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31.01.2001 11:42

Frauenförderpreise

Peter Pietschmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Ulm

    Weibliche Modelle
    Universität Ulm verleiht Frauenförderpreise 2001

    Im Rahmen des Dies academicus, 2. Februar, hat die Universität Ulm ihre Frauenförderpreise des Jahres 2001 verliehen. Für überdurchschnittliche wissenschaftliche Leistungen ausgezeichnet und entsprechend weitergefördert werden Dr. biol. hum. Annette Baumstark (Abteilung Humangenetik), Dipl.-Biol. Heike Gutekunst (Abteilung Mikrobiologie und Biotechnologie), Dipl.-Math. oec. Simone Klenk (Abteilung Stochastik) und Dr. rer. pol. Diana Stratmann-Schöne (Abteilung Gesundheitsökonomie).

    Wännchen und Meibchen

    Die geschlechtliche Entwicklung zum Männchen oder Weibchen läuft bei Säugetieren nach einem komplexen, kaskadenartig verknüpften Schema ab, das bislang noch weitgehend unerforscht ist. Einige der beteiligten Gene wurden bereits identifiziert, man geht aber davon aus, daß zahlreiche weitere beteiligt sind. Die meisten neuen Erkenntnisse auf diesem Gebiet stammen aus Untersuchungen an Patienten mit Geschlechtsumkehr, bzw. von Tiermodellen mit Abweichungen von der beim Säuger üblichen Chromosomenkonstellation XX/XY. Annette Baumstark konzentrierte sich in ihren molekulargenetischen Forschungen auf Patienten mit Swyer-Syndrom und die Nagergattung Ellobius lutescens (Persische Wühlmaus). Swyer-Patientinnen sind dem Äußeren nach bis auf einen auffälligen Genitalbereich normale Frauen, obwohl sie einen männlichen Geschlechtschromosomensatz XY besitzen. Als Ursache der chromosomalen Abweichung wurden bis dato verschiedene Mutationen, genetische Defekte und Verdopplung bestimmter Genabschnitte vermutet. Daß sie alle nicht für die Ausbildung des Swyer-Syndroms verantwortlich sind, konnte Baumstark nachweisen. Zugleich hat sie möglichwerweise auf einem der Gene den eigentlichen kritischen Punkt entdeckt.
    Von der Persischen Wühlmaus dürfte es nach den Elementarregeln der Genetik eigentlich nur Weibchen geben: beide Geschlechter tragen zwei X-Chromosomen. Ob weiblich oder männlich, muß demnach autosomal, also von einem oder mehreren der Nicht-Geschlechtschromosomen entschieden werden. Auch in diesem Fall erwiesen sich die beiden bisher als Ursachen angenommenen Gene in Baumstarks Tests als unbeteiligt. Die Frage nach dem Gen, das bei Ellobius lutescens die Geschlechterfrage regelt - und mit großer Wahrscheinlichkeit eine zentrale Rolle bei der Geschlechtsdeterminierung aller Säugetiere spielt - bleibt demnach offen.

    Was ein Bakterium steuert

    Heike Gutekunst hat sich in ihrer Diplomarbeit mit molekularbiologischen Untersuchungen an Streptococcus agalactiae beschäftigt. Dieses Bakterium ist sowohl harmloser Besiedler des menschlichen Darmtrakts als auch Hauptverursacher bakterieller Infektionen bei Neugeborenen. Gutekunst wollte herausfinden, wie Streptococcus im menschlichen Wirt jene Stellen erkennt, wo es sich an Epithelien anheften und in sie eindringen kann. Sie isolierte aus den Bakterien ein Gen, das möglicherweise eine wichtige Bedeutung im regulatorischen Netzwerk der Zelle besitzt. Mit Hilfe selbstentwickelter Zellkulturtechniken und biochemischer Bindungsstudien gelang es ihr nachzuweisen, daß der Verlust dieses Gens die Virulenz der Streptokokken dramatisch vermindert. Offenbar reguliert es im Bakterium die Synthese zahlreicher Proteine.

    Gesundheit gewichtet

    Das Forschungsfeld der ökonomischen Evaluation von Gesundheitsleistungen entwickelt sich mit enormer Dynamik. Während die Kosten methodisch relativ unproblematisch zu erfassen sind, setzt die Messung des medizinischen Erfolgs eine Verständigung darüber voraus, was man darunter verstehen will. Wurden hier anfangs eher technisch definierte Parameter bevorzugt, so setzt sich nun zunehmend die Auffassung durch, daß nicht nur die Lebenserwartung, sondern vor allem auch die Lebensqualität berücksichtigt werden muß. Dazu benötigt man einen Indexwert, der die verschiedenen Aspekte von »Gesundheit« zusammenfaßt, und zwar gewichtend nach der Bedeutung, die sie für die Patienten selbst haben. Ansätze gibt es zwar bereits. Dem in der Medizin anerkanntesten und meistverwendeten Fragebogen zur Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität, dem SF-36 und seiner Kurzform SF-12, fehlt jedoch die lebensqualitative Dimension. Stratmann-Schöne hat diese Lücke geschlossen. Ihr »präferenzbasierter Index« zum SF-12 ist das Ergebnis mehrerer systematischer Patientenbefragungen mit einem neu entwickelten Erhebungsinstrumentarium. Der empirische Teil entstand in enger Zusammenarbeit mit der Universitäts-Frauenklinik. Ganz besonders war es der Forscherin um die methodische Qualität ihres Konzepts zu tun. Deshalb ergänzte sie ihre Studie durch eine Reihe psychometrischer Tests.

    Über Keim und Korn

    In ihrer Diplomarbeit »Eine Invarianzeigenschaft des Boolschen Modells« untersucht Simone Klenk eine erstmals in den 80er Jahren angeregte Fragestellung der stochastischen Geometrie. Es geht um ein sogenanntes Keim-Korn-Modell, wie man es bei der statistischen Verarbeitung von Schwarz-Weiß-Bildern aus raumbezogenen Daten für Medizin, Umweltmonitoring und Telekommunikation verwendet. Das nach seinem Urherber benannte »Laslett-Theorem« behandelt hierbei die Frage, wie aus den beobachteten geometrischen Mustern auf die eigentlichen, nicht direkt beobachtbaren Bildinhalte geschlossen werden kann. Klenk verließ den bisher etablierten Argumentationsansatz, um auf der Theorie zufälliger Punktmuster eine neue, über das Laslett-Theorem hinausgehende Beweisidee aufzubauen und nach mathematischen Gesetzen abzusichern.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Mathematik, Medizin, Physik / Astronomie, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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