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22.01.2009 09:04

Der deutsche Schauerroman im Blickfeld

Dipl.-Journ. Carsten Heckmann Pressestelle
Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    In der Übergangszeit zwischen Aufklärung und Romantik entsteht eine populäre Schreibform, die schon zur Blütezeit als trivial abgewertet wurde und trotz moderner Kritik an Kanonisierungsprozessen unterbeleuchtet geblieben ist: der Schauerroman. Ende Januar 2009 widmet sich eine internationale Tagung des Instituts für Germanistik der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und des Department of Germanic Studies des Trinity College Dublin ausgiebig dieser spannenden literarischen Gattung.

    Unter dem Motto "Populäre Erscheinungen: Der deutsche Schauerroman um 1800 im internationalen Kontext" stehen in der Zeit vom 30. Januar bis 1. Februar 2009 im Interdisziplinären Zentrum für die Erforschung der Europäischen Aufklärung, Franckeplatz 1, Haus 54, 06110 Halle, Vorträge internationaler Referenten auf dem Programm.

    "Von internationalen Zeitgenossen um 1800 als Inbegriff der deutschen Kulturlandschaft angesehen ist der Schauerroman eine literarische Gattung, die wie keine andere sozialen Unsicherheiten und Ängsten um 1800 ein erfolgreiches Artikulationsmedium bot", erklärt Dr. Barry Murnane vom Institut für Germanistik der MLU, der die Organisation der Tagung übernommen hat. Obwohl die Domäne bei populären Autoren wie Carl Grosse und Heinrich Zschokke liegt, wird das kulturelle Gewicht des Schauerromans besser vorstellbar, wenn man Friedrich Schiller, E. T. A. Hoffmann, Ludwig Tieck, Jean Pauls Titan, August Vulpius' Rinaldo Rinaldini oder Johann Musäus' Märchensammlung auch berücksichtigt. Indes fungiert der Schauerroman als Reflexion einer zunehmenden Kontingenzerfahrung philosophischer und ästhetischer (Ir)Rationalität und soziokultureller Modernisierung.

    Der Schauerroman könne als - zugegeben: extremer - Paradefall der Epochenschwelle zwischen Aufklärung und Moderne verortet werden, der als provokative Verschärfung und Infragestellung der zentralen Vernunftprinzipien der Aufklärung entsteht, so Murnane. Seine spezifische und untersuchungswerte Leistung sei es, zentrale Diskurse und Streitfragen der Aufklärung über Einbildungskraft, Furcht, Schrecken, Aberglauben und das Wunderbare zu transformieren und zu seinem ausdrücklichen und reflektierten ästhetischen Programm zu machen.

    Zielsetzung der geplanten Tagung: Es gilt, der durch die desolate Forschungslage zu erklärenden fehlenden Schärfe in den Gattungsbeschreibungen wie in der literaturwissenschaftlichen Terminologie des Schauerromans entgegenzuwirken, um eine strikter differenzierte Gattungskonzeption zu erarbeiten. Außerdem geht es darum, den Schauerroman als populäres Grenzphänomen zwischen Aufklärung und Moderne in seiner Entstehung und kulturgeschichtlichen Bedeutsamkeit zu erfassen und somit auf der Grundlage gegenwärtiger literatur- und kulturwissenschaftlichen Methoden erstmals differenziert und im Dialog zu untersuchen. Dabei wird zu herauszufinden sein, inwiefern zeitgenössische Theorien wie Derridas hantologie, Diskursanalyse oder die Systemtheorie zu einer neuen Sichtweise auf die symbolischen und metaphorischen Gestalten des Schauerromans wie Gespenster, Doppelgänger und Monster beitragen können.

    Ansprechpartner:
    Dr. Barry Murnane
    Institut für Germanistik
    Telefon: 0345 55 23595
    E-Mail: barry.murnane@izea.uni-halle.de


    Weitere Informationen:

    http://www.verwaltung.uni-halle.de/pressedb/pressedokumente/php10E8.tmp200901081... Das Tagungsprogramm (PDF-Dokument)


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Sprache / Literatur
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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