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22.01.2001 11:21

Wissenschaftsrat empfiehlt Neuordnung von Struktur und Arbeit der HGF

Dr. Uta Grund Geschäftsstelle
Wissenschaftsrat

    Die Hermann-von-Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF) muß sich besser als bisher mit den anderen Teilen des Deutschen Wissenschaftssystems und in sich vernetzen. Dies ist die Kernaussage einer Systemevaluation, die der Wissenschaftsrat am 19. Januar 2001 in Berlin verabschiedet hat. Diese Systemevaluation bildet den Schlußstein einer 1996 von den Regierungschefs von Bund und Ländern veranlaßten Begutachtung aller gemeinsam geförderten Forschungseinrichtungen.

    Der Hermann-von-Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren gehören derzeit 16 Großforschungseinrichtungen an, die ein breites Spektrum technischer, naturwissenschaftlicher und biologisch-medizinischer Forschung bis hin zu Entwicklungsarbeiten im vorindustriellen Bereich betreiben. Bei jährlichen Gesamtausgaben in Höhe von ca. 4 Mrd. DM verfügt die HGF über gut 10 % der öffentlichen Mittel für die Forschung in Deutschland. Mit rund 25.000 Mitarbeitern, darunter 9.300 Wissenschaftlern, ist die HGF der bedeutendste Arbeitgeber in der außeruniversitären Forschung.

    Der Wissenschaftsrat erkennt in seiner Stellungnahme an, daß die HGF eine eigenständige Position im deutschen Wissenschaftssystem durch den Betrieb von Großgeräten, durch Erfüllung struktureller Voraussetzungen für die Bearbeitung besonders komplexer Fragestellungen sowie durch Problemorientierung und Langfristigkeit der Aufgaben einnimmt. Die Problemorientierung ihrer Arbeit erfordert eine klare Definition der im Interesse des Gemeinwohls zu bearbeitenden Gebiete, die Bund und Länder zusammen mit der Wissenschaft und gesellschaftlichen Gruppen erarbeiten müssen.

    In der Struktur und der Arbeit der HGF sieht der Wissenschaftsrat eine Reihe von Defiziten, die dazu führen, daß die Leistungsfähigkeit der HGF trotz vieler hervorragender Arbeitsgruppen insgesamt nicht den zu erwartenden Stand erreicht. Neben einzelnen Schwächen in der Personalstruktur und der Qualitätssicherung liegen diese Defizite vor allem in der zu geringen Vernetzung sowohl mit anderen Teilen des Wissenschaftssystems als auch innerhalb der HGF. Zur Beseitigung dieser Defizite gibt der Wissenschaftsrat folgende Empfehlungen:

    - Die Kooperation mit den Hochschulen muß verbessert werden, indem Hochschulen und Forschungszentren ihre Schwerpunkte abstimmen. Die Kooperation sollte ihren Niederschlag auch in der Schaffung gemeinsamer Einrichtungen, vor allem auf dem Campus der Universität, finden.

    - Die Kooperation mit der Wirtschaft muß durch einen aktiveren Technologietransfer unterstützt werden. Hierzu gehört eine offensive Patent- und Lizenzpolitik ebenso wie ein aktives Zugehen auf kleine und mittlere Unternehmen. Ausgründungen von Unternehmen aus den Forschungszentren müssen umfassender als bisher unterstützt werden. Die Forschungszentren dürfen auf eine angemessene Vergütung für der Wirtschaft überlassenes Wissen nicht verzichten.

    - Die interne Vernetzung der HGF kann über das geplante Modell einer programmorientierten Finanzierung der HGF wirksam unterstützt werden. In diesem Verfahren setzt der Staat - auf der Basis einer Beratung durch Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Wirtschaft - im Senat der HGF einen inhaltlichen Rahmen für die Verwendung der Finanzmittel. Diesen Rahmen haben die HGF-Zentren durch Vorschläge für Forschungsprogramme auszufüllen. Ein Teil der Finanzierung muß den Zentren der HGF aus Sicht des Wissenschaftsrates aber weiterhin ohne inhaltliche Bindung zur Verfügung gestellt werden.

    - Dieses Finanzierungsverfahren wird nur dann seine Ziele erreichen, wenn es so ausgestaltet wird, daß die Finanzierung der einzelnen Zentren nicht mehr in erster Linie institutionsorientiert, sondern im Wettbewerb um Programm-Mittel erfolgt. Interdisziplinarität und eine Verknüpfung und Abstimmung zwischen den Zentren und über die HGF hinaus werden dabei zu wichtigen Wettbewerbsfaktoren.

    - Innerhalb der HGF müssen zentrenübergreifende, inhaltlich orientierte Strukturen geschaffen werden. Dem Präsidenten der HGF zugeordnete Forschungskoordinatoren sollen für die Ausarbeitung der Forschungsstrategie und das Controlling der Arbeit eine weitreichende Verantwortung erhalten. Dies wird Umstrukturierungen zur Folge haben. Der Wissenschaftsrat spricht sich allerdings dafür aus, die rechtliche Selbständigkeit der Zentren vorerst beizubehalten und später zu überprüfen.

    In mittlerer Perspektive sieht der Wissenschaftsrat in der programmorientierten Finanzierung auch eine Möglichkeit, die "Versäulung" im deutschen Wissenschaftssystem aufzubrechen: Indem Wissenschaftler und Einrichtungen außerhalb der HGF an der Bearbeitung der Programme beteiligt werden, wird künftig die gemeinsame Bearbeitung der wissenschaftlichen Fragestellungen mit wechselnden, am Bedarf und nicht an der Zugehörigkeit zu einer Organisation ausgerichteten Kooperationen gefördert werden.

    Hinweis: Der vollständige Text der Systemevaluation kann in der Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates schriftlich oder per E-Mail (post@wissenschaftsrat.de) unter Angabe der postalischen Adresse angefordert werden. Er steht außerdem in Kürze auf den Internet-Seiten des Wissenschaftsrates zum Herunterladen zur Verfügung (www.wissenschaftsrat.de).

    Der Wissenschaftsrat berät die Bundesregierung und die Regierungen der Länder in Fragen der inhaltlichen und strukturellen Entwicklung der Hochschulen, der Wissenschaft und der Forschung sowie des Hochschulbaus.

    Belegexemplar erbeten an:
    Dr. Dietmar Goll
    Geschäftsstelle des Wissenschaftsrates,
    Brohler Straße 11,
    50968 Köln
    Telefon: 0221/3776 - 228,
    Telefax: 0221/38 84 40,
    E-Mail: goll@wissenschaftsrat.de


    Weitere Informationen:

    Pressemitteilungen und Informationen: http://www.Wissenschaftsrat.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Organisatorisches
    Deutsch


     

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