Ein relativ einfacher Bluttest zur Diagnose von Schizophrenie wurde von Wissenschaftlern am Weizmann Institut vorgeschlagen. Die Studie, die von Prof. Sara Fuchs und der Doktorandin Tal Ilani von der Abteilung Immunologie durchgefuehrt wurde, wird am 16 Januar in der Zeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences, U.S.A., veroeffentlicht.
Schizophrenie, die etwa ein Prozent der Bevoelkerung betrifft, zeichnet sich durch Stoerungen der emotionalen Funktionen, der Realitaetswahrnehmung und der Gedankenablaeufe aus. Da die biologische Grundlage der Krankheit noch im Dunkeln liegt, gruendet sich die Diagnose auf psychiatrische Bewertung und Beurteilung des Verhaltens. Zahlreiche Forschungsergebnisse legen jedoch eine moegliche Verbindung zwischen der Krankheit und einer uebermaessig starken Aktivitaet von Dopamin nahe, einem chemischen Botenstoff oder Neurotransmitter, der bei der Kommunikation zwischen Nervenzellen im Gehirn eine Rolle spielt. Diese Aktivitaet haengt unter anderm von der Zahl der Dopaminrezeptoren auf der Oberflaeche der Nervenzellen ab. In der Tat haben Postmortem-Untersuchungen an Gehirnen schizophrener Patienten sowie PET-Untersuchungen an Gehirnen lebender Patienten gezeigt, dass die Zahl dieser Rezeptoren bei Schizophrenie erhoeht ist. Daher koennte man moeglicherweise durch Messen ihrer Anzahl die Krankheit diagnostizieren. Leider ist es jedoch nicht moeglich, Zahl und Lage der Dopaminrezeptoren im Gehirn lebender Schizophrenie-Patienten mit ausreichender Praezision festzustellen.
Prof. Sara Fuchs und Tal Ilani schlagen ein Verfahren vor, das dieses Problem umgeht. Sie empfehlen, die Anwesenheit von Dopamin-Rezeptoren an der Oberflaeche weisser Blutkoerperchen, Lymphozypten, als moeglichen Test auf Schizophrenie zu messen. Um dies zu ueberpruefen, verglichen die Wissenschaftler Blutproben von Schizophrenie-Patienten in psychiatrischen Kliniken in Israel mit Blutproben gesunder Personen.
Da die Identifizierung von Dopaminrezeptoren auf der Oberflaeche weisser Blutkoerperchen extrem schwierig ist, konzentrierten sich die Wissenschaftler auf eine fruehe Stufe der Rezeptorbildung - jener Stufe, auf der die Boten-RNS-Molekuele die genetische Information fuer die Herstellung von Dopaminrezeptoren aus dem Zellnukleus an das Ribosom uebertragen, jener kleinen "Zellfabrik", welche die Rezeptoren produziert.
Eine statistische Analyse zeigte, dass das Blut von Patienten mit Schizophrenie im Durchschnitt 3,6 mal so viele Boten-RNS-Molekuele fuer Dopamin-Rezeptoren einer bestimmten, D3 genannten Sorte, aufwies, wie das Blut von Gesunden. Die hohen Werte konnten sowohl bei mit unterschiedlichen Medikamenten behandelten Patienten beobachtet werden, als auch bei Patienten, die keine medikamentoese Behandlung erhalten. Auf Grundlage dieser Ergebenisse schlagen die Wissenschaftler vor, den Bluttest, der die Werte der mRNA fuer D3-Rezeptoren auf den Membranen der weissen Blutkoerperchen feststellt, als Test fuer Schizophrenie anzuwenden.
Zum Forscherteam gehoerten Dr. Dorit Ben-Shachar vom Rambam Medical Center und B. Rappaport von der Medizinischen Fakultaet des Technion - Israel Institute of Technology, Dr. Rael D. Strous und Dr. Moshe Kotler vom Psychiatrischen Zentrum Beer Yaakov und Dr. Marina Mazor und Dr. Ala Sheinkman vom Psychiatrischen Zentrum in Tirat Hacarmel, Haifa.
Professor Sara Fuchs ist Inhaberin des Professor-Ernst-B.-Chain-Lehrstuhls fuer Neuro-Immunologie. Ihre Forschung wird unterstuetzt von der Abramson-Familienstiftung, der Wood-Byer-Stiftung, dem Crown Endowment Fund fuer Immunologieforschung, dem Irwin-Green-Forschungsfonds in Neurowissenschaft, dem Levine-Center fuer angewandte Forschung, dem Edward-D.-und-Anna-Mitchell-Forschungsfonds und dem Cemach-und-Anna-Oiserman-Forschungsfonds.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin, Psychologie
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
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