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02.01.2001 12:19

Lymphknoten entfernen nur im Bedarfsfall

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Mehr Klarheit in einem seit Jahren währenden Medizinerstreit verspricht Ärzten ein Kurs zur Sentinel-Lymphknoten-Biopsie, den die Dermatologische Klinik der RUB (Dr. Klaus Hoffmann, Prof. Dr. Peter Altmeyer) am 27. Januar 2001 und ein zweites Mal am 21. April 2001 im St. Josef Hospital (Gudrunstraße 56, 44791 Bochum) veranstaltet. Das Verfahren erlaubt es den Ärzten, im Falle einer Krebserkrankung minimalinvasiv festzustellen, ob Lymphknoten befallen sind und entfernt werden müssen oder nicht.

    Bochum, 02.01.2001
    Nr. 2

    Unnötiges Leiden und Aufwand ersparen
    Lymphknoten entfernen nur im Bedarfsfall
    Kurs: Sentinel-Lymphknoten-Biopsie

    Mehr Klarheit in einem seit Jahren währenden Medizinerstreit verspricht Ärzten ein Kurs zur Sentinel-Lymphknoten-Biopsie, den die Dermatologische Klinik der RUB (Dr. Klaus Hoffmann, Prof. Dr. Peter Altmeyer) am 27. Januar 2001 und ein zweites Mal am 21. April 2001 im St. Josef Hospital (Gudrunstraße 56, 44791 Bochum) veranstaltet. Das Verfahren erlaubt es den Ärzten, im Falle einer Krebserkrankung minimalinvasiv festzustellen, ob Lymphknoten befallen sind und entfernt werden müssen oder nicht. Dies kann dem Patienten aufwändige Operationen und unnötiges Leiden ersparen.

    Nebenwirkungen quälen Patienten

    Bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen sind häufig auch Lymphknoten befallen. Ob dies tatsächlich bereits der Fall ist, kann man aber meist nicht mit Sicherheit sagen, daher lautete die Grundempfehlung an Ärzte bei Krebs in fortgeschrittenen Stadien bisher: Vorsichtshalber alle Lymphknoten in der Umgebung des Tumors entfernen. Besonders intensiv war die Diskussion in den letzten Jahren bei Brust- und schwarzem Hautkrebs. Entfernt man z. B. bei fortgeschrittenem Brustkrebs sämtliche Lymphknoten in den Achselhöhlen, kommt es zu dauerhaften Lymphabflussstörungen und in der Folge zu Ödemen (Wasserablagerungen) in den Armen. Um solches Leid zu vermeiden, wurde das so genannte SLND-Verfahren (Sentinel-Lymphnode-Dissection) entwickelt. Mit seiner Hilfe lässt sich im Vorhinein feststellen, ob die Entfernung der Lymphknoten wirklich unumgänglich ist.

    Erster Knoten gibt Aufschluss über alle anderen

    Ein Beispiel verdeutlicht die Vorgehensweise: Angenommen, ein bösartiger Hautkrebstumor befindet sich auf dem Bauch eines Patienten in der Verbindungslinie zwischen Leiste und Bauchnabel und ist tiefer als einen Millimeter in die Haut eingewachsen, so dass ein erhöhtes Metastasierungsrisiko besteht. In diesem Fall ist es wichtig zu wissen, ob die drainierende Station tatsächlich wie zu erwarten die nahliegende Leiste oder womöglich sogar die auf der anderen Seite ist. Um dies herauszufinden umspritzt der Arzt den Tumor vor der Entfernung mit Technetium 99, einer radioaktiven Substanz. Die Strahlenbelastung dabei ist geringer als bei einer Röntgenaufnahme und somit zu vernachlässigen. Das Radionuklid wird nun in Richtung des ersten drainierenden Lymphknotens ausgeschwemmt, so dass dieser - ein einziger unter den unzähligen Knoten in der Leistengegend - radioaktiv markiert ist. Mithilfe eines Spezialdetektors, der einem Griffel ähnelt, gelingt es, den Lymphknoten zu finden, der als erster eine Drainagefunktion für das befallene Hautareal übernimmt. Falls überhaupt eine Metastasierung in den Knoten hinein passiert, wird dieser Knoten zuerst befallen sein. Ist der betreffende Knoten entdeckt, nimmt der Arzt ihn heraus und lässt ihn mikroskopisch untersuchen. Stellt sich dabei ein Befall des Knotens heraus, ist davon auszugehen, dass auch andere Knoten befallen sein könnten. In diesem Fall wird der Patient aufwändigere und mit Nebenwirkungen behaftete Operationen über sich ergehen lassen müssen. Ist der Lymphknoten jedoch nicht befallen, hat der Patient nichts als eine knopflochgroße Wunde in der Haut, die schnell wieder verheilt ist.

    Sinnvolles Verfahren besser bekannt machen

    Das SLND-Verfahren wurde vor etwa zehn Jahren erstmals in den USA eingesetzt. Absichernde Studien folgten weltweit, mittlerweile sind schon einige 10.000 Patienten damit operiert worden. Besonders bei von außen zugänglichen Tumoren eignet sich die Methode sehr gut. Durch die schnelle und sichere Prognose werden nicht nur dem Patienten Leiden erspart; auch die Kosten für das Gesundheitssystem sinken. Trotz seiner zahlreichen Vorteile ist das Verfahren noch nicht zureichend bekannt. Hier soll der Kurs abhelfen.

    Weitere Informationen

    Dr. Klaus Hoffmann, Prof. Dr. Peter Altmeyer, Dermatologische Klinik der Ruhr-Universität Bochum im St. Josef Hospital, Gudrunstr. 56, 44791 Bochum, Tel. 0234/509-3440, Fax: 0234/509-3445, Email: k.hoffmann@derma.de

    Programm

    9.00 Uhr: Einleitung - Allgemeines zur Sentinel-Lymphknoten-Methode - Altmeyer, Bochum

    9.10-9.30 Uhr: Theorie, Geschichte, Literaturübersicht zur Sentinel-Lymphknoten-Methode, allgemein - Bachter, Augsburg

    9.30-9.50 Uhr: Anatomie der Lymphabflusswege - Blum, Tübingen

    9.50-10.10 Uhr: Bildgebende Methoden zur Lymphknotendarstellung - Schmid-Wendtner, München

    10.10-10.30 Uhr: Pathologie der Lymphknoten - Stücker, Bochum

    10.30-10.50 Uhr: Nuklearmedizin und Sentinel-Lymphknotentechnik - Schmid, Pennekamp, Bochum

    11.10-11.30 Uhr: Operationstechniken - Malignes Melanom - Hoffmann, Bochum

    11.30-11.50 Uhr: Technik und Ergebnisse bei Mamma-Karzinom - Ostertag, Kiel

    11.50-13.00 Uhr: Round-Table-Diskussion - Altmeyer, Bochum und alle Referenten


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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