Auf welcher Route reiste vor 460 Jahren Anna von Kleve mit ihrem Hofstaat zur Hochzeit mit Heinrich VIII. nach London? Diese Frage lässt sich jetzt wieder exakt beantworten, denn der Duisburger Kartographiehistoriker Dr. Peter Meurer hat die Originalreisekarte in London aufgespürt.
Meurer: "Ein wichtiger Hinweis kam dabei von Peter Barber, dem Kartenkurator an der British Library in London, die im Department of Manuscript eine eigene Kartensammlung besitzt." Möglich wurde der Überraschungsfund durch ein wissenschaftshistorisches Projekt, das die WestLB-Stiftung Zukunft NRW seit 1998 am Institut für Geographie an der Mercator-Universität fördert.
Frühjahr: Ausstellung
Im Mittelpunkt steht dabei Leben und Werk des niederrheinischen Kartographen Christian Sgrooten, der seit 1557 Hofgeograph im Dienste König Philip II. von Spanien war. Im Frühjahr werden die Kartenfunde aus der Vätergeneration Sgrootens erstmals der wissenschaftlichen Öffentlichkeit vorgestellt.
In der Londoner Kartensammlung fand sich das 51 x 76 cm große Blatt, das im Katalog als handgezeichnete "Seekarte der Küste von Flandern und Holland von Calais bis zur Ems, mit den Flüssen Schelde, Maas und Rhein" beschrieben ist. In Wirklichkeit handelt es sich jedoch um eine topographische Karte des niederländischen Raumes bis Köln. Die zeitliche Einordnung des undatierten Blattes ist möglich durch den Eintrag zweier Straßenzüge.
Via Antwerpen und Calais
Eine erste Route führt von Düsseldorf über Duisburg, Kleve, s'Hertogenbosch, Antwerpen, Dunkerque nach Calais. Mit dieser Route vereinigt sich in Antwerpen eine zweite, die von Hambach bzw. Jülich über Maastricht und Diest verläuft. Damit ist klar, dass dies die Reiserouten des herzoglichen Hofes von Jülich-Kleve aus Düsseldorf und Jülich sind. Reiseziel ist London, wo sich Heinrich VIII. mit Anna von Kleve vermählen will, eine seiner sechs Ehefrauen. Die Fahrt geht über Calais, dem seinerzeit englischen Fährhafen zur Weiterreise nach London.
Im weiteren topographischen Vergleich gewinnt diese Londoner Manuskriptkarte eine herausragende Bedeutung. Sie erweist sich als handgezeichnete Kopie der ältesten gedruckten Karte der Niederlande, die um 1525 in Antwerpen von Jan van Holme publiziert worden ist. Dieser Druck ist nur aus einer sekundären Quelle von 1570 bekannt. Ein Exemplar ist nie aufgefunden worden.
Unbekannter früher Kartendruck
Ein weiterer Fund gelang in der Stiftsbibliothek Xanten. In einer Sammelmappe fand sich ein Blatt mit gedrucktem Text, in dem mit großem Geschick eine Holzschnittkarte der Niederlande (8,5 x 13,5 cm) eingeklebt ist, die dort ursprünglich nicht hineingehörte und aus dem frühen 17. Jahrhundert stammt. Das unscheinbare Blatt ist wahrscheinlich die älteste bekannte Karte der 17 Provinzen, die komplett in niederländischer Sprache verfasst ist.
Weitere Infos:
Dr. Peter Meurer, Institut für Geographie, 0203/379-1740
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Geowissenschaften, Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Medien- und Kommunikationswissenschaften, Verkehr / Transport
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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