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15.02.2001 12:29

Den sächsischen Landtagen auf der Spur

Dipl.-Ing. Mario Steinebach Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
Technische Universität Chemnitz

    Den sächsischen Landtagen auf der Spur
    Volkswagen-Stiftung fördert regionalgeschichtliches Projekt an der TU Chemnitz

    Von 1438 bis zum Inkraftsetzung der von den Ständen angenommenen Verfassung 1831 wurde das politische Geschehen in Kursachsen maßgeblich von den Landständen beeinflusst, die sich aus der Kurie der Prälaten, Grafen und Herren, der Kurie der Ritterschaft und der Kurie der Städte zusammensetzten. Eine reiche Fundgrube für Historiker sind die Landtagsüberlieferungen der Schönburgischen Herrschaften im Staatsarchiv Chemnitz, wo sich in zahlreichen Regalen dicke Aktenbände stapeln.

    Jahrhunderte lang bestimmten die Herren von Schönburg die Geschichte in Südwestsachsen. Zu ihren Besitzungen gehörten die Rezessherrschaften Glauchau, Waldenburg, Hartenstein, Lichtenstein und Stein sowie die Lehnherrschaften Wechselburg, Rochsburg und Penig. Die Herren von Schönburg zählten sowohl zu den Reichsständen des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation als auch zu den Landständen der sächsischen Kurfürsten und der böhmischen Könige. Es gelang ihnen bis ins 18. Jahrhundert ihre historisch fast einmalige verfassungsrechtliche Sonderstellung zu bewahren und eigene staatliche Strukturen zu entwickeln. Die Schönburger hatten sogar eine eigene Behördenorganisation und eigene Beamte. Natürlich blieben da Auseinandersetzungen mit den sächsischen Kurfürsten nicht aus. Erst der Rezess von 1740 mit Kursachsen beendete endgültig die durch die Reichsunmittelbarkeit begründete Eigenständigkeit der Herren von Schönburg.

    Seit 1998 fördert die Volkswagen-Stiftung Hannover am Fachgebiet Geschichte der TU Chemnitz ein Projekt, das sich der Erschließung der Landtagsüberlieferung anhand des Bestandes der Herren von Schönburg widmet. Damit werden erstmals die einzelnen Schriften der Land- und Ausschsstage systematisch erfasst. Britta Günther, Historikerin an der Professur Regionalgeschichte Sachsens, entwickelte dafür eine Datenbank, mit der ein Spezialinventar zu den einzelnen Landtagen von 1438 bis 1831 erstellt wird. Über 5.000 Einträge wurden bereits aufgenommen. Die Datensätze enthalten kurze Inhaltsangaben der einzelnen Landtagsschriften, sämtliche Schreiben der Gesandten der Herren von Schönburg auf dem Landtag an dieselben sowie eine umfangreiche Übersicht der Landtagsergebnisse - abgesehen von einigen Lücken im 15. und 16. Jahrhundert. "Interessant sind besonders die Briefe, Berichte und Diarien der Gesandten der Herren von Schönburg, die sich in großer Anzahl im Bestand der Schönburgischen Herrschaften befinden. Sie ermöglichen einen Blick hinter die Kulissen des Landtagsgeschehens und geben Meinungen und Handlungen wieder, die nicht Bestandteil der politischen Schriften der Ständeversammlungen waren", erklärt Günther.

    Durch den mit der systematischen Erschließung der Landtagsakten gewonnenen Überblick über sämtliche sächsischen Land- und Ausschusstage kann nun die Entwicklung der landesherrlichen Politik zu gewissen Fragen beobachtet werden. Hierzu gehört beispielsweise die Einführung der Generalkonsumtionsakzise und des Stempelpapiers.

    Projektleiter Professor Reiner Groß berichtet, dass die Auswertung des Archivmaterials nicht immer einfach war: "In einigen Sachakten herrschte ein großes Durcheinander. Nicht selten waren Aktentitel fehlerhaft oder lagen als lose Blätter in den Aktendeckeln." Nach monatelanger Datenerfassung ermöglicht die Datenbank jetzt einen schnellen Zugriff auf Informationen rund um die sächsischen Landtage. Prof. Groß bereitet gegenwärtig eine Edition der sächsischen Landtagsakten vor. Ihr Ausmaß: mehr als 150 Bände.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Philosophie / Ethik, Politik, Recht, Religion, Sprache / Literatur
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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