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11.11.2008 09:12

Von Flintenweibern und "roten" Frauen im Kriege

Stephan Laudien Referat Öffentlichkeitsarbeit
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Historiker der Universität Jena richten vom 13. bis 15. November eine Tagung zu Soldatinnen aus

    Jena (11.11.08) Flintenweiber, Furien, Offiziersmatratzen - Zuschreibungen gibt es viele für Frauen, die aktiv an Kriegshandlungen teilnehmen. Das vermeintlich schwache Geschlecht, tödliche Waffen führend: offenbar ein Tabubruch, etwas Unerhörtes.

    Dabei treten kämpfende Frauen schon früh in der Geschichte auf. Jeanne d'Arc, die Jungfrau von Orleans, steht in der Neuzeit als Lichtgestalt an vorderster Front. "Die Jungfrau von Orleans agiert als Heerführerin, sie bleibt eine ,weiße Frau', die selbst nicht tötet", sagt PD Dr. Silke Satjukow von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Gemeinsam mit ihren Kollegen Dr. Franka Maubach und Dr. Klaus Latzel richtet die Historikerin vom 13. bis 15. November die öffentliche Tagung "Soldatinnen. Gewalt und Geschlecht im Krieg vom Mittelalter bis heute" aus. Veranstalter sind das "Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts" der Universität Jena und der Arbeitskreis Militärgeschichte.

    "Die ersten Frauen, die aktiv an Kampfhandlungen teilnahmen, waren ausnahmslos als Männer verkleidet", sagt Satjukow. Ergo seien sie nicht als Frauen wahrgenommen worden; und sie wurden umgehend aus der Truppe entfernt, wenn ihr Geschlecht offenbar wurde. Einen Umschwung gab es in der Moderne: Die neuen Waffensysteme konnten auch von Frauen bedient werden. Dennoch schrecken die Militärs noch im Ersten Weltkrieg davor zurück, Frauen im Kampf einzusetzen. Das ändert sich im Zweiten Weltkrieg: "Soldatinnen werden benötigt, eingesetzt und zugleich stigmatisiert", sagt Silke Satjukow. Als Beispiele führt sie die Wehrmachthelferinnen und die rund eine Million Rotarmistinnen auf. Das Schicksal beider Gruppen gleiche sich: Nach dem Krieg wurde der Einsatz totgeschwiegen, mit einem Tabu belegt. Hatten diese Frauen doch getötet, waren sie eingedrungen in ein Feld, das den Männern vorbehalten war. "Der Wandel von der ,weißen' zur ,roten' Frau, die Blut vergossen hat, löst sofort Urängste aus", konstatiert die Historikerin der Universität Jena.

    Während der Tagung rückt die Nachkriegszeit in den Fokus der Wissenschaftler. "Vielleicht haben die Töchter den Kampf der Mütter um Emanzipation fortgesetzt?", fragt Satjukow. Ändern sich durch den weiblichen Kriegsdienst die gesellschaftlichen Konstruktionen von Weiblichkeit und Männlichkeit im Verhältnis zu Krieg und Gewalt?, lautet eine weitere Frage. Ob sich die politische und soziale Stellung von Frauen geändert hat, wollen die Historiker ebenfalls untersuchen.

    Zum Abschluss der Tagung diskutieren Maja Apelt (Hamburg), Martin van Creveld (Jerusalem), Karen Hagemann (Chapel Hill) und Stig Förster (Bern) über "Soldatinnen? Erfahrungen und Erwartungen". Zu dieser Podiumsdiskussion (15.11, 11.30-13.00 Uhr) sind neugierige und kritische Gäste in den Rosensälen (Fürstengraben 27) ebenso willkommen wie zu den einzelnen Sektionen der Tagung.

    Kontakt:
    PD Dr. Silke Satjukow
    Jena Center Geschichte des 20. Jahrhunderts der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Zwätzengasse 3, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 944826
    E-Mail: silke.satjukow[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.jenacenter.uni-jena.de/data/JenaCenter_/flyer_soldatinnen.pdf


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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