Seelisch erkrankte Patienten werden in Kliniken aus Kostengründen noch immer nicht so intensiv behandelt, wie es wissenschaftlich erwiesen notwendig wäre. Und nach ihrer Entlassung warten sie mitunter so lange auf die ambulante Weiterbehandlung, dass sie rückfällig werden. Um diese Missstände zu beheben, haben das Zentrum für Psychotherapie der Ruhr-Universität Bochum, die Techniker Krankenkasse Düsseldorf und die Katholischen Ruhrhalbinselkliniken in Hattingen einen Vertrag geschlossen und gehen neue Wege bei der Behandlung von psychisch Kranken.
Gemeinsame Presseinfo der Ruhr-Universität Bochum, der TK Düsseldorf und der Katholischen Kliniken Ruhrhalbinsel Hattingen
Bochum, Hattingen, Düsseldorf, 04.12.2008
Nr. 397
Effiziente Psychotherapie endlich auch für Kassenpatienten
Neue Wege bei der Behandlung von psychisch Kranken
RUB, TK und Ruhrhalbinselkliniken vereinbaren Zusammenarbeit
Seelisch erkrankte Patienten werden in Kliniken aus Kostengründen noch immer nicht so intensiv behandelt, wie es wissenschaftlich erwiesen notwendig wäre. Und nach ihrer Entlassung warten sie mitunter so lange auf die ambulante Weiterbehandlung, dass sie rückfällig werden. Um diese Missstände zu beheben, haben das Zentrum für Psychotherapie der Ruhr-Universität Bochum, die Techniker Krankenkasse Düsseldorf und die Katholischen Ruhrhalbinselkliniken in Hattingen einen Vertrag geschlossen und gehen neue Wege bei der Behandlung von psychisch Kranken. Eine engere Zusammenarbeit von Fachärzten und Psychologen soll auch Kassenpatienten eine individuelle Behandlung ermöglichen und damit ihre Heilungschancen erhöhen.
Jeder 10. betroffen
Immer mehr Menschen leiden unter seelischen Erkrankungen. Allein in Bochum, Herne und Witten sind zehn Prozent der rund 80.000 Versicherten der TK betroffen. Die Zahl der Fehltage aufgrund psychiatrischer Erkrankungen ist in Westfalen-Lippe im Zeitraum von 2000 bis 2005 um 20 Prozent auf 1,2 Mio. angestiegen. "Die heutige Personalpsychiatrieverordnung lässt jedoch nur begrenzte Ressourcen zu, um allen Patienten gerecht zu werden", so PD Dr. Thomas Zeit von der Ruhrhalbinselklinik in Hattingen, und er fügt hinzu: "Eine effektive Therapie wird bislang nur in wenigen spezialisierten Privatkliniken angeboten. Durch die jetzt vereinbarte Kooperation ist sie erstmalig auch für gesetzlich Versicherte möglich".
Das Gehirn muss lernen
Wissenschaftlich erwiesen ist, dass Patienten mit Angst-, Zwangs- und depressiven Störungen möglichst häufig kurz hintereinander und von Psychotherapeuten begleitet den Situationen ausgesetzt werden sollten, die bei ihnen die Ängste oder Zwangshandlungen auslösen. So gewöhnen sie sich an die Situation, bauen die Angst ab und lernen, mit ihr umzugehen. "Diese veränderten Erfahrungen führen zu einem Umlernen, zu einer Veränderung des Gehirns. Das gelingt umso besser, je intensiver und häufiger solche veränderten Erfahrungen vermittelt werden", so Prof. Dr. Dietmar Schulte vom Zentrum für Psychotherapie der RUB. Mit dem neuen Vertrag bekommen Versicherte der TK "eine Behandlung, wie sie in Forschungsprojekten durchgeführt wird, im Alltag aber nicht oder nur unter großem Aufwand zu realisieren ist", bekräftigt Dr. Frank Meyer vom Zentrum für Psychotherapie der RUB.
Ambulante Weiterbehandlung garantiert
Der Vertrag sieht vor, dass Fachärzte und Psychologen der RUB und der Kliniken Ruhrhalbinsel eng zusammenarbeiten und jede Behandlung eines TK-Patienten individuell abstimmen. Dafür erstellen sie einen gemeinsamen Behandlungsplan und vereinbaren Behandlungsziele. Außerdem gewährleistet der Vertrag die ambulante Weiterbehandlung von Patienten spätestens eine Woche nach ihrer Entlassung aus der Klinik. Zugleich werden sie unterstützt bei der Auswahl und dem Kontakt mit niedergelassenen Psychotherapeuten. Schließlich legt der Vertrag fest, dass Patienten nach ihrer Entlassung 13 Wochen lang regelmäßig psychotherapeutisch ambulant weiterbehandelt werden.
Wissenschaftliche Begleitung des Projektes
Heiner Vogelsang von der TK-Landesvertretung Nordrhein-Westfalen: "Wir alle erhoffen uns von dem neuen Angebot eine Optimierung der Versorgungsituation in Bochum und Hattingen. Mittel- bis langfristig wollen wir so die Anzahl und Dauer der stationären Behandlung sowie die Arbeitsunfähigkeitstage der Patienten reduzieren." Um diese Effekte zu evaluieren, begleiten der Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Ruhr-Universität Bochum und das Institut für Gesundheitsförderung und Versorgungsforschung an der Ruhr-Universität Bochum das Projekt.
Weitere Informationen
Dipl.-Psych. Dr. phil Frank Meyer, geschäftsführender Leiter, Zentrum für Psychotherapie der Fakultät für Psychologie der Ruhr-Universität Bochum, Außenstelle Hattingen, Essener Str. 31, 45529, Hattingen, Tel.: 02324/38967777, frank.meyer@kli-psy.rub.de
Prof. Dr. Dietmar Schulte, Zentrum für Psychotherapie der Fakultät für Psychologie der Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, 0234/32-23169, schulte@kli.psy.ruhr-uni-bochum.de
Priv. Doz. Dr. med. Thomas Zeit, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik und Ärztlicher Direktor der Katholischen Kliniken Ruhrhalbinsel, Essener Str. 31, 45529, Hattingen Tel.: 0234/462161, psychiatrie.sekretariat@kkrh.de
Jürgen Medenbach, Fachreferent Integrierte und stationäre Versorgung, TK Landesvertretung, Nordrhein-Westfalen, Bismarckstraße 101, 40210 Düsseldorf, Tel.: 0211/93600-28 Fax: 0211/93600-13, jürgen.medenbach@tk-online.de
Internet: http://www.tk-online.de/lv-nordrheinwestfalen
Redaktion: Dr. Josef König
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Psychologie
überregional
Kooperationen
Deutsch
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