutsche Wissenschaftssystem. Die Weiterentwicklung der bestehenden Modelle über Juniorprofessur und "tenure-track" und die verstärkte Einführung von eigenständigen Dozenturen für Forschung und Lehre erscheint daher dringend erforderlich.

    Reinhard Kreckel und die Forscher des HoF haben in ihrer international vergleichenden Studie "Zwischen Promotion und Professur" untersucht, wie sich die Lage des wissenschaftlichen Personals an deutschen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen von der Situation in Frankreich, Großbritannien, USA, Schweden, den Niederlanden Österreich und der Schweiz unterscheidet.

    Die akademischen Karrierestrukturen, die im Mittelpunkt der Studie stehen, sind stark von nationalen Eigenheiten und Interessenkonstellationen geprägt und deshalb besonders veränderungsresistent. Wie die vergleichende Analyse zeigt, gibt es - bei allen Unterschieden - einen gemeinsamen Nenner für alle anderen europäischen Hochschulsysteme, der sie von Deutschland unterscheidet: Überall gibt es dort unterhalb der Professur den auf Dauer tätigen Lecturer, Docent, Maître de Conférences ö. ä. als selbstständigen Hochschullehrer mit eigenen Lehr- und Forschungsaufgaben. Dadurch sind diese Hochschulsysteme in der Lage, mit strukturellen Differenzierungen und gesteigerten Lehranforderungen flexibel umzugehen.

    An den deutschen Hochschulen fehlt hingegen die Ebene der fest angestellten Dozenten unterhalb der Professur. Sie machen an deutschen Universitäten nur ein bis zwei Prozent des wissenschaftlichen Personals aus. Nahezu 80% des hauptberuflichen wissenschaftlichen Personals ist hier auf unselbstständigen Mittelbaupositionen unterhalb der Hochschullehrerebene beschäftigt, zwei Drittel davon auf befristeten Qualifikations- und/oder Drittmittelstellen. Die traditionelle Hausberufungssperre, die Hürde der Habilitation und die relativ kleine Zahl der Professorenstellen machen die akademische Karriere für sie zu einem besonderen Wagnis.

    Der Versuch, mit der Einführung der selbständigen Juniorprofessur, des "tenure track" und der habilitationsäquivalenten "tenure evaluation" Anleihen beim nordamerikanischen Hochschulsystem zu nehmen und damit diese Hindernisse zu überwinden, zeigt bis jetzt noch keine nachhaltige Wirkung. Die Studie stellt diese und weitere neuere Reformbemühungen in einen international vergleichenden Kontext und schafft damit wichtige Grundlagen für die Abschätzung ihrer Erfolgsaussichten. Eine Reihe von Reformanregungen schließt den Band ab.

    Reinhard Kreckel (Hrsg.) (2008): Zwischen Promotion und Professur. Das wissenschaftliche Personal in Deutschland im Vergleich mit Frankreich, Großbritannien, USA, Schweden, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz. Akademische Verlagsanstalt Leipzig, 408 S. ISBN 978-3-931982-61-4, 29,00 €

    Eine Leseprobe sowie das Inhaltsverzeichnis finden Sie auf http://www.hof.uni-halle.de/cms/download.php?id=144

    Ansprechpartner: Prof. Dr. Reinhard Kreckel
    E-mail: reinhard.kreckel@hof.uni-halle.de
    Tel.: 03491 - 466 254


    Weitere Informationen:

    http://www.hof.uni-halle.de/index,id,2.html#307


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Pädagogik / Bildung, Politik
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     


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