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24.01.2001 11:19

Griechische Heiligtümer lexikalisch erfasst

Robert Emmerich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Julius-Maximilians-Universität Würzburg

    Am Lehrstuhl für Klassische Archäologie der Universität Würzburg hat die Arbeit an einem neuen Vorhaben begonnen: Es ist Teil eines internationalen Forschungsprojekts, das sich das Ziel gesetzt hat, die antiken Zeugnisse über die Religionen und Kulte der Griechen, Römer und Etrusker erstmals in übersichtlicher Form zu erschließen.

    In einem interdisziplinären Ansatz sollen in dem geplanten Sammelwerk "Thesaurus cultus et rituum antiquorum" (THESCRA) Zeugnisse aller Gattungen in gleicher Weise berücksichtigt werden: Werke der antiken Literatur, Inschriften, Darstellungen von Kultszenen in der Bildkunst sowie Funde und Befunde aus Grabungen - vom einzelnen Gefäß bis zum Plan eines gesamten Heiligtums. Die Dokumente und ihre Auswertung werden in einer thematisch gegliederten Serie von Einzelbänden veröffentlicht.

    In einer ersten Phase werden dabei einerseits statische Elemente behandelt wie Kultstätten, Kultpersonal, Kultinstrumente, im Kult verwendete Pflanzen und Tiere, andererseits auch dynamische Elemente wie Prozessionen, Opfer, Gebete, Tänze, Initiationsrituale und Weissagungen. In einer späteren Stufe sind weitere Bände über die Gelegenheiten und Anlässe der Riten, wie Geburt, Hochzeit, Tod, Feste oder Krieg vorgesehen.

    Die Organisation der Projekts liegt bei einer internationalen Arbeitsgruppe, welcher derzeit Mitglieder aus 38 Nationen angehören. Die beiden deutschen Arbeitsgruppen in Heidelberg und Würzburg erarbeiten die Bände "Kultinstrumente" und "Kultorte im griechischen Raum".

    Das Würzburger Projekt: Kultorte im griechischen Raum

    Im antiken Griechenland verfügte jede politische Gemeinschaft, von der dörflichen Ansiedlung bis zum überregionalen Bündnis, über ein sakrales Zentrum. Dieses war über die rituellen Handlungen hinaus Schauplatz vieler Ereignisse, die das Gemeinschaftsleben bestimmten: Heiligtümer boten den Rahmen für Aktionen der Politik (Wahlen) und Diplomatie (Verhandlungen, Empfänge), der Wirtschaft (Markt) und des kulturellen Lebens (musische und athletische Wettkämpfe). Zu den von den Heiligtümern wahrgenommenen Aufgaben gehörten spezielle Angebote wie das Orakelwesen oder die Krankenpflege. Populär waren die Heiligtümer aber auch als Plätze für familiäre Feiern und Mußestunden.

    Die Würzburger Arbeitsgruppe will das weite Spektrum der Funktionen griechischer Heiligtümer vollständig erfassen und - das steht im Zentrum der Arbeit - die dafür benötigte Infrastruktur dokumentieren. Neben den Altären in der ganzen Vielfalt ihrer Gestalt und Nutzung, den Tempelbauten, Prozessionswegen und Wettkampfstätten finden auch Einrichtungen wie Speiselokale, Läden und Herbergen Beachtung.

    Heiligtümer kamen durch testamentarische Vermächtnisse, Stiftungen und andere Erwerbsformen in den Besitz von Immobilien und Grund, der steuerfrei bewirtschaftet werden konnte. Durch die Einbeziehung all dieser Aspekte wird der Blick gezielt auch auf die Frage nach der Organisation und Verwaltung der Heiligtümer gelenkt.

    Ein wesentlicher Gesichtspunkt der in diesem Projekt betriebenen Gesamtschau liegt in der Berücksichtigung auch der kleineren Sakralstätten bis hin zu den in den Privathäusern etablierten Kultplätzen. Die Erfassung der griechischen Heiligtümer erfolgt in enger Abstimmung mit der italienischen Universität Perugia (Prof. Dr. Mario Torelli), wo die Kultplätze auf italischem Boden bearbeitet werden.

    Das Würzburger Teilprojekt ist über die Universität Heidelberg (Prof. Dr. Tonio Hölscher) bei der Heidelberger Akademie der Wissenschaften angesiedelt. Leiter der Forschungsstelle in Würzburg ist Prof. Dr. Ulrich Sinn; als wissenschaftliche Mitarbeiterin steht ihm Dr. Anneliese Kossatz-Deißmann zur Seite.

    Weitere Informationen: Prof. Dr. Ulrich Sinn, T (0931) 31-2866 oder 31-2593, Fax (0931) 31-2507, E-Mail:
    arch008@mail.uni-wuerzburg.de


    Bilder

    Rituelle Speisungen nahmen bei griechischen Kultfeiern breiten Raum ein. Das Banketthaus im Artemis-Heiligtum von Brauron offenbart die dafür geschaffene Infrastruktur. Foto: Sinn
    Rituelle Speisungen nahmen bei griechischen Kultfeiern breiten Raum ein. Das Banketthaus im Artemis- ...

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    Dieses Vasenbild aus dem Martin-von-Wagner-Museum der Universität Würzburg zeigt, wie die Griechen Gebäude und Festplätze der Heiligtümer für ihre Kultfeiern herrichteten. Foto: Öhrlein
    Dieses Vasenbild aus dem Martin-von-Wagner-Museum der Universität Würzburg zeigt, wie die Griechen G ...

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Philosophie / Ethik, Religion
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Rituelle Speisungen nahmen bei griechischen Kultfeiern breiten Raum ein. Das Banketthaus im Artemis-Heiligtum von Brauron offenbart die dafür geschaffene Infrastruktur. Foto: Sinn


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    Dieses Vasenbild aus dem Martin-von-Wagner-Museum der Universität Würzburg zeigt, wie die Griechen Gebäude und Festplätze der Heiligtümer für ihre Kultfeiern herrichteten. Foto: Öhrlein


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