Spieler in hannoverschen Spielhallen verlieren 2007 mehr als 23 Millionen Euro / Zahl der Geräte steigt um 20 Prozent / Steuereinnahmen steigen kräftig
Hannovers Glücksspieler haben im Jahr 2007 im Vergleich zu 2005 deutlich mehr Geld in den Spielhallen im Stadtgebiet verloren, wie der Arbeitskreis gegen Spielsucht e. V. in Unna in seinem jüngst veröffentlichten Bericht mitteilt. 2007 wurden 23,3 Millionen Euro an Geldspielautomaten verloren. 2005 waren es noch 18,2 Millionen Euro. Parallel ist die Anzahl an Geldspielgeräten in Spielhallen und Gaststätten in Hannover ebenfalls um etwa 20 Prozent gestiegen auf 1.500 Geräte. Dr. Felix Wedegärtner von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) warnt vor dem Suchtpotenzial.
"Es stehen mehr Geräte pro Fläche und diese sind häufiger ausgelastet", erläutert Dr. Wedegärtner, wissenschaftlicher Leiter des Arbeitsbereichs Glücksspielsucht in der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie der MHH. "Bei den heute in Spielhallen verbreiteten Geldspielgeräten kann zudem mit sehr hohen Einsätzen gespielt werden, bis zu 20 Euro pro Ausspielung. In einem fünfsekündigen Moment können so mehrere tausend Euro gewonnen werden. Das schafft einen hohen Anreiz", sagt Dr. Wedegärtner. "Dieses Glücksspiel ist nach meiner Auffassung in gleichem Maße suchtgefährdend wie das Glücksspiel in Spielbanken. Die gesetzlich vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen für Spieler sind in Spielhallen aber wesentlich schwächer als in Spielbanken."
Der Arbeitskreis gegen Spielsucht gibt für 2005 an, die Stadt Hannover habe Vergnügungssteuereinnahmen in Höhe von 1,5 Millionen Euro gehabt. Für 2007 gibt die Stadt Hannover selber Einnahmen in Höhe von 2,2 Millionen Euro an. "Dies entspräche einer Steigerung der Steuereinnahmen in Höhe von 47 Prozent in einem Zeitraum von zwei Jahren. Die Stadt nimmt von denjenigen Glücksspielern das meiste Geld ein, die beim Glücksspiel die Kontrolle über sich selbst verlieren", sagt Dr. Wedegärtner. "Diese Tatsachen müssen die Stadt daran erinnern, eine aktive Rolle im Schutz vor der Glücksspielsucht zu spielen." Die Zahlen für das Jahr 2008 werden erst im Herbst 2009 veröffentlicht. Dr. Wedegärtner rechnet aber nicht mit einer rückläufigen Tendenz.
Die Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie der MHH ist eine von 16 deutschen Schwerpunktberatungsstellen für Betroffene und Angehörige im Rahmen des Bundesmodellprojekts "Frühe Intervention bei pathologischem Glücksspiel". Die offene Suchtsprechstunde findet immer mittwochs und freitags statt. Anmeldung zwischen 9 und 10 Uhr vor Ort in der MHH, Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie , Carl-Neuberg-Straße 1, 30625 Hannover.
Weitere Informationen erhalten Sie bei Dr. med. Felix Wedegärtner, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Telefon (0511) 532-3177, wedegaertner.felix@mh-hannover.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Medizin
regional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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