idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
29.10.2008 23:51

Vom Rassismus zum Hautfarbenrassismus

Klaus P. Prem Presse - Öffentlichkeitsarbeit - Information
Universität Augsburg

    Sind die Menschenrecht dem Kampf um die Bürgerrechte oder dem Kampf gegen die Sklaverei entsprungen? Diese Frage stellt der Rostocker Althistoriker E. Flaig am 3.11. im ersten Colloquium Augustanum des Wintersemesters.
    -----
    "Vom Rassismus zum Hautfarbenrassismus. Wo und wie wurde eine diskursive Konstruktion plausibel?" Mit der Erörterung dieser Frage eröffnet am 3.11. um 18.15 Uhr Prof. Dr. Egon Flaig (Rostock) im HS III des Großen Hörsaalzentrums (Universitätsstr. 10) das Colloquium Augustanum. Die Gastvorlesungsreihe des Augsburger Instituts für Europäische Kulturgeschichte wird im laufenden Wintersemester am 15.12.08 und am 2.2.09 noch zwei weitere Vorträge bieten.

    Jede Kultur, so sagte der große Lévi-Strauss, müsse sich selber affirmieren und sei darum notwendigerweise xenophob. Zudem sei es unvermeidbar, dass Menschengruppen einander gegenseitig abwerten und sogar einander das gleichwertige Menschsein absprechen. Doch wann führt eine solche Abwertung zur Vorstellung, die "Anderen" seien von Natur aus minderwertig? Also zu einem kohärenten Rassismus? Warum taucht dieser fast immer in sklavistischen Gesellschaften auf? Und warum hat Rassismus meistens nichts zu tun mit der Hautfarbe?

    So umreißt Prof. Dr. Egon Flaig, die Fragestellung seines Vortrags, mit dem er am 3. November 2008 das "Colloquium Augustanum" des Instituts für Europäische Kulturgeschichte im laufenden Wintersemester eröffnen wird.

    Erst im 8./9. Jahrhundert, so Flaig weiter, komme als arabische Erfindung die Theorie auf, wonach schwarze Menschen - aus klimatheoretischen Gründen - minderwertig seien. Ebenso werde die biblische Begründung, aus Noahs Fluch über Ham rühre die Sklaverei, erstmals im islamischen Raum systematisch auf die Schwarzen bezogen. Wie lässt sich dieser Umstand erklären? Wie lässt sich zudem erklären, dass in Europa bis zum 16. Jahrhundert kein Hautfarbenrassismus auftauchte bzw. dass dieser direkt von den arabischen Autoren übernommen wurde? Sind die Gründe in der Besonderheit des größten Sklavensystems der Weltgeschichte zu suchen? Denn die islamische Expansion habe den schwarzafrikanischen Kontinent zum größten Sklavenlieferanten des Globus transformiert und zur Verschleppung von 17 Millionen versklavten Schwarzafrikanern in die Kernländer des Islam geführt. Veränderte diese Deportation die Diskurse? Hatte sie vielleicht spätantike Vorläufer?

    Die europäische Kolonialsklaverei kommt jedenfalls erst 800 Jahre später und wird von den permanenten moslemischen Versklavungskriegen in Afrika beliefert. Ob dieser Zusammenhang plausibel ist und dementsprechend dann die Menschenrechte nicht dem liberalen Kampf um die Bürgerrechte, sondern dem Kampf gegen die Sklaverei entspringen, will Flaig in seinem Vortrag diskutieren.

    Zum Referenten

    Prof. Dr. Egon Flaig, Jahrgang 1949, war von 1997 bis 2008 Ordinarius für Alte Geschichte an der Universität Greifswald und hat seit dem Sommersemester 2008 den Lehrstuhl für Alte Geschichte am Heinrich Schliemann-Institut für Altertumswissenschaften der Universität Rostock inne.

    Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen zählen: Angeschaute Geschichte. Zu Jacob Burckhardts "Griechische Kulturgeschichte", Rheinfelden 1987 / Den Kaiser herausfordern. Die Usurpation im Römischen Reich, Frankfurt 1992 / Ödipus. Tragischer Vatermord im klassischen Athen, München 1998 / Ritualisierte Politik. Gesten, Zeichen und Herrschaft im Alten Rom, Göttingen 2003.

    Flaig ist Träger des Hans-Reimer-Preises der Aby Warburg-Stiftung. 2003/04 war er Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin.

    Weitere Vorträge am 15. Dezember und am 2. Februar

    Der Vortrag beginnt am Montag, dem 3. November 2008, um 18.15 Uhr im Hörsaal III des Großen Hörsaalzentrums der Universität Augsburg (Universitätsstraße 10, 86159 Augsburg). Um dieselbe Uhrzeit am selben Ort finden im Laufe des Wintersemesters zwei weitere Colloqiua Augustana statt: Am 15. Dezember referiert Prof. Dr. Dr. h c. Udo Bermbach (Hamburg). Der Titel seines Vortrags lautet "Bayreuther Festspiele! Idee und Wirklichkeit". Und am 2. Februar 2009 erörtert Privatdozent Dr. Michael Sikora aus Münster unter der Überschrift "Mausdreck mit Pfeffer" das Problem der ungleichen Heiraten im deutschen Hochadel der Frühen Neuzeit.

    Die Vorträge im Colloquium Augustanum sind öffentlich. Alle kulturhistorisch Interessierten sind bei freiem Eintritt herzlich zur Teilnahme eingeladen.
    _________________________

    Ansprechpartner:

    Dr. Stefan Paulus
    Institut für Europäische Kulturgeschichte der Universität Augsburg
    86135 Augsburg
    Telefon 0821/598-5843
    stefan.paulus@iek.uni-augsburg.de


    Bilder

    Der Rostocker Althistoriker Egon Flaig eröffnet am 3. November die WS 08/09-Serie ...
    Der Rostocker Althistoriker Egon Flaig eröffnet am 3. November die WS 08/09-Serie ...

    None

    ... der traditionellen Gastvorlesungsreihe des Augsburger Instituts für Europäische Kulturgeschichte.
    ... der traditionellen Gastvorlesungsreihe des Augsburger Instituts für Europäische Kulturgeschichte ...
    Foto: privat / Plakatgestaltung: www.waldmann-weinold.de
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Kulturwissenschaften, Philosophie / Ethik
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

    Der Rostocker Althistoriker Egon Flaig eröffnet am 3. November die WS 08/09-Serie ...


    Zum Download

    x

    ... der traditionellen Gastvorlesungsreihe des Augsburger Instituts für Europäische Kulturgeschichte.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).