idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
18.11.2008 12:03

Nanofasern aus Blut

Axel Burchardt Referat Öffentlichkeitsarbeit
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Materialwissenschaftler der Universität Jena erzeugen innovatives Material aus Naturstoff

    Jena (18.11.08) Jeder kennt es: Einmal beim Gemüseschneiden in der Küche oder beim Rasieren nicht aufgepasst, und schon blutet es. Meist ist das nicht weiter tragisch, weil eine kleine Blutung rasch von selber aufhört. Hauptverantwortlich für die schnelle Blutstillung kleinerer Blessuren ist der Naturstoff Fibrinogen - ein Eiweißmolekül, das wir alle milliardenfach im Blut haben. Kommt ein Fibrinogenmolekül mit den Wundrändern in Berührung, fängt es an, sich zu verändern und sich mit anderen Fibrinogenmolekülen zu vernetzen. Dieses Netzwerk schließt die Wunde und zieht die Wundränder zusammen - der bekannte Schorf entsteht auf der Wunde, und sie kann heilen. "Die Vernetzung des Fibrinogen bei Verletzungen des Körpers ist ein sehr komplexer Prozess, bei dem viele weitere Faktoren präsent sein müssen", erläutert Prof. Klaus D. Jandt, der Direktor des Instituts für Materialwissenschaft und Werkstofftechnologie (IMT) der Friedrich-Schiller-Universität diesen Prozess.

    Dass sich aus dem natürlichen Eiweißmolekül Fibrinogen auch neue Nano-Materialien auf Naturstoffbasis herstellen lassen, zeigen Dr. Gang Wei und Prof. Jandt vom IMT jetzt in der aktuellen Ausgabe der renommierten amerikanischen Fachzeitschrift "Biomacromolecules". "Dazu haben wir das Fibrinogen zunächst in einem Glas Wasser gelöst und dann diese Lösung einer schwachen Säure ausgesetzt", erläutert Dr. Wei, der als Stipendiat der Alexander-von-Humboldt-Stiftung am IMT forscht. Das Ergebnis dieser Behandlung sind feine, lange Nanofasern aus Fibrinogen, die nur zehntausendstel des Durchmessers eines menschlichen Haares haben. "Dass sich diese Fasern ohne die vielen komplexen Faktoren bilden, die normalerweise im Körper anwesend sind und bei Verletzungen für die Vernetzung des Fibrinogens verantwortlich sind, ist ganz erstaunlich", sagt Dr. Wei vom IMT.

    Diese Nanofasern funktionalisierte Dr. Wei weiter mit Hydroxyapaptit-Nanokristallen, wie sie ganz ähnlich im natürlichen Knochen vorkommen. Netzwerke aus den neuen Nanofasern sollen in Zukunft als ein neues Material zur Regeneration von Knochen und Knorpel genutzt werden. "Dadurch ist das Tor für eine ganz neue Generation von funktionellen Materialien für die Medizintechnik, die Nanoelektronik oder die Optik aufgestoßen, die auf natürlichen Stoffen und Bauprinzipien basieren", ist sich Prof. Jandt sicher und ergänzt: "Diese biomimetischen Prinzipien werden die Werkstoffe der Zukunft entscheidend bestimmen".

    Originalpublikation:
    G. Wei, J. Reichert, J. Bossert, K. D. Jandt: "Novel Biopolymeric Template for Nucleation and Growth of Hydroxyapatite Crystals on Self-Assembled Fibrinogen Fibrills". Biomacromolecules 9 (2008) 3258-3267.

    Kontakt:
    Gang Wei, PhD / Prof. Dr. Klaus D. Jandt
    Institut für Materialwissenschaft und Werkstofftechnologie (IMT)
    Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Löbdergraben 32, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 947730
    E-Mail: k.jandt[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


    Bilder

    Einzelne Nanofaser aus Fibrinogen, aufgenommen mit dem Raster-Sondenmikroskop.
    Einzelne Nanofaser aus Fibrinogen, aufgenommen mit dem Raster-Sondenmikroskop.
    Foto: IMT
    None

    Lockeres Netzwerk aus Fibrinogen-Nanofasern, aufgenommen mit dem Raster-Sondenmikroskop.
    Lockeres Netzwerk aus Fibrinogen-Nanofasern, aufgenommen mit dem Raster-Sondenmikroskop.
    Foto: IMT
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Werkstoffwissenschaften
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Einzelne Nanofaser aus Fibrinogen, aufgenommen mit dem Raster-Sondenmikroskop.


    Zum Download

    x

    Lockeres Netzwerk aus Fibrinogen-Nanofasern, aufgenommen mit dem Raster-Sondenmikroskop.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).