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28.10.2008 16:23

Freiheit ist identitätsprägend für die Universität Jena

Axel Burchardt Referat Öffentlichkeitsarbeit
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Historiker der Universität Jena präsentieren "Die Universität Jena in der Frühen Neuzeit"

    Jena (28.10.08) Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen auf der einen, der Dichter Friedrich Schiller auf der anderen Seite: zwei Persönlichkeiten, die untrennbar mit der Geschichte der Jenaer Universität verbunden sind. Beide standen für ihren ganz eigenen Begriff der Freiheit ein, beide prägten Tradition und Selbstverständnis der Universität, die in diesem Jahr ihr 450-jähriges Bestehen feiert.

    Den Bogen von Kurfürst Johann Friedrich bis zu Schiller schlägt das Buch "Die Jenaer Universität in der Frühen Neuzeit", das gerade erschienen ist. "Das Buch arbeitet facettenreich heraus, wie Freiheit für unsere Universität identitätsprägend geworden ist", sagte am 28. Oktober bei einem Pressetermin Rektor Prof. Dr. Klaus Dicke und freute sich über die lesenswerte Darstellung zur Geschichte der Universität in der Frühen Neuzeit.

    Die Publikation beantwortet im Jubiläumsjahr, was die Jenaer "Salana" zu einer Traditionsuniversität werden ließ. Die Historiker Prof. Dr. Georg Schmidt, Dr. Andreas Klinger und Dr. Alexander Schmidt fungieren gemeinsam mit dem Leiter des Universitätsarchivs Dr. Joachim Bauer als Herausgeber. Die vier sind selbst als Autoren vertreten und sie haben zahlreiche, vornehmlich junge Autoren gewonnen, ohne dass die zehn Kapitel zu einem Sammelband geworden sind.

    Es sollte ein gut lesbarer Text für diejenigen werden, die sich mit den ersten 300 Jahren der Jenaer Universitätsgeschichte vertraut machen wollen, betonte Prof. Schmidt. In dieser Zeit, besonders im 16. und am Ende des 18. Jahrhunderts, hätte die Glanzzeit der Universität gelegen, sagte der Lehrstuhlinhaber für Geschichte der Frühen Neuzeit und ist sich sicher: "Aus den Erfahrungen der damaligen Menschen kann man auch viel für heute lernen".

    Auf 216 Seiten entwerfen die Autoren das Bild einer lebendigen Universität, die tiefe Krisen durchlebte und zu unglaublichen Höhen gelangte. Am Anfang stand die Niederlage des Kurfürsten Johann Friedrich I. im Schmalkaldischen Krieg, in dessen Folge Kurwürde und Universität Wittenberg verloren gingen. Nach der Gründung der Jenaer "Hohen Schule" im Jahr 1548 folgten erbitterte theologische Streitigkeiten, an deren Ende sich Jena "als Hort des wahren Luthertums begriffen" hatte, wie Dr. Klinger ausführte. Der Verweis auf den "unverfälschten" Luther brachte sowohl die Dynastie der Ernestiner als auch die Universität mehrmals an den Rand ihrer Existenz, zugleich sicherte er Identität und eigenes Profil der "Salana". Jena galt immer als Hort der Freiheit, trotz des konsequenten Beharrens auf dem "wahren Glauben" und der damit einhergehenden Orthodoxie in theologischen Fragen. Mit dem neuen Band werde auch die immer wieder aufkeimende Debatte um das Gründungsdatum erledigt, sagte Dr. Bauer: Seit 1558 gebe es eine vollwertige Universität, die eine Vorgeschichte hat. "Es gibt kein Mysterium mehr", betonte der Historiker.

    Breiter Raum wird dem spannungsvollen Verhältnis zwischen Stadtbürgertum und Universitätsangehörigen eingeräumt. Der Leser erfährt vom wilden Studentenleben, das sich unter anderem in einer hohen Quote unehelicher Geburten niederschlug und vom gespannten Verhältnis zwischen Studiosi und "Philistern". Ursache war vor allem die unterschiedliche Gerichtsbarkeit, der beide Gruppen unterstanden. Wurde die Universität zunächst als Fremdkörper im beschaulichen Weinbauernstädtchen Jena empfunden, ergab sich doch über die Jahrhunderte eine symbiotische Verbindung, gar eine Abhängigkeit beider Partner. Ein Verhältnis, das nahezu unverändert bis heute Bestand hat.

    "Die Universität Jena in der Frühen Neuzeit" bietet eine spannende Lektüre, von den Anfängen der Universität bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der reich bebilderte Band richtet sich an den interessierten Leser, der sich im Jubiläumsjahr ein lebendiges Bild von den ersten 300 Jahren der Jenaer Universität machen möchte. Zugleich regt die Lektüre zum Nachdenken über den Freiheitsbegriff an, der stets ein Markenzeichen der Jenaer Universität war und - wie es Rektor Dicke im Vorwort anmahnt - immer in Gefahr steht zu verschwinden.

    Joachim Bauer, Andreas Klinger, Alexander Schmidt, Georg Schmidt (Hg.): Die Universität Jena in der Frühen Neuzeit, Universitätsverlag C. Winter, Heidelberg 2008, 216 Seiten, Preis 18 Euro, ISBN 978-3-8253-5525-8


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


    Bilder

    Cover des neuen Buches.
    Cover des neuen Buches.

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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