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23.01.2001 12:23

Energiepolitik - Prof. Heinloth: "Sichere HTR-Kernreaktoren können wesentliche Rolle einnehmen"

Jochen Brinkmann Kontaktstelle Schule - Universität
Technische Universität Clausthal

    Wieviel Energie werden wir im 21. Jahrhundert benötigen? Welche Energiequellen werden hierfür in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen? Fossile Brennstoffe, Kernenergie oder erneuerbare Energien? Welchen Weg der Energieversorgung kann, welchen Weg wird die Menschheit wählen? Diesen Fragen widmete sich Professor Dr. Klaus Heinloth in seinem Vortrag in der Evangelischen Studentengemeinde der TU Clausthal am 17. Januar. Der Bonner Physiker war Mitglied beider Enquete-Kommissionen des Deutschen Bundestages "Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre". In seinem Vortrag skizzierte er vor dem Hintergrund der globalen Entwicklungen Fragen deutscher und europäischer Energiepolitik.

    In Deutschland, ebenso in Europa insgesamt, werde die Bevölkerungszahl voraussichtlich zwischen zehn bis zwanzig Prozent sinken, weltweit jedoch noch ansteigen. Technisch ermöglichte Einergieeinsparung werde, durch erhöhten Energiekonsum, in Deutschland und Europa ausbalanciert, weltweit sei mit einem wachsenden Energiebedarf zu rechnen. Professor Heinloth: "Die fossilen Energien werden in einem schmalen Zeitfenster (50 - bis maximal einige Hundert Jahre) knapp und dann zur Neige gehen. Die Nutzung erneuerbarer Energien ist in Deutschland teuer, Sonnen- und Windenergie stehen zeitlich nur sehr begrenzt zur Verfügung." Eine Speicherung sei extrem aufwendig und daher nicht realisierbar. Folglich bliebe für die Stromerzeugung im großen Umfang nur die sichere Kernenergietechnologie des Hochtemperaturreaktors. Uranlagerstätten an Land böten eine Reichweite von einigen Tausenden von Jahren, im Meerwasser von einigen 10.000 Jahren. Solarthermische Kraftwerke mit Hochtemperatur-Wärmespeichern zur Stromerzeugung rund um die Uhr könnten nur in den äquatornahen Trockenzonen installiert werden. Für Deutschland sei daher nur ein Import des so erzeugten Stroms aus Nordafrika möglich.

    Leichtwasserreaktoren heutiger und auch der geplanten neuen, wesentlich sicheren Bauweise besäßen das Restrisiko eines GAUS. Die Bersthülle des Kraftwerkes könne im Notfall auch nach einem Abschalten aufgrund nicht abgeführter Nachwärme bei einem Brand zerstört werden und so Radioaktivität in die Umwelt gelangen. Professor Heinloth: "Von inhärent sicherer Bauart ist aber der Hochtemperaturreaktor. Bei ihm sorgen die Naturgesetze dazu, daß es weder zu einer nuklearen Kettenreaktion noch zu der gefürchteten Nachwärmereaktion kommen kann. Ein großer Unfall ist unmöglich."

    Die HTR-Technologie habe bereits im Jahr 1955 Edward Teller vorgeschlagen. Teller meinte, man könne der Bevölkerung nicht auf Dauer das Risiko eines großen Unfalls zumuten. Der Ansatz sei von der Industrie zunächst nicht weiter verfolgt worden, weil die Entwicklung des Leichtwasserreaktors schneller und billiger zu verwirklichen war. Als der Jülicher Hochtemperatur-Forschungsreaktor Mitte der siebziger Jahre betriebsbereit gewesen sei, habe die Industrie das Projekt torpediert. Es seien nicht nur die Grünen, die mit ihrer irrationalen Angst die vernünftige Nutzung der Kernenergie verhindert hätten.

    Leichtwasserreaktoren sollten nun in Deutschland nach 32 Betriebsjahren abgeschaltet werden. In den USA werde die Laufzeit soeben von vierzig auf sechzig Jahre heraufgesetzt. Deutschland werde, weil anders kein Ersatz möglich sei, in Zukunft billigen Kernenergiestrom aus West- und Osteuropa importieren. Gegenwärtig plane Südafrika und China in einem Konsortium den Hochtemperaturreaktor. Das Konzept hierzu entspräche exakt der Jülicher Bauart.

    Viele setzten ihre Hoffnung heute auf die Energiegewinnung aus Biomasse. Dies sei, ebenso wie die Hoffnung einer Lösung der Energiefrage durch Wind- und Sonnenenergie, eine irrige Vorstellung. Aufgrund der vom Menschen erzeugten Klimaveränderungen seien die Wüsten in den letzten Jahrzehnten beträchtlich gewachsen. Ein Ende des Vordringens der Wüsten sei nicht in Sicht. In fünfzig Jahren könnte - bei steigender Weltbevölkerung - die landwirtschaftlich kultivierbare Fläche gerade ausreichen, um die Ernährung sicherzustellen. Keinesfalls sei aber genug landwirtschaftlich nutzbare Fläche für den zusätzlichen Anbau nachwachsender Rohstoffe vorhanden.

    Weitere Informationen:
    Klaus Heinloth, Die Energiefrage - Bedarf und Potentiale, Nutzung, Risiken und Kosten , 559 S., DM 42.-, Vieweg 1997


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Elektrotechnik, Energie
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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