Die Vergabe von Finanzmitteln nach leistungsorientierten Formeln als zentrales Element aktueller Hochschulsteuerung weist in Berlin zwei Besonderheiten auf: Die lange Laufzeit seit 2002 für die staatlichen Universitäten und Fachhochschulen sowie die Übertragung des Modells auch auf die künstlerischen Hochschulen seit 2005.
Die HIS Hochschul-Informations-System GmbH legt nun im Auftrag der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung eine Evaluation des Verfahrens vor, die diesen Besonderheiten und den unterschiedlichen Effekten bezogen auf die verschiedenen Hochschularten Rechnung trägt sowie mögliche Weiterentwicklungen der Hochschulfinanzierung in Berlin analysiert.
In Berlin wird jeweils ein Teil der Zuweisungen an die Hochschulen (derzeit 30 Prozent der bereinigten konsumtiven Zuschüsse) einbehalten und nach Leistungskriterien umverteilt. Dabei findet eine Differenzierung nach Hochschularten, Fächergruppen und den drei Aufgabenbereichen Lehre, Forschung und Gleichstellung statt. Primäres Ziel eines solchen indikatorbasierten Mittelvergabemodells ist die Schaffung von Leistungsanreizen durch Wettbewerb. Dies setzt zugleich ein Mindestmaß an Vorhersagbarkeit und Nachvollziehbarkeit des Verfahrens und seiner Ergebnisse voraus.
Die nun abgeschlossene Evaluation des Verfahrens der leistungsbezogenen Mittelvergabe in Berlin ging den Fragen nach, inwiefern das angewandte Modell den Anforderungen der Transparenz und Verlässlichkeit gerecht wird, welche Umverteilungseffekte sich zeigen und welche Anreizwirkungen deutlich werden. Ferner wurde betrachtet, inwiefern das Landesmodell sich auch auf die hochschulinterne Mittelvergabe auswirkt. Die methodische Grundlage bildeten schriftliche Stellungnahmen der Hochschulen, Leitfadeninterviews mit Vertretern der Hochschulen und der Senatsverwaltung sowie eigene Modellrechnungen.
Die Untersuchung verdeutlicht, dass sich das praktizierte Modell der leistungsbezogenen Mittelvergabe insbesondere in den Verteilkreisen der Universitäten und Fachhochschulen im Wesentlichen bewährt hat. Hier genießt das Verfahren eine hohe Akzeptanz. Zugleich sind die Umverteilungseffekte geeignet, Leistungsanreize zu setzen, ohne jedoch die mit den Hochschulverträgen gegebene Planungssicherheit der Hochschulen zu gefährden. Eine in die Studie integrierte Zeitreihenanalyse veranschaulicht darüber hinaus Leistungssteigerungen der Hochschulen beispielsweise bei der Erfolgsquote im Bereich der Lehre oder bei den Drittmittelausgaben im Bereich der Forschung.
Bei den künstlerischen Hochschulen entstehen besondere Problemlagen durch die starke Unterschiedlichkeit der beteiligten Hochschulen sowie durch die Tatsache, dass in jeder Fächergruppe jeweils nur eine der drei Spartenhochschulen mit der Universität der Künste konkurriert. Dabei waren die Gewinnchancen der Hochschulen in den vergangenen Jahren stark unterschiedlich verteilt. Um diesen Effekt abzumildern, empfiehlt HIS eine Gewichtung der Leistungsdaten mit der Einlagenhöhe der Hochschule, wie sie bei den Fachhochschulen bereits stattfindet. Bei den künstlerischen Hochschulen erreichten die Umverteilungseffekte zudem ein beachtliches Ausmaß, wodurch die zuletzt noch vorhandene Kappungsgrenze für Verluste bei zehn Prozent tangiert wurde. Darum schlägt HIS vor, entweder den Budgetanteil für die leistungsbezogene Mittelvergabe zu senken oder aber die Kappungsgrenze bei einem niedrigeren Prozentwert anzusetzen, um die Planungssicherheit für die Hochschulen zu wahren.
Kritisch beurteilt HIS außerdem die Transparenz des Systems. Die Studie zeigt auf, dass die Verrechnung der Indikatordaten in den verschiedenen Verteilkreisen uneinheitlich erfolgt und der jeweilige Berechnungsmodus erhebliche Ergebnisrelevanz entfaltet. Auch die Vielzahl der verwendeten Indikatoren (elf bei den Universitäten, jeweils zehn bei den Fachhochschulen und künstlerischen Hochschulen) trägt zu der insgesamt hohen Komplexität des Modells bei. Vor diesem Hintergrund empfiehlt HIS eine Reduktion der Indikatorenanzahl und eine stärkere Vereinheitlichung der Berechnungsmodalitäten. Weitere diskutierte Modifikationen betreffen die Abgrenzung einzelner Indikatoren, die Bezugsgrößen zur Ermittlung von Leistungsquoten sowie die mögliche Streichung vorhandener Sondergewichtungen.
Die Printversion von "Evaluation der leistungsbezogenen Mittelvergabe an die Berliner Hochschulen" können Interessent/inn/en gegen eine Schutzgebühr von 20,- € direkt bei HIS bestellen. Die gesamte Publikation steht alternativ als PDF-Download unter http://www.his.de/pdf/pub_fh/fh-200901.pdf kostenlos zur Verfügung.
Nähere Auskünfte:
Dr. Michael Jaeger
Tel: 0511 / 1220-377
m.jaeger@his.de
Dr. Susanne In der Smitten
Tel: 0511 / 1220-362
smitten@his.de
Pressekontakt:
Theo Hafner
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hafner@his.de
Tanja Barthelmes
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barthelmes@his.de
Über HIS
Die HIS Hochschul-Informations-System GmbH unterstützt die Hochschulen und ihre Verwaltungen sowie die staatliche Hochschulpolitik als Dienstleister im Bemühen um eine effektive Erfüllung ihrer Aufgaben. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf Aktivitäten
o als Softwarehaus der Hochschulverwaltungen
o im Sektor Hochschulforschung in Form von empirischen Untersuchungen und anderen Expertisen
o im Bereich Hochschulentwicklung mit den zentralen Themenfeldern Hochschulmanagement, Hochschulorganisation und Hochschulbau
http://www.his.de/pdf/pub_fh/fh-200901.pdf - kostenloser Download Forum Hochschule 1|2009
Evaluation der leistungsbezogenen Mittelvergabe an die Berliner Hochschulen
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