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16.01.2001 07:36

Studie: Wie leben Flüchtlinge in Würzburg?

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Die Lebensbedingungen von Ausländern in Würzburg ergründen und beschreiben - das ist das Ziel einer Untersuchung, die Soziologen von der Universität Würzburg seit Mitte Dezember durchführen. Die Wissenschaftler interessieren sich besonders für die Situation von Flüchtlingen und für die Auswirkungen des rechtlichen Aufenthaltstitels auf deren Lebenssituation.

    Das Projekt von Prof. Dr. Erich Ruppert und seiner Mitarbeiterin Gabriele Gerstmeier läuft in Zusammenarbeit mit dem Ausländerbeirat der Stadt Würzburg und wird von diesem auch finanziell unterstützt. Die Ergebnisse sollen als Grundlage für ausländer- und flüchtlingspolitische Entscheidungen der Kommune dienen. Außerdem sollen sie Beratungseinrichtungen, Ausländerbeiräten und ähnlichen Gremien ein noch qualifizierteres Arbeiten ermöglichen und Argumentationshilfen in Bezug auf Vorurteile und Diskriminierung bieten.

    In den ersten zwei Monaten des Jahres 2001 werden 25 Projektmitarbeiter - ausländische Studierende mit guten Deutschkenntnissen - standardisierte Interviews mit rund 400 Flüchtlingen führen, und zwar in deren Muttersprachen. Arabisch, Chinesisch, Persisch, Russisch, Türkisch - das sind nur einige der Sprachen, die bei der Studie vertreten sind.

    Die zu Interviewenden werden in einem persönlichen Anschreiben über die Studie informiert und um ihre Teilnahme gebeten. Auch über Beratungsstellen oder Betreuer von Sammelunterkünften haben die Soziologen um Vertrauen geworben.

    Unter anderem wollen die Wissenschaftler prüfen, ob sich der Aufenthaltstitel maßgeblich auf die Lebensbedingungen auswirkt und ob sich die persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten der Ausländer in dem Maß verringern, in dem ihre kulturellen, ökonomischen, sozialen, politischen und bürgerlichen Rechte beschnitten werden. Sie wollen auch herausfinden, ob die Integrationschancen durch rechtliche Regelungen wesentlich beeinflusst werden und ob von allen Ausländern gerade die Flüchtlinge von den Auswirkungen des Aufenthaltstitels und von rechtlichen Regelungen am stärksten betroffen sind.

    Bei der Zielgruppe handelt es sich um den Personenkreis mit einer "Duldung" oder "Aufenthaltsbefugnis" und um die Asylberechtigten nach dem Grundgesetz ("großes Asyl"). Prof. Ruppert erklärt: Im Besitz einer Duldung sind unter anderem Personen, deren Asylantrag abgelehnt wurde, die aber trotzdem zunächst nicht in ihre Heimat zurückkehren können, oder solche, bei denen bei einer Rückkehr Gefahr für Leib und Leben besteht, aber auch Familienangehörige von Asylberechtigten. Die Duldung ist keine Aufenthaltsgenehmigung. Sie wird in der Regel nur für drei Monate erteilt. Sobald der Duldungsgrund wegfällt, müssen die Betreffenden Deutschland sofort verlassen.

    Eine auf zwei Jahre befristete Aufenthaltsbefugnis erhalten Asylberechtigte nach den Richtlinien der Genfer Flüchtlingskonvention (so genanntes kleines Asyl). Auch geduldete Personen, die sich schon lange rechtmäßig und unabhängig von Sozialhilfe in Deutschland aufhalten, können unter ganz bestimmten Voraussetzungen eine Aufenthaltsbefugnis erhalten. Die Aufenthaltsbefugnis ist laut Prof. Ruppert die "unterste" Kategorie in der Hierarchie der Aufenthaltsgenehmigungen für Ausländer und mit den meisten rechtlichen Einschränkungen behaftet.

    Was weitere Aufenthaltstitel angeht, so wollen die Soziologen für ihre Studie unter anderem Daten aus anderen Erhebungen sowie aus Statistiken der Stadt Würzburg, des Landes Bayern und des Bundes analysieren. Eine wissenschaftliche Veröffentlichung soll die Untersuchung abschließen.

    Weitere Informationen: Prof. Dr. Erich Ruppert, T (0931) 888-4864, Fax (0931) 888-4890, E-Mail:
    erich.ruppert@mail.uni-wuerzburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft, Politik, Recht
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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