Werden Patienten mit Bisphosphonaten (Medikamente gegen Knochen¬abbau) behandelt, können in seltenen Fällen Nekrosen des Kieferknochens auftreten. Experten präsentieren auf dem 22. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Implantologie in Frankfurt/Main nun einen "Laufzettel", der die individuelle Risikoabschätzung ermöglicht und die Kommunikation zwischen den behandelnden Ärzten verbessern soll.
Werden Patienten wegen Knochenmetastasen oder Osteoporose mit sogenannten Bisphosphonaten behandelt, Medikamenten die den Abbau von Knochensubstanz bremsen, kann eine Nekrose des Kieferknochens auftreten. Dieser Untergang des Knochengewebes ist schwer zu behandeln und heilt schlecht.
Bei einem Teil der Patienten gingen der Nekrose zusätzlich zur Bisphophonat-Behandlung zahnärztliche oder kieferchirurgische Eingriffe voraus. Wahrscheinlich spielen aber auch noch weitere Faktoren eine Rolle. Schwer abschätzbar ist daher, welches Risiko betroffene Patienten eingehen, wenn sie mit Zahnimplantaten versorgt werden.
Tumorpatienten haben höheres Risiko. Weitestgehend sicher sind sich die Experten in einem Punkt: Das Risiko für eine Kieferknochen-Nekrose scheint vor allem bei jenen Patienten erhöht zu sein, die wegen einer Tumorerkrankung über längere Zeit intravenös mit Bisphosphonaten in höheren Dosen behandelt wurden. Untersuchungen belegen, dass zwischen drei und zehn Prozent der Tumorpatienten, die Bisphosphonate erhalten, eine Kiefernekrose ausbilden. Osteoporose-Patienten, die Bisphosphonate in geringeren Dosen und in Tablettenform einnehmen, sind hingegen seltener betroffen.
"Bei Tumorpatienten muss das Risikoprofil daher sehr genau bestimmt werden", erklärt Professor Knut A. Grötz, von der Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie der Dr. Horst Schmidt Kliniken in Wiesbaden. Dafür steht inzwischen ein "Laufzettel" zur Verfügung, in dem dieses Risikoprofil erfasst wird. Dieser Laufzettel wurde von 28 wissenschaftlichen Fachgesellschaften, Arbeitsgemeinschaften und Verbänden im Rahmen eines Konsensusverfahrens entwickelt. Autor ist Professor Grötz.
Erfasst werden auf diesem Laufzettel die Risikofaktoren des Patienten, ebenso, wie stark die Indikation für eine Implantation ist. Hinzu kommt die Erhebung der Medikation. Wird der Patient mit Chemotherapeutika, Enzymhemmern, Kortison oder Hormonblockern behandelt? Bestehen andere Erkrankungen? Wie ist es um die Mundhygiene bestellt? Wie ist der Zustand des Zahnfleisches? Bestehen Eintrittspforten für Keime?
"Natürlich muss aber auch der Nutzen einer Implantatbehandlung in die Risikobewertung einfließen", sagt Grötz. Denn ein Implantat-getragener Zahnersatz kann beispielsweise Druckstellen verindern, und so das Risiko für Kiefernekrosen sogar reduzieren.
Deutlich weniger kritisch als bei Tumorpatienten sehen Experten die Situation bei primärer Osteoporose, bei der die Patienten Bisphosphonate in Tablettenform und in niedrigeren Dosen einnehmen.
Die Deutsche Gesellschaft für Implantologie im Mund-, Kiefer- und
Gesichtsbereich e.V. (DGI) ist mit über 6500 Mitgliedern - Zahnärzten,
Oralchirurgen, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen - die größte
Fachgesellschaft im Bereich der Implantologie in Europa. Ihr
Markenzeichen ist die enge Kooperation von Praktikern und
Hochschullehrern. Deren gemeinsames Ziel ist die schnelle Umsetzung
gesicherten Wissens und neuer Erkenntnisse in die Praxis durch ein
differenziertes Fortbildungsangebot für Zahnärztinnen und Zahnärzte
auf dem Gebiet der Implantologie - zum Nutzen von Patientinnen und
Patienten.
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Medizin
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