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22.01.2009 09:59

Eine ungewöhnliche Bibelübersetzung: Das griechische Alte Testament wird erstmals auf Deutsch zugänglich

Gerhild Sieber Presse- und Informationszentrum
Universität des Saarlandes

    Fast zehn Jahre lang haben Professor Wolfgang Kraus von der Fachrichtung Evangelische Theologie der Saar-Universität und sein Kollege Professor Martin Karrer aus Wuppertal ein ehrgeiziges Bibel-Großprojekt geleitet: Mit einem Team von über 80 Wissenschaftlern haben sie die Septuaginta - die altgriechische Ausgabe des Alten Testaments - erstmalig ins Deutsche übersetzt. Nun ist die Arbeit an dem 1500 Seiten dicken Übersetzungsband abgeschlossen: Die erste Ausgabe der deutschen Übersetzung wird der Öffentlichkeit am Mittwoch, dem 28. Januar 2009, in Berlin präsentiert.

    Legenden sind hartnäckig. So auch die, dass im antiken Alexandria 72 jüdische Übersetzer die hebräische Bibel in 72 Tagen auf wundersame Weise gleichlautend ins Griechische übersetzt hätten. In Wirklichkeit war der Übersetzungsprozess viel komplizierter. Bis heute erinnert aber der Name "Septuaginta" (das bedeutet: "siebzig") an diese Entstehungslegende des griechischen Alten Testaments. Die Septuaginta war die größte Übersetzungsleistung der Antike. Und: Lange Zeit war sie die "Ausgabe" des Alten Testaments, auf der die christliche Kirche fußte und die die Christen der ersten Jahrhunderte benutzten. Viele theologische Aussagen - am prominentesten die von der Geburt Jesu durch eine Jungfrau - sind nur verständlich, wenn man die griechische Version der Bibel kennt. Überdies ist sie bis heute die Heilige Schrift der Orthodoxen Kirchen. Trotzdem wurde die Septuaginta bislang noch nie ins Deutsche übersetzt. Die Lutherbibel und alle ihre Nachfolger bis zur viel diskutierten "Bibel in gerechter Sprache" hielten sich maßgeblich an den hebräischen Text.

    Die neue Bibelübersetzung bemüht sich nicht um Modernisierungen oder einen leicht eingängigen Ton. Sie versucht vielmehr, das eigentümliche und manchmal schwerfällige Griechisch einzufangen, das in der Zeit vor und um Jesu Geburt im östlichen Mittelmeerraum gesprochen wurde. Um die Septuaginta zu lesen, waren bisher sehr gute Griechisch-Kenntnisse erforderlich, da eine Übersetzung ins Deutsche fehlte. Daher stand das griechische Alte Testament immer im Schatten der Aufmerksamkeit und teilweise auch der Forschung. Mit der Veröffentlichung der ersten Septuaginta-Übersetzung wird dieser Mangel behoben.

    Für seine Umsetzung verantwortlich waren Theologen, Philologen und Althistoriker, die die Hauptherausgeber Prof. Wolfgang Kraus und Prof. Martin Karrer zu einem Team zusammengebunden haben. Zeitweise arbeiteten über 80 Wissenschaftler an dem Projekt, das seit 1999 von einer eigenen Arbeitsstelle koordiniert wurde und großzügige Förderung von der Evangelischen Kirche im Rheinland und der Deutschen Bibelgesellschaft erhielt. Zu den Übersetzern gehören evangelische, katholische und orthodoxe Christen, die ihre Übersetzungsfragen nicht zuletzt mit jüdischen Gelehrten diskutierten. Bisher einmalig: Das Geleitwort der neuen deutschen Übersetzung wurde auch von einem Rabbiner unterzeichnet. So entstand ein wahrhaft "ökumenisches", die christlichen Konfessionen untereinander und mit dem Judentum verbindendes Projekt.

    Dem nun veröffentlichten Übersetzungsband, der 1500 Seiten dick ist, wird in absehbarer Zeit ein weiterer Doppelband mit wissenschaftlichen Erläuterungen zur griechischen Bibel folgen. Darüber hinaus planen die Herausgeber weitere Publikationen, die den Rang der Septuaginta als Quelle für wichtige Einsichten in die Weitergabe des alttestamentlichen Textes und als eine der Grundlagen europäischer Kultur erkennen lassen.

    Die Präsentation findet statt am 28. Januar 2009 um 15.30 Uhr in Berlin im Haus des Bevollmächtigten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Charlottenstraße 53/54.

    Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
    Prof. Dr. Wolfgang Kraus
    Tel. (0681) 302-3144, 3664
    E-Mail: w.kraus@mx.uni-saarland.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Religion
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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