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17.11.2008 11:38

Vom Vertrauen deutscher Universitäten in die Macht der Mathematik

Stephan Laudien Referat Öffentlichkeitsarbeit
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Historiker der Universität Jena richten vom 20. bis 21. November eine Tagung zu Erhard Weigel aus

    Jena (17.11.08) Der Mathematiker Erhard Weigel (1625-1699) gehört zweifellos zu den interessantesten Persönlichkeiten, die einst in Jena wohnten. Die "Weigeliana Domus", das Haus des Gelehrten, wurde sogar unter die Sieben Wunder Jenas gezählt - enthielt das unweit der Stadtkirche gelegene Gebäude doch sogar einen Fahrstuhl und eine eigene Wasserleitung. Angeblich sollen im Treppenhaus selbst bei Tage Sternbeobachtungen möglich gewesen sein. Dennoch wurde das berühmte Haus 1898 abgerissen, um einer schnöden Straßen-Erweiterung Platz zu machen.

    Mit einer wissenschaftlichen Tagung wollen Historiker der Friedrich-Schiller-Universität Jena vom 20. bis 21. November in den Rosensälen (Fürstengraben 27) die nachhaltige Bedeutung Erhard Weigels näher bestimmen. Überschrieben ist sie mit "Idea matheseos universae. Ordnungssysteme und Welterklärung in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts - der Jenaer Universitätslehrer Erhard Weigel und seine Kollegen."

    Es sei allgemein bekannt, dass Erhard Weigel einer der bedeutendsten Gelehrten des frühen 17. Jahrhunderts im Deutschen Reich gewesen sei, sagt Prof. Dr. Helmut G. Walther von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Der Professor für Mittelalterliche Geschichte hat die Tagung gemeinsam mit der Erhard-Weigel-Gesellschaft wissenschaftlich konzipiert. Eingeladen wurde u. a. Thomas Behme aus Berlin, der für eine historisch-kritische Ausgabe Weigels verantwortlich zeichnet.

    "Wir wollen weit über Jena hinausblicken und Weigel mit anderen Universitätslehrern an deutschen Universitäten der Zeit vergleichen", zeigt Walther die vergleichende, überregionale Perspektive der Tagung auf. Bislang sei Weigel meist als "Lokalheros" und über sein Wirken als Lehrer wahrgenommen worden. Jetzt gehe es darum, ausgehend von Weigels Vorstellungen einer Weltordnung durch eine "mathesis universalis" zu untersuchen, wie weit solche Ordnungsvorstellungen damals an den deutschen Universitäten verbreitet waren. "Es gab ein ungeheures Vertrauen in die Zahl, in die Macht der Mathematik", weiß Prof. Walther. Erinnert sei nur an Athanasius Kircher (1602-1680) und dessen Vorstellung einer mathematischen Ordnung der Welt. Der Jenaer Wissenschaftshistoriker Prof. Dr. Dr. Olaf Breidbach widmet Kircher zu Beginn der Tagung einen öffentlichen Abendvortrag am 20. November um 20 Uhr in den Rosensälen (Fürstengraben 27). Kircher wurde zuletzt vom italienischen Bestsellerautor Umberto Eco in seinem Roman "Die Insel des vorigen Tages" ein Denkmal gesetzt.

    Der über Jena hinausreichende Blick der Referenten geht in Richtung der evangelischen und katholischen Universitäten des Alten Reiches. Hinterfragt werden die Verbreitung und Weiterentwicklung der Ideen Weigels, die etwa von Leibniz, Pufendorf oder Jesuiten-Gelehrten aufgenommen wurden. Für die Tagung ist ein neugieriges und kritisches Publikum ausdrücklich erwünscht.

    Kontakt:
    Prof. Dr. Helmut G. Walther
    Historisches Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Fürstengraben 13, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 944410
    E-Mail: helmut.walther[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


    Bilder

    Erhard Weigel auf dem Dach seines Hauses (1662); gemalt von Ernst Liebermann.
    Erhard Weigel auf dem Dach seines Hauses (1662); gemalt von Ernst Liebermann.
    Abb.: FSU
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

    Erhard Weigel auf dem Dach seines Hauses (1662); gemalt von Ernst Liebermann.


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