Justus-Liebig-Universität setzt sich ehrgeizige Ziele zur Frauenförderung - Größere Verbindlichkeit der Gleichstellungsmaßnahmen auf allen Ebenen
Zwei Drittel aller Studierenden an der Justus-Liebig-Universität Gießen sind Frauen. Damit gehört die JLU zu den deutschen Universitäten mit dem höchsten Studentinnen-Anteil. Die Förderung des weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchses zählt schon seit vielen Jahren zu den Schwerpunkten des gleichstellungspolitischen Profils der Universität Gießen. Um die Attraktivität der wissenschaftlichen Laufbahn für begabte und motivierte junge Frauen weiter zu erhöhen und Karrierehemmnisse abzubauen, haben Präsident und Frauenbeauftragte heute dem Senat das Gleichstellungskonzept der Justus-Liebig-Universität vorgestellt. Die Universität Gießen, die in diesem Jahr das Jubiläum "100 Jahre Frauenstudium" feiert, möchte bisherige Gleichstellungsmaßnahmen bündeln und vor allem eine größere Verbindlichkeit auf allen Ebenen erreichen.
"Gleichstellungsziele sind ein Qualitätsmerkmal", betont JLU-Frauenbeauftragte Marion Oberschelp. Stärker als bisher müssten sie im Leitbild und in der Organisationskultur der JLU - als Querschnittsaufgaben - verankert werden. Bei den Zielvereinbarungen mit den Fachbereichen und zentralen Einrichtungen der JLU sei bislang noch ein zu geringe Verbindlichkeit und Konkretisierung gleichstellungspolitischer Zielformulierungen zu verzeichnen. "Wir haben in konzentrierter Arbeit ein offensichtlich überzeugendes Konzept entwickelt", freut sich JLU-Präsident Prof. Dr. Stefan Hormuth.
Im Wissenschaftsbetrieb sind die Frauen auch in Gießen unterrepräsentiert. Ein ganzes Bündel von Maßnahmen soll nun dazu beitragen, die Chancengleichheit für Frauen in der Wissenschaft an der Hochschule zu erreichen. Das Gleichstellungskonzept stellt zur "Optimierung gleichstellungspolitischer Instrumente" u.a Trainings für Führungskräfte, einen Ideen-Wettbewerb zur Förderung von Frauen auf allen Qualifikationsstufen, die Ausschreibung eines Frauenförderpreises der JLU, ein Monitoringsystem zur Dokumentation gleichstellungspolitischer Entwicklungen und einen Leitfaden für Berufungsverfahren in Aussicht. Neue Strategien seien dringend nötig, die sich sowohl auf die Rekrutierungsverfahren als auch auf die Bewertung wissenschaftlicher Leistungen beziehen, fordert Oberschelp. Berufungskommissionen müssten den Begriff der "gleichen Qualifikation" kritisch prüfen und abwägen, inwieweit die eigene Fachkultur bislang Barrieren für Bewerberinnen erzeugt hat. Es gehe darum, die Benachteiligungen nicht weiter zu verstetigen: "Der Frauenanteil muss in allen Leitungs- und Entscheidungsgremien erhöht werden".
Zur Erhöhung des Frauenanteils bei den Professuren setzt sich die JLU sogar das ehrgeizige Ziel, bei künftigen Berufungen eine Quote von 50 Prozent zu erreichen. Bislang sieht auch hier die Realität noch ganz anders aus: Je höher die Stufe auf der wissenschaftlichen Karriereleiter, desto geringer der Anteil der Frauen: Während noch etwa 25 Prozent der Habilitationen an der JLU auf Frauen fallen, beträgt der Frauenanteil bei den Professuren derzeit lediglich 15 Prozent. "Passgenaue" Maßnahmen sollen möglichst frühzeitig zur Förderung des weiblichen wissenschaftlichen Nachwuchses beitragen - schon auf dem Weg zur Promotion in Fächern, wo begabte Frauen bislang das Nachsehen haben (Mathematik, Physik: 10 Prozent) oder in der Post-Doc-Phase durch Mentoring- und Coachingangebote.
Die JLU ist "familiengerechte Hochschule" und verbindet damit wichtige Zielsetzungen, wie u.a. den weiteren Ausbau von Kinderbetreuungsmöglichkeiten für Studierende und Beschäftigte, Initiativen zur Unterstützung von so genannten "Dual Career Couples" sowie zur familienfreundlichen Ausgestaltung von Lern- und Arbeitsbedingungen.Darüber hinaus sollen Themen der Frauen- und Geschlechterforschung bei der Ausschreibung bestimmter Professuren (etwa in der Pädagogik, der Medizin oder den Rechtswissenschaften) künftig verstärkt berücksichtigt werden. Im Rahmen des Hochschuldidaktischen Netzwerks Mittelhessen (HDM) wird die JLU ihr Aus- und Weiterbildungsangebot bezüglich der "Gender-Kompetenz" in der Lehre ausbauen. Hinzu kommt die verstärkte Beteiligung an Netzwerken und Mentoring-Programmen - etwa das MentorinnenNetzwerk für Frauen in Naturwissenschaft und Technik, das Projekt "SciMento" (Mentoring in Science) und das Programm "Pro Professur".
Die JLU war die erste Hochschule in Hessen, die Frauenförderung institutionalisiert hat, erinnert die JLU-Frauenbeauftragte. Bereits 1989 waren Marion Oberschelp und eine Kollegin zunächst halbtags als Frauenbeauftragte bestellt worden. Seit 1994 ist das Hessische Gleichberechtigungsgesetz (HGIG) die Grundlage für die Frauenförderung in Hessen und damit auch der JLU. Seither gibt es verbindliche Zielvorgaben für die verstärkte Einstellung von Frauen. Das Gleichstellungskonzept stellt einen weiteren wichtigen Meilenstein dar für eine echte Chancengleichheit für Frauen in der Wissenschaft.
Kontakt:
Marion Oberschelp, Frauenbeauftragte
Ludwigstraße 23, 35390 Gießen
Telefon: 0641 99-12050, Fax: 0641 99-12059
E-Mail: marion.oberschelp@uni-giessen.de
http://www.uni-giessen.de/cms/organisation/frb - Gleichstellungskonzept zum Download
Merkmale dieser Pressemitteilung:
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Organisatorisches, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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