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03.10.1997 00:00

Von der Pike auf neu angefangen

Jochen Brinkmann Kontaktstelle Schule - Universität
Technische Universität Clausthal

    "Von der Pike auf neu angefangen" Ein deutsch-deutscher Lebensweg Professor Bunge zum 65. Geburtstag

    Anläßlich der Emeritierung von Professor Dr. Dr. h.c. Hans Joachim Bunge lud das Institut für Metallkunde und Metallphysik zu einem Festkolloquium in die Aula ein, eingebettet in die Internationale Tagung Textur und Anisotropie polykristalliner Stoffe. Die Konferenz wurde von Professor Dr. Robert Schwarzer ausgerichtet. Professor Bunges langjähriger wissenschaftlicher Weggefährte und Freund, Professor Dr. Frank Haeßner, heute Emeritus des Institutes für Werkstoffe der TU Braunschweig, erinnert: Sie lernten sich "auf dem Weg nach Oben" kennen, Haeßner am Max-Planck-Institut für Metallforschung in Stuttgart, Bunge am Institut für Strukturforschung der Deutschen Akademie der Wissenschaften in Berlin, Adlershof. Die Beiden arbeiteten an verwandten, nicht konkurrierenden, sich gut ergänzenden Fragestellungen. Haeßner hatte in Stuttgart an gewalztem Kupfer an vielen definierten Stellen die jeweilige Orientierung elektronenmikroskopisch gemessen und ferner die Polfiguren global röntgenographisch bestimmt. Bunge konnte aus diesen Daten Orientierungsverteilungsdaten berechnen. Man tat sich zusammen. In fünf Jahren konnten Haeßner und Bunge sich nur drei Mal sehen, den Hauptteil der Debatten nur brieflich erledigen. Niedergelegt in 34 Briefen. Professor Haeßner erzählt: "Ich besuchte Sie in Ostberlin. Sie holten mich am Bahnhof Friedrichstraße ab. Diesen innerdeutschen Übergang, die düsteren Kellergewölbe, habe ich als Alptraum in Erinnerung. " Die Lebens- und Arbeitsbedingungen wurden einengender, das Ehepaar Bunge unternahm einen Fluchtversuch, wurde gefaßt und kam nach einem Jahr DDR-Haft auf Intervention des Clausthaler Professors Wassermann und anderer wissenschaftlicher Freunde via Häftlingsfreikauf in den Westen. Ihren Sohn hatte das Ehepaar Bunge bei Verwandten zurücklassen müssen. Professor Haeßner beschreibt die Situation bei der Ankunft in Clausthal-Zellerfeld: "Untergebracht waren Sie bei Frau Lammers, einer früheren Institutsmitarbeiterin, in einem möblierten Einzimmer-Appartement im Souterrain im Ahornweg 9. Viel mehr konnten Sie sich auch nicht leisten, denn Sie lebten von Arbeitslosenunterstützung. Sie mußten von der Pike auf ganz neu anfangen. Ihr Startkapital war Ihr wissenschaftliches Renommee. Das hat man Ihnen nicht nehmen können. "Und dieses Startkapital erwies sich als erfolgsträchtig: Dr. Bunge wurde Nachfolger auf dem Wassermann-Lehrstuhl am Institut für Metallkunde und Metallphysik der TU Clausthal, setzte seinen wissenschaftlichen Weg fort. Viele internationale Tagungen zeugen von der Attraktionskraft der mit ihm verbundenen Wissenschaftler am Institut für Metallkunde und Metallphysik. Professor Bunge hielt Gastvorlesungen in China, ist Ehrendoktor der Partner-Universität Metz in Frankreich, plant derzeit halbjährige Forschungsaufenthalte in Frankreich und Süd-Korea. Dort ist sein Schüler Pak Professor an der aufstrebenden Technischen Kumoh-Universität. Der Sohn fand gleichfalls den Weg aus der DDR und ist gegenwärtig - im Anschluß an einen Amerikaaufenthalt - als Post- Doc an einem geophysikalischen Forschungsinstitut in Paris. Zur Zeit ist das Ehepaar Bunge in Jekaterinenburg. Zweck: Wissenschaftlicher Austausch. Wer in anerkannter Weise auf einem relevanten wissenschaftlichen Gebiet arbeitet, wird von der scientific community rege "nachgefragt".


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