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11.12.2008 14:46

Weniger Einkommen und schlechtere Gesundheit

Katrin Czerwinka Referat Öffentlichkeitsarbeit
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Jenaer Sozialwissenschaftler stellen Studie zur sozialen Lage der SED-Opfer in Thüringen (17.12.) vor

    Jena (11.12.08) Der gegenwärtige Forschungsstand geht von rund 280.00 Häftlingen aus, die aus politischen Gründen in der DDR zwischen 1960 und 1989 verurteilt wurden, was 1989 mehr als ein Prozent an der Gesamtbevölkerung ausmachte. Hinzu kommen die durch berufliche Behinderungen, Zersetzungs- und andere Zwangsmaßnahmen Geschädigte. Nicht zu vergessen die Angehörigen, die unter der Stigmatisierung des Familienmitglieds zu leiden hatten. Die Thüringer Opfer der SED-Diktatur sind auch 19 Jahre nach der Wende sozial und gesundheitlich benachteiligt. Zu diesem Ergebnis kommt die knapp 200 Seiten umfassende Studie "Zur sozialen Lage der Opfer des SED-Regimes in Thüringen", die das Jenaer Zentrum für empirische Sozial- und Kulturforschung der Friedrich-Schiller-Universität Jena im Auftrag des Ministeriums für Soziales, Familie und Gesundheit erstellte.

    "Knapp 38 Prozent der Opfer müssen mit einem unterdurchschnittlichen Haushaltseinkommen auskommen", berichtet der Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Michael Hofmann, der gemeinsam mit Prof. Dr. Heinrich Best von der Universität Jena das Projekt leitete. Die Befragung von 400 SED-Opfern, die Antrag auf Rehabilitierung gestellt haben, ergab, dass über zehn Prozent sogar in Armut leben und mit weniger als 500 Euro monatlich auskommen müssen. Hinzu kommt ein signifikant schlechterer Gesundheitszustand der SED-Opfer. "Oft waren es junge Menschen, die vom Unrecht der SED betroffen waren. Sie leiden heute unter ihren gebrochenen Lebensläufen und den gesundheitlichen und psychischen Folgen", erklärt Hofmann, der zugleich Geschäftsführer des Sonderforschungsbereichs 580 "Gesellschaftliche Entwicklungen nach dem Systemumbruch" der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ist.

    Die Studie wird am 17. Dezember (12 Uhr, Plenarsaal des Thüringer Landtags) erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Sie belegt, dass Thüringen in der Anerkennung der SED-Opfer unter den neuen Bundesländern mit einer strafrechtlichen Rehabilitierungsquote von 99,6 Prozent weit vorne liegt. Auch bei der verwaltungsrechtlichen Rehabilitierung - beispielsweise in Folge von Zwangsenteignung - schneidet der Freistaat mit 57,8 Prozent von den fünf neuen Ländern am besten ab. 30.400 Anträge auf strafrechtliche, verwaltungsrechtliche und berufsbezogene Rehabilitierung liegen in Thüringen vor. Ziehe man die Mehrfachanträge ab, ergebe sich eine Gesamtzahl von 23.094 Anträgen, so Hofmann.

    In einer repräsentativen Befragung wurde erstmals nach der Akzeptanz des Rehabilitierungsprozesses in der Thüringer Bevölkerung gefragt. 93 Prozent der Thüringer stimmen demnach dem Anspruch der Opfer auf Wiedergutmachung zu. Lediglich drei Prozent der Bevölkerung lehnen den Anspruch gänzlich ab. Überraschung brachte die generelle Frage danach, wer sich persönlich vom SED-Unrecht betroffen fühle. Jeder siebte Befragte antwortete hier mit ja. "Lässt man sich die Zahl auf der Zunge zergehen", so Prof. Dr. Michael Hofmann, "so bezeichnen sich über 300.000 Thüringer als direkt vom DDR-Regime geschädigt."

    Kontakt:
    Prof. Dr. Michael Hofmann
    Sonderforschungsbereich 580 "Gesellschaftliche Entwicklung nach dem Systemumbruch. Diskontinuität, Tradition und Strukturbildung der Friedrich-Schiller-Universität Jena
    Bachstraße 18, 07743 Jena
    Tel.: 03641 / 945051
    E-Mail: michael.hofmann[at]uni-jena.de


    Weitere Informationen:

    http://www.uni-jena.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Gesellschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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