Am Montag, dem 10. November 2008, laden die FH Lausitz und die BASF Schwarzheide GmbH gemeinsam zu einem öffentlichen Vortrag im Konrad-Zuse-Medienzentrum auf den Campus Senftenberg ein. Zum Thema "Neue Wirkstoffe aus Pilzen" wird um 16:30 Uhr im Audimax der Fachhochschule (Gebäude 11, Raum 122) Prof. Dr. Timm Anke von der Technischen Universität Kaiserslautern sprechen. Alle Interessenten, insbesondere Studenten und Angehörige der Hochschule sowie Mitarbeiter der BASF Schwarzheide GmbH, die das Pflanzenschutzmittel F500 auf der Basis von Ankes Entdeckung Strobilurin produzieren, sind willkommen.
F500 ist ein chemisch hergestelltes Methoxy-Acrylat. Das Vorbild für diesen Wirkstoff hat Prof. Timm Anke Ende der 1970er Jahre aus dem Pilz Strobilurus tenacellus, dem Kiefernzapfenrübling, isoliert. Seit sieben Jahren wird F500 ausschließlich bei der BASF in Schwarzheide hergestellt und weltweit als Agrochemikalie eingesetzt, so zum Beispiel bei der Bekämpfung von Sojo-Rost in Südamerika. Derzeit investiert die BASF Schwarzheide GmbH an ihrem Standort, um die bisherige Produktionskapazität zu erweitern.
Die Pilze, mit denen Anke seit 30 Jahren erfolgreich arbeitet, sind sogenannte Basidiomyceten. Diese Pilzarten, wie zum Beispiel der Champignon oder der Shii-take, bilden ihre Sporen in der Regel an einem Fruchtkörper. Gemeinsam mit seiner Frau Heidrun Anke, Professorin für Mikrobiologie und Geschäftsführerin am Institute of Biotechnology und Drug Research, fährt der Wissenschaftler durch die ganze Welt und sammelt Fruchtkörper. Im Labor versucht der Professor für Technische Mikrobiologie diese zu kultivieren und neuartige chemische Wirkstoffe zu isolieren. Ankes Sammlung umfasst inzwischen mehrere tausend Pilzkulturen.
Das Strobilurin, das Professor Anke aus dem Kiefernzapfenrübling isolierte und dessen Struktur sein Kollege Professor Wolfgang Steglich aufklärte, war in den 1970er Jahren chemisch neuartig, bildete eine neue Leitstruktur. Dafür wurden die beiden Wissenschaftler 1996 mit dem Karl Heinz Beckurts-Preis ausgezeichnet.
Methoxy-Acrylate werden durch Enzyme, die bei Mensch und Tier vorkommen, gespalten und dadurch unwirksam. Das bedeutet, dieses Pflanzenschutzmittel ist für Mensch und Tier ungiftig. Nachteile für die wirtschaftliche Anwendung des Naturstoffs Strobilurin bilden jedoch dessen Empfindlichkeit gegenüber Sonnenlicht und der zu schnelle biologische Abbau. Deshalb mussten von der BASF-Forschung in Ludwigshafen mehr als 18.000 Derivate hergestellt werden, bis F500 entwickelt war. Zwei wichtige Mitarbeiter waren Dr. Hubert Sauter und Dipl.-Ing. Klaus Schellberger.
Das vom Strobilurin abgeleitete F500 hat den Höhepunkt seiner Erfolgsgeschichte noch nicht erreicht. Ein Wirkstoff, der diesen bereits überschritten hat, ist das Penicillin. Jeder kennt diesen vom Schimmelpilz Penicillium chrysogenum produzierten Stoff, der in der Medizin gegen bakterielle Infektionen eingesetzt wird. Insbesondere Keime, die gegen den Wirkstoff resistent sind, stellen ein zunehmendes Problem dar. Das ist ein wichtiger Grund, stetig weiter nach neuen Wirkstoffen zu forschen.
Weitere Informationen:
Prof. Dr. K-Peter Stahmann
Fachhochschule Lausitz
Fachbereich Bio-, Chemie- und Verfahrenstechnik
Studiendekan Biotechnologie
E-Mail: stahmann@fh-lausitz.de
Tel.: 03573 85-913
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Chemie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, wissenschaftliche Weiterbildung
Deutsch
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