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18.12.2000 00:00

Weihnachtsgeschenk II: was wenn nicht Bach?

Dr. Edmund von Pechmann Hochschulkommunikation
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald

    Spielt Matthias Schneider auf Glauchauer Silbermann-Orgel auch Gefälschtes?

    Die rechte Musik auch zur Weihnachtszeit: zu Johann Sebastian Bachs 250. Todestag spielte der Greifswalder Orgelprofessor und Musikologe Dr. Matthias Schneider eine CD ein des Titels: »Johann Sebastian Bach?«

    Er vereint auf ihr zwanzig Präludien, Fugen, Choralbearbeitungen, Phantasien, ein »harmonisches Labyrinth« und: DIE Toccata con Fuga d-moll, Bachwerkeverzeichnis 565. Das ist jene, die jedem einfällt, wenn er an Orgelmusik denkt. Seit Jahren gibt es aber einige Zweifel, ob da nicht jemand den berühmten Namen Bachs auf die Noten schrieb, um sie besser »verkaufen« zu können.

    Der Charakter des ersten Stücks, Präludium und Fuge c-Moll, BWV 546, zieht sich durch fast die ganze Platte: Matthias Schneider spielt in gesetzten, aber durchaus nicht langsamen Tempi, mit überraschenden Verschleppungen der Zweit- und Drittstimmen, wodurch er große Spannung im einzelnen erzielt und fernab jeglicher sonst nicht unüblicher Langeweile interpretiert.

    Er hat die Musiken im Juni 2000 auf der vor kurzem völlig restaurierten Silbermann-Orgel der Kirche St. Georgen in Glauchau in Sachsen aufgenommen - wie der Name, so der Klang: hier erklingt kein Orgeldonner, sondern sehr fein durchdachtes und strukturiertes silberfeines Tonwerk, das den Hörer durch die vielen Takte geleitet. Besonders deutlich wird das natürlich bei dem letzten Werk auf der CD, jener weltbekannten Toccata, die nicht tobt, sondern alle Vorzüge historischer Aufführungspraxis demonstriert. Sehr frei atmend und tanzend. Eine andere offensichtlich frohe Komposition ist das Präludium f-Moll, BWV 591; auch diese ist sehr tänzerisch, aber während die Toccata vielleicht doch Bach-Vater komponierte, ist dieses Präludium sicher nicht von ihm, sondern vermutlich von einem seiner Söhne oder Schüler.

    Verwandt werden alle Stücke durch den leichten Klang der wunderbaren Glauchauer Orgel. Sie sind alle verwandt, wenn auch nicht alle von Johann Sebastian Bach, so doch von Komponisten, die ihn kopierten, zum Teil auch von Komponisten, die Bach selbst kopierte, um später noch einmal woanders weiterverwendet zu werden. Das ausführliche und von James Fanning in's Englische übersetzte Begleitbüchlein gibt zum aktuellen Forschungsstand Auskunft.

    Die hervorragend austarierte CD »Johann Sebastian Bach?« ist bei ambitus unter amb97980 erschienen und in allen guten Musikalienhandlungen und Musikbuchhandlungen, in Greifswald etwa bei der Buchhandlung Scharfe in der Greifswalder Langen Straße 68, zu haben.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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