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03.02.2009 10:48

Kulturökologie und Literatur

Klaus P. Prem Presse - Öffentlichkeitsarbeit - Information
Universität Augsburg

    Ein vom Augsburger Amerikanisten Hubert Zapf herausgegebener Sammelband mit 20 Beiträgen zu einem transdisziplinären Paradigma der Literaturwissenschaft

    Augsburg/CW - Unter dem Titel "Kulturökologie und Literatur - Beiträge zu einem interdisziplinären Paradigma der Literaturwissenschaft" legt ein vom Augsburger Amerikanisten Prof. Dr. Hubert Zapf herausgegebener Sammelband eine kulturökologische Sichtweise auf literarische Texte. Die Beiträge beschränken sich in keiner Weise auf das Verhältnis von Natur und Mensch. Vielmehr wird in mehreren Kapiteln zu bestimmten Aspekten der Kulturökologie sowie in Fallstudien zu einzelnen Autoren die Bedeutung der Kulturökologie für die Literatur ausgeleuchtet. Anspruch des 20 Aufsätze umfassenden Bandes ist es, das ganze Spektrum der Aspekte, Fragestellungen und Anwendungsmöglichkeiten zu erforschen, das ein kulturökologischer Ansatz für die Literaturwissenschaft eröffnet.

    Der im Untertitel des Bandes - "Beiträge zu einem interdisziplinären Paradigma der Literaturwissenschaft" - verwendete Paradigma-Begriff wird hier nicht fundamentalistisch oder grundsätzlich innovativ verstanden, sondern im ursprünglichen Wortsinn als Beispiel. So liefert das Buch neben acht allgemeinen Zugängen zum Thema zwölf Anwenderbeispiele, die sich auf konkrete literarische Texte beziehen.

    Die Ökologie und ihr Verhältnis zur Literatur

    Unter dem Stichwort des Ecocriticism hat sich zu Beginn des 21. Jahrhunderts eine ökologisch orientierte Betrachtungsweise der Literatur herausgebildet. Diese Betrachtungsweise, erläutert Zapf, öffne die Literaturwissenschaft für einen größeren und transdisziplinären Diskurszusammenhang über die Beziehung von Natur und Kultur. Diese Beziehung sei in der Literatur von jeher von besonderer Komplexität wie Intensität gewesen und sie gewinne in den verschiedensten wissenschaftlichen Disziplinen zunehmend an Aktualität. Seine besondere Bedeutung für die Literaturwissenschaft beziehe dieser transdisziplinäre Zugang aus dem Umstand, dass hier Texte nicht einfach unter allgemein ökologischen Prinzipien subsumiert, sondern die spezifischen, in der kulturellen Evolution herausgebildeten Formen und Funktionen literarischer Textualität in den Mittelpunkt gerückt werden. Darin sieht Zapf die besondere Leistung des Dialogs zwischen Literatur und Kulturökologie.

    Kern der Theorie zu einer kulturökologisch geprägten Literatur steht die These, dass einzelne literarische Werke in ihrer inneren Struktur einem ökologischen System ähnlich beschrieben werden können. Eine zentrale Funktion der kulturökologischen Betrachtung fiktionaler Literatur liegt darin, marginalisierte Kräfte zu inszenieren und sie so in das Gesamtsystem von Kultur wieder einzubetten.

    Eröffnung neuer Lesarten und Freilegung weiterer Tiefenschichten

    Während sich die Beiträge im ersten Teil des Bandes dem kulturökologischen Ansatz allgemein widmen, werden die hier die entwickelten Modelle und Modellentwürfe in den 12 Fallstudien des zweiten Teils praktisch angewandt, und zwar anhand literarischer Texte von Henry D. Thoreau, Hermann Melville, Richard Jeffries, Edward Thomas, Bertolt Brecht, Elias Canetti, Gabriel García Márquez, Michael Ondaatjes, David Lodge, Cormac McCarthy, Hansjörg Schneider, Philip Roth, Marc Estrin und Frank Schätzing:

    Was hat Melvilles "Bartleby" mit Ökologie zu tun? Wie versteht Elias Canetti Natur? In welches Verhältnis stellt Brecht im "Baal" die Kräfte Natur, Kultur und Kreativität? Weshalb entwerfen Márquez in "Hundert Jahre Einsamkeit" und Ondaatje in "Running in the Family" eine Gegenwelt zum kulturellen Realitätssystem? Soll Schneiders Roman "Das Wasserzeichen" als Kulturgeschichte des Wassers gelesen werden? Erweist sich Philip Roths "The Human Stain" als ambivalentes Konzept, das Kultur-Natur-Gegensätze auflöst, diese Gegensätze aber gleichzeitig beleuchtet? Mit welcher Intention führt Schätzing in seinem Thriller "Der Schwarm" einen ökologischen Diskurs?

    Aus den Beispielen wird deutlich, dass der kulturökologische Ansatz u. U. neue, zusätzliche Lesarten eröffnen und so weitere Tiefenschichten literarischer Texte freilegen kann.

    Autoren aus Deutschland, Polen, der Türkei und den USA

    Neben dem Herausgeber Hubert Zapf selbst haben 19 auf dem Gebiet der Kulturökologie bereits erfahrene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, Polen, der Türkei und den USA Aufsätze zu dem Band beigesteuert: Sabine Anders, Canan Ayhan-Erdogan, Andrea Bartl, Christina Caupert, Funda Cicelekoglu, Marion Gymnich, Ewelina Krok, Dennis Mahoney, Ewa Mayer, Timo Müller, Verena-Susanna Nungesser, Anne Peiter, Henning Peters, Erik Redling, Michael Sauter, Dieter Schulz, Hans Ulrich Seeber, Berbeli Wanning und Jörg Wesche.
    _________________________________________

    Zapf Hubert (Hg.): Kulturökologie und Literatur - Beiträge zu einem interdisziplinären Paradigma der Literaturwissenschaft, Anglistische Forschungen, Band 387, Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2008, 362 Seiten, 55,- Euro, ISBN 978-3-8253-5486-2.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Kulturwissenschaften, Sprache / Literatur
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     


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