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30.01.2001 14:32

Gründungskongress des Europäischen Instituts für Ernährungsgeschichte

Dr. Uwe Spiekermann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Dr. Rainer-Wild-Stiftung für Gesunde Ernährung

    Am 27. und 28. Februar 2001 trafen sich 120 Historiker in Straßburg, um mit einer Tagung das Europäische Institut für Ernährungsgeschichte offiziell zu gründen. Die Vorarbeiten hierzu laufen seit 1999. Getragen vom französischen Staat und der Europäischen Union soll das Institut ab Mitte des Jahres ein Zentrum für die Forschung bilden, soll zugleich ein Netzwerk aller an Ernährungsgeschichte Interessierten in Europa schaffen (näheres unter http://www.rdv-histoire.com). In Straßburg wurde beschlossen, jährliche Kongresse durchzuführen und Adresslisten einschlägig Arbeitender im Internet zu veröffentlichen.

    Das Europäische Institut für Ernährungsgeschichte wird auch die Ergebnisse des Straßburger Kongresses als Sammelband vorlegen. 18 Vorträge widmeten sich "Geschichte, Nahrung und Identität in Europa". Die Themen waren sowohl zeitlich als auch inhaltlich weit gespannt.
    Im ersten Block standen "Modelle", genauer bestimmte Ernährungsweisen im Mittelpunkt. Das betraf etwa die heutigen "regionalen Produkte" (Laurence Berard/Philippe Marchenay), die Mittelmeerküche (Allen Grieco) oder die mittelalterliche Küche Deutschlands (Trude Ehlert). Besonders überzeugend waren die Analysen von Henry Notaker über den Stellenwert von Kochbüchern bei der Nationalstaatbildung im 19. Jahrhundert sowie von Peter Scholliers über die Entstehung der "belgischen" Küche um 1900.
    Im zweiten Teil des Kongresses standen "Normen und Gebote" auf dem Prüfstand. Die antiken griechischen Vorstellungen von Gastfreundschaft und rechtem Mahl (Francois Lissarague) wurden dabei ebenso thematisiert wie kulinarische Kontakte und Konflikte von Christentum und Judentum (Ariel Toaff) sowie Islam (Teresa de Castro; Anna Matthaiou). Nicht vergessen wurde dabei auch der Blick auf die Normen der Anderen, die sich - wie das Verbot des Schweinefleischverzehrs im Islam zeigt - immer auch an Europa orientierten (Mohammed H. Benkheira).
    Der dritte Vortragsblock widmete sich schließlich den "Produkten". Die Veränderung des Fleischkonsums von der Antike bis zum Mittelalter (Patrice Meniel; Frédérique Audoin-Rouzeau) stand dabei ebenso zur Debatte wie der englische Pudding (Laura Mason) oder aber die österreichischen Nationalspeisen (Roman Sandgruber): Die Produkte werden zu Symbolträgern, zum Sinn- und Zielbild der Gesellschaft.
    In der abschließenden Gesprächsrunde bündelten Anthony Rowley, Adel P. den Hartog, Jean-Louis Flandrin, Massimo Montanari, Stephen Kaplan und Antoni Riera-Melis die Kongressergebnisse: Deutlich wurde dabei sowohl die Vielfalt der europäischen kulinarischen Identitäten als auch deren relative Einheitlichkeit im globalen Vergleich. Doch auch diese führenden Vertreter konnten nicht überdecken, dass die europäische Ernährungsgeschichte noch in vielen Bereichen erst in den Kinderschuhen steckt. Das Europäische Institut für Ernährungsgeschichte wird daher noch viel und sicher auch reizvolle Arbeit vor sich haben. Der nächste Kongress soll sich 2002 mit dem Thema "Ernährung und Gesundheit" beschäftigen - und wird damit sicherlich auch für Nichthistoriker interessante Anknüpfungspunkte bieten.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Geschichte / Archäologie, Medizin, Tier / Land / Forst
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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