Transferworkshop des Projekts DIWA-IT diskutiert Ergebnisse zur Gesundheitssituation in der IT-Industrie
Der Krankenstand in der IT-Industrie ist niedrig, und in den IT-Unternehmen gibt es eine sehr agile Gesundheitsförderung. Steht also schon alles zum Besten mit der Gesundheit der IT-Beschäftigten? Das Forschungs- und Gestaltungsprojekt DIWA-IT legt eine erste Bestandsaufnahme vor und stellt fest: Unter der Oberfläche sind bedenkliche Tendenzen auszumachen. Stress, Angst und Sinnzweifel, psychische und psychosomatische Krankheitsbilder nehmen zu - die Häufung von Burnout-Fällen ist da nur die Spitze des Eisbergs.
Bei einem Transferworkshop am 25. November in München mit 70 Teilnehmern suchten Wissenschaftler aus dem ISF München und dem IAQ Gelsenkirchen gemeinsam mit Unternehmens- und Belegschaftsvertretern von SAP, Software AG und T-Systems Antworten auf die Fragen: Wie können Unternehmen und Beschäftigte rechtzeitig auf die sich abzeichnenden Gefahren reagieren? Welche Ansatzpunkte und Chancen gibt es für eine nachhaltige Gesundheitsförderung?
"Sie gehen wirklich auf einem ganz schmalen Grat am Abgrund, psychisch, physisch" - diese Aussage eines Beschäftigten in einem IT-Unternehmen steht nicht allein. Wissenschaftler aus dem ISF München haben im Forschungsprojekt DIWA-IT zahlreiche Tiefeninterviews mit Beschäftigten in der IT-Industrie sowie mit betrieblichen Experten geführt. Der Tenor ist einhellig: Die Belastungen haben in den letzten Jahren deutlich zugenommen, der Stress in der Arbeit droht die leibliche und seelische Gesundheit zu untergraben. Vor allem eine Tendenz bewerten die Forscher als bedenklich: Was die Beschäftigten oft für ausgedehnte Arbeitszeiten und Arbeit unter Stress- und Termindruck entschädigt hat, nämlich die Teamgemeinschaft und die positive Führungs- und Vertrauenskultur, ist im Zuge des Kulturwandels der Branche unter Druck geraten. Immer öfter stehen Leidenserfahrungen in der Arbeit im Zentrum der Schilderungen. Noch schlägt sich diese Tendenz nicht in wachsenden Fehlzeiten nieder, doch es gibt Warnsignale: Langfristige Erkrankungen sind auf dem Vormarsch, besonders psychische und psychosomatische Krankheitsbilder wie Depressionen, Burnout oder Tinnitus. Viele Beschäftigte haben die Grenzen ihrer Belastbarkeit erreicht.
Was ist da zu tun? Unternehmen und Betriebsräte, die diese Gefahr frühzeitig erkannt haben (darunter SAP, Software AG und T-Systems), arbeiten gemeinsam mit den Wissenschaftlern des ISF München und des IAQ Gelsenkirchen sowie den Beratern aus dem Büro "Moderne Arbeitszeiten" an Konzepten zur nachhaltigen, präventiven Gesundheitsförderung. Sie trafen sich am 25. November auf einem Transferworkshop in München, der unter dem Motto "Herausforderung Gesundheitsförderung: Bedarfe und Practices in der IT" stand. Deutlich wurde: Es gibt bereits gute Ansätze im Gesundheitsmanagement der Unternehmen. Um diese im Sinne einer nachhaltigen Gesundheitsförderung weiterzuentwickeln, muss Gesundheitsförderung zu einem integralen Bestandteil der Unternehmenspolitik werden. Zwei Ansatzpunkte sollten dabei im Zentrum stehen: "Schlüsselfigur Führungskraft" und "Ressource Team". Denn Führungskräfte sind gesundheitlich besonders stark belastet - und gerade an ihnen hängt die so wichtige Führungskultur in den Unternehmen. Und eine funktionierende, positiv erlebte Teamgemeinschaft erweist sich als zentrale Ressource, um Belastungen aufzufangen und zu kompensieren.
Das Projekt "DIWA-IT - Gesund arbeiten, gesund bleiben in der IT-Wirtschaft" wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds. Betreut wird es vom Projektträger im DLR, Förderschwerpunkt "Präventiver Arbeits- und Gesundheitsschutz". Es läuft bis zum Mai 2010; die derzeit vorgelegten Ergebnisse sind erste Zwischenergebnisse.
Für Rückfragen und weiteres Material können Sie sich gern jederzeit wenden an Frank Seiß, ISF München, Tel. 089/272921-78, Fax 089/272921-60, presse@isf-muenchen.de
http://www.diwa-it.de Website des Projekts DIWA-IT
PD Dr. Andreas Boes, ISF-Projektteam
Foto: Andrea Baukrowitz
None
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).